Der
Forschungscampus Mittelhessen (FCMH) ist bei der elften Förderstaffel der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer
Exzellenz (LOEWE) mit beiden eingereichten Anträgen erfolgreich. Im Förderzeitraum
von 2019 bis 2022 werden die Projekte „MOSLA – Molekulare Speicher zur Langzeitarchivierung“ sowie „Natur 4.0 – Flächendeckendes Naturschutzmonitoring
durch vernetzte Sensorik und integrative Datenanalyse“ mit insgesamt neun Millionen Euro als LOEWE-Schwerpunkte gefördert. Bei beiden Schwerpunkten
ist die Philipps-Universität Marburg (UMR) federführend; die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist jeweils beteiligt.
MOSLA – Molekulare Speicher zur Langzeit-Archivierung
Im LOEWE-Schwerpunkt „MOSLA – Molekulare Speicher zur Langzeit-Archivierung“ geht es um die Frage, wie sich digital gespeicherte Informationen langfristig
und ohne Datenverlust für die Zukunft archivieren lassen. Der Schwerpunkt wird mit 4.228.732 Euro für den Zeitraum 2019 bis 2022 gefördert. Neben
der federführenden UMR sind die JLU und die Technische Universität (TU) Darmstadt beteiligt.
„Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit dieser Förderung unserem Ziel etwas näher kommen, durch die Bündelung der Stärken der interdisziplinären
Forschergruppen eine neue, disruptive Technologie für die Langzeitarchivierung zu entwickeln“, sagt der Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts, Prof.
Dr. Dominik Heider von der UMR.
Das Forschungsvorhaben soll neue Lösungsansätze zur Langzeitspeicherung von Informationen in molekularbiologischen und chemischen Systemen erforschen.
Damit würde es das Problem des „Digital Dark Age“ lösen, also die Gefahr, dass in der Zukunft Datenträger von heute nicht mehr gelesen werden können.
Die neue Technologie birgt ein immenses Potenzial zur Speicherung beliebiger Informationen mit einer Datendichte von einer Milliarde Terabyte pro
Gramm und einer enormen molekularen Stabilität. Neben der technischen Realisierung von Informationsspeicherung ist die spätere Dekodierung ein
zentrales Thema langzeitgespeicherter Informationen und wird in MOSLA durch das Zusammenwirken von linguistischer, genetischer und chemischer Informationscodierung
angegangen.
„Natur 4.0 – Flächendeckendes Naturschutzmonitoring durch vernetzte Sensorik und integrative Datenanalyse“
Wie kann man Daten zur Umweltbeobachtung umfassend erheben und so zusammenführen, dass sie für differenzierte Naturschutzstrategien genutzt werden
können? Dieser Frage gehen Forscherinnen und Forscher im LOEWE-Schwerpunkt „Natur 4.0 – Flächendeckendes Naturschutzmonitoring durch vernetzte
Sensorik und integrative Datenanalyse“ nach. Auch hier hat die UMR die Federführung und arbeitet in dem mit 4.775.184 Euro geförderten Schwerpunkt
mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt, mit der JLU und mit der TU Darmstadt zusammen.
Der Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts Prof. Dr. Thomas Nauss von der UMR betont: „Der Umweltwandel und die damit verbundenen Veränderungen in der
biologischen Vielfalt stellen die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Wie die Diskussion über den Rückgang von Insekten aber gezeigt
hat, fehlen uns verlässliche Daten zur Artvielfalt und damit verknüpfter Ökosystemleistungen wie beispielsweise Pflanzenbestäubung. Genau hier
setzt Natur 4.0 an, in dem Informatiker, Biologen und Geographen gemeinsam automatisierte Mess- und Auswertesysteme zur hoch aufgelösten Beobachtung
von Arten und Lebensräumen entwickeln.“
Um die Natur zu schützen, muss man sie beobachten und bewerten. Ziel des Forschungsprojektes ist die Entwicklung neuer Methoden zum flächendeckenden
Naturschutzmonitoring. Das Vorhaben kombiniert naturschutzfachliche Expertenaufnahmen und vernetzte Fernerkundungs- und Umweltsensoren, die
an unbemannten Flugobjekten sowie einzelnen Tieren angebracht, aber auch in bürgerwissenschaftlichen Projekten oder Expertenstudien eingesetzt
werden sollen. Natur 4.0 ermöglicht die differenzierte und kosteneffektive Beobachtung von naturschutzrelevanten Gebieten sowie die Entwicklung
von Frühwarnindikatoren, zum Beispiel bei zeitlichen Veränderungen der Eigenschaften von Mikrohabitaten oder Bewegungsprofilen.
Weitere Informationen:
Der Forschungscampus Mittelhessen ist eine hochschulübergreifende Einrichtung nach §47 des
Hessischen Hochschulgesetzes der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Philipps-Universität Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen
zur Stärkung der regionalen Verbundbildung in der Forschung, Nachwuchsförderung und Forschungsinfrastruktur. Die gemeinsamen Aktionsfelder
„Mikrobiologie und Virologie“ sowie „Klima und Klimafolgenforschung gehören zu den strategisch zentralen Campus-Schwerpunkten des Forschungscampus
Mittelhessen.
Website des Campus-Schwerpunkts „Mikrobiologie und Virologie“: www.fcmh.de/mv
Website des Campus-Schwerpunkts „Klima und Klimafolgenforschung“: www.fcmh.de/klima