Wie die Philipps-Universität Marburg und die Justus-Liebig-Universität Gießen in einer Pressemeldung vom 23. November
2016 mitteilten, zeigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Marburg und Gießen in einer aktuellen Veröffentlichung, dass ein pflanzliches
Mittel gegen das Ebolavirus wirkt. Der Naturstoff Silvestrol vermindert die Anzahl der Krankheitserreger in befallenen Zellen, schreiben die Autorinnen
und Autoren um den Marburger Biologen Professor Dr. Arnold Grünweller in ihrem Bericht, der in der aktuellen Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Antiviral
Research“ erschienen ist. Auch die Produktion viruseigener Proteine unterbleibt weitgehend, wenn der Naturstoff zum Einsatz kommt. Die schutzrechtliche
Sicherung der Anwendung von Silvestrol erfolgte durch die TransMIT Gesellschaft für Technologietransfer mbH.
Gefährliche Krankheitserreger wie das Ebolavirus greifen auf Enzyme ihrer Wirtszellen zu, um ihre eigene Erbinformation in Proteine umzusetzen. Grünweller
und seine Kolleginnen und Kollegen gingen der Frage nach, ob der Naturstoff Silvestrol ein zelluläres Enzym hemmt, das Ebolaviren zur Herstellung eigener
Proteine brauchen. Silvestrol wird aus dem asiatischen Mahagonigewächs Aglaia foveolata gewonnen und dient in der Krebsforschung dazu, das zelleigene
Enzym eIF4A zu hemmen. „Wir haben unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen untersucht, welchen Effekt Silvestrol auf menschliche Zellen ausübt, die mit
dem Ebolavirus infiziert sind“, erläutert Grünweller in der Pressemitteilung des Forschungscampus Mittelhessen.
Das Ergebnis: Silvestrol bewirkt, dass die Virenkonzentration in den Zellen stark zurückgeht. Virale Proteine verschwinden fast vollständig. „Unsere Experimente
zeigen, dass das Ebolavirus auf das Enzym eIF4A der Wirtszelle angewiesen ist, um seine eigenen Proteine zu produzieren. Damit ist es für das Ebolavirus
fast unmöglich, durch Mutationen im eigenen Genom sich der antiviralen Wirkung von Silvestrol zu entziehen“, legt Grünweller dar.
Die wirksame Silvestrolkonzentration erwies sich für die menschlichen Zellen als ungiftig. Die Autorinnen und Autoren sehen Silvestrol daher als ein vielversprechendes
Mittel an, mit dem sich eine Ebolavirus-Infektion zurückdrängen lässt. Dies erhöhe die Chance, eine wirksame Immunantwort gegen das Virus aufzubauen.
Wie die Wissenschaftler beobachtet haben, zeigt sich der hemmende Effekt von Silvestrol auch, wenn man das Mittel gegen andere Viren einsetzt, die
eIF4A für die Herstellung ihrer Virusproteine benötigen. „Es bleibt künftigen Studien vorbehalten, eine antivirale Breitbandwirkung von Silvestrol
zu bestätigen“, sagt Grünweller.
Professor Dr. Arnold Grünweller lehrt Pharmazeutische Chemie an der Philipps-Universität Marburg. An der Studie sind die Arbeitsgruppen von Professor Dr.
Stephan Becker aus dem Institut für Virologie und von Professor Dr. Roland K. Hartmann aus dem Institut für Pharmazeutische Chemie der Philipps-Universität
Marburg sowie von Professor Dr. John Ziebuhr aus dem Institut für Virologie der Justus-Liebig-Universität Gießen beteiligt. Das Forschungsteam führte
die Silvestrol-Experimente im Marburger Institut für Virologie durch, das über eines der wenigen europäischen Laboratorien der höchsten Sicherheitsstufe
verfügt. Die Philipps-Universität liegt in der Ebola-Forschung weltweit an der Spitze der Zitierungen pro Fachveröffentlichung.