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„PER – mein letztes Jahr im Profisport”: 5 Fragen an Regisseur Tim Kraushaar

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 8 min. Lesezeit

Kurzinhalt

Früher gab es für Per Günther nur eine große Leidenschaft: den Basketball. Obwohl seine Chancen auf eine Profikarriere als kleiner, eher schmächtiger Spieler zunächst schlecht stehen, übertrifft er immer wieder alle Erwartungen, die ihm entgegen gebracht werden. So wird der Ulmer Profisportler wegen seiner Spielweise und seinem ehrlichen Charakter sogar über die Jahre zu einem Aushängeschild der deutschen Basketball-Bundesliga. Allein über den Sport wollte er sich dennoch nie definieren.

Als aus jugendlicher Liebe irgendwann unromantischer Berufsalltag wird, sucht er nach Interessen außerhalb des Basketballs und absolviert ein Studium, welches ihm Möglichkeiten abseits des Spielfeldes bietet. Verletzungen, ein drohendes Burnout und die wenige Zeit für seine Familie lassen ihn bereits seit mehreren Jahren an das Karriereende denken. Im Sommer 2022 ist es dann soweit: Nach exakt 500 Spielen in der Bundesliga und insgesamt 14 Jahren bei ratiopharm ulm beendet Per Günther seine Karriere.

Fünf Fragen an den Regisseur des Films über Per Günther, Tim Kraushaar:

„PER – mein letztes Jahr im Profisport“ ist deine erste große Regie-Arbeit gewesen. Was hat dich dazu motiviert, diese Dokumentation umzusetzen?

Ich spiele selbst, seit ich 8 Jahre alt bin, Basketball. Schnell wurde mir damals klar, dass dies mehr als nur ein Hobby für mich ist. Ich träumte seit Kindertagen von einer Karriere als Profi-Basketballer. Mit 16 Jahren unterschrieb ich dann einen Dreijahresvertrag bei ratiopharm Ulm.

Aber nach einem Jahr in Ulm kamen bei mir Zweifel auf, ob das Leben als Profisportler wirklich das Richtige für mich ist. Letztlich entschied ich mich für einen anderen Lebensweg und habe meine zweite Leidenschaft, den Film, gefunden. Mir war immer klar, dass ich eines Tages meine zwei Leidenschaften verbinden möchte. Mit dieser Dokumentation ist mir das gelungen.

Warum wurde es dann ausgerechnet eine Doku über Per Günther?

Durch meine Zeit bei ratiopharm ulm und weil Per genau wie ich gebürtiger Gießener ist, war er mir schon lange ein Begriff. Außerdem war Per damals einer von wenigen deutschen Aufbauspielern. Per war für seine ehrliche Meinung bekannt, für seine teils kritischen Ansichten gegenüber dem Profisport und für seine humorvollen Social Media Posts.

Nach seinen 14 Jahren in Ulm hatte er bei Basketballfans einen gewissen Legenden-Status. Als er vor anderthalb Jahren sein Karriere- Ende bekannt gab, war mir schnell klar: Wenn ich irgendwann mal einen Film über Basketball machen möchte, könnte er ein guter Protagonist sein, weil er authentische Statements und Selbstreflexion liefert.

Du hast dich durch etliches Archivmaterial von Pers Karriere gearbeitet, ihn und seine Familie mehrmals Zuhause besucht und mit vielen seiner Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter Interviews geführt. Welche Situation aus dem letzten Jahr von Per Günthers Karriere ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Ganz klar: mit Abstand das Highlight war das letzte Spiel. Ich habe schon viele Basketballspiele live gesehen. Aber kein Spiel war bisher für mich so besonders wie das letzte Spiel von Per. Die Atmosphäre in der Halle hat mich sehr berührt, ich hatte gefühlt durchgängig Gänsehaut. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Moment so hautnah miterleben durfte.

Die Dokumentation soll nicht nur Sportfans ansprechen, sondern legt auch den Fokus auf Per als Menschen abseits des Basketballfeldes. Wie zeigt sich das in der Umsetzung?

Per selbst hat in einem Interview unserer Doku gesagt, dass er sich nicht nur über die sportlichen Erfolge definieren möchte. So ist er zum Beispiel auch auf sein abgeschlossenes Studium stolz. Das macht es leicht, Per auch abseits vom Basketball zu betrachten. Wir haben ihn mit der Kamera begleitet, als er beispielsweise Zeit mit seinen Kindern verbracht hat, als seine Kumpels und er Golf gezockt haben oder auch in ganz alltäglichen Situationen wie dem Wohnungsputz.

Für mich war es bei den Drehs immer sehr angenehm zu sehen, wie bodenständig er und sein Umfeld sind. Und ich glaube, die Zuschauer:innen werden beim Film immer wieder bemerken, was für eine ironische, trockene Art Per hat.

Großes Thema in „PER“ ist natürlich auch die Frage, was Per Günther nach seinem Karriereende machen wird. Darüber hast du unter anderem mit ihm, seiner Familie und Ex-Basketballern gesprochen. Was denken die, was Per jetzt machen wird – und was denkst du ganz persönlich?

Für Per steht nun erst einmal die Familie an erster Stelle. Seine Frau Leonie und die zwei Jungs mussten in den letzten Jahren oft zurückstecken, weil die Verpflichtungen als Profisportler kaum Zeit für das Privatleben gelassen haben. Die Familie ist außerdem kurz nach dem letzten Spiel nach Hamburg gezogen.

Ich glaube, Per wird sich dort erstmal Zeit nehmen, das Leben zu genießen. Und meine Interviewpartner:innen und ich sind uns einig darin, dass Per in keinen steifen Büro-Job passt. Ich glaube, er wird dem Basketball zumindest teilweise erhalten bleiben – vielleicht als Experte wie diesen Herbst bei der Basketball-EM.