Bereits zum siebten Mal hat die Von Behring-Röntgen-Stiftung gestern Stipendien für Abiturbeste in der Medizin verliehen. In der aktuellen Vergaberunde konnten 6 Stipendiaten, die in Marburg bzw. Gießen Medizin
studieren, die Förderung von jeweils 500 Euro pro Semester für zwei Jahre entgegennehmen.
Im Rahmen einer Feierstunde im Marburger Landgrafenschloss begrüßte Stiftungspräsident Friedrich Bohl die Neuankömmlinge. „Die Nachwuchsförderung in der
Medizin gehört zu den Hauptaufgaben unserer Stiftung“, erklärte er. „Unser Ziel ist es, jungen Talenten den Weg für medizinische Spitzenleistungen
von morgen zu ebnen.“ Neben den vier aus Hessen stammenden Abiturienten, für die das Programm im Jahr 2009 aufgelegt wurde, unterstützt die Stiftung
in diesem Jahr zusätzlich zwei syrische Flüchtlinge mit den einkommensunabhängigen Mitteln. „Mit dieser Entscheidung wollen wir ein Zeichen setzen“,
sagte Friedrich Bohl.
Die Syrerin Olla Hayas hatte bereits in ihrem Heimatland zwei Jahre Medizin studiert. Nachdem der Weg zur Baath-Universität in Homs durch das Kriegsgebiet
immer gefährlicher wurde, musste sie ihr Studium an der viertgrößten Universität des Landes schließlich abbrechen. Gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder,
ebenfalls Medizinstudent, kam sie im Jahr 2015 nach Deutschland, um zunächst an der Volkshochschule und danach am Sprachenzentrum in Leipzig Deutsch
zu lernen. Seit 2016 hat die 21-Jährige, die übergangsweise bei der Katholischen Kirchengemeinde in Marburg wohnt, einen Studienplatz an der Philipps-Universität
Marburg. Auf Unterstützung durch ihre Eltern, die nach der Zerstörung ihrer Wohnung unter äußerst schlechten Lebensbedingungen wohnen, kann sie nicht
hoffen. „Für die Förderung durch die Von Behring-Röntgen-Stiftung bin ich deshalb besonders dankbar. Sie führt mich meinem Ziel, später eine gute Ärztin
zu werden, einen Schritt näher.“, ergänzte sie. Mit Abiturnoten von 1,0 bringen Olla Hayas und ihr syrischer Kommilitone Ayoub Skaff, der ebenfalls
zu den Begünstigten zählt, die besten Voraussetzungen mit.
Bei der Auswahl geeigneter Kandidaten aus Hessen spielten nicht nur sehr gute Noten, sondern auch besondere Erfolge und Auszeichnungen, ehrenamtliches,
gesellschaftliches und politisches Engagement sowie besondere persönliche oder familiäre Umstände eine Rolle. Neben der erfolgreichen Teilnahme an
verschiedenen hessischen Schulwettbewerben im naturwissenschaftlichen Bereich, haben die vier Stipendiaten Sophie Hermann, Carolin Lehnert, Annalena
Knoblauch und Moritz Bögel bereits durch Praktika während ihrer Schulzeit Einblicke in ihr späteres Berufsfeld gewonnen.
In seinem Fachvortrag zu neusten Erkenntnissen aus dem Bereich der Hirnforschung, widmete sich Prof. Dr. Andreas Jansen der Fragestellung, warum der Mensch
zwei Hirnhälften hat. Prof. Dr. Jansen leitet die Core-Unit „Brainimaging“ an der Klinik für Psychiatrie der Philipps-Universität Marburg.
Auch in diesem Jahr haben interessierte Abiturienten aus Hessen, die in Gießen oder Marburg Medizin studieren wollen, bis zum 31. Oktober Gelegenheit,
sich bei der Von Behring-Röntgen-Stiftung um ein Stipendium für Abiturbeste zu bewerben. Vorausgesetzt wird, dass der Bewerber oder
die Bewerberin zu diesem Zeitpunkt an der Justus-Liebig-Universität Gießen oder
der Philipps-Universität Marburg immatrikuliert ist. Zusätzlich beteiligt sich die Stiftung
an der Vergabe von Deutschlandstipendien für jeweils drei Studierende je Hochschulstandort. Eine Bewerbung dafür ist über die Universitäten möglich.