Die
Verantwortung
für einen pflegebedürftigen Menschen in der Familie ist
für pflegende Angehörige, die berufstätig sind, eine enorme
Herausforderung. Der demografische Wandel wirkt sich auch auf den Alltag
der Beschäftigten aus. Das heißt konkret: Sie müssen sich immer
häufiger um die Pflege ihrer Angehörigen kümmern. Fünf Unternehmen und
Verwaltungen haben dies erkannt. Sie beteiligen sich an der hessischen
Initiative „Beruf und Pflege vereinbaren“, um ihre Beschäftigten zu
entlasten.
Regierungspräsident Dr. Lars Witteck, Landrätin Anita Schneider, die
Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz, Dr. Dr. Wolfgang
Gnatzy, Geschäftsführer für den Medizinischen Dienst der
Krankenversicherung in Hessen, sowie Steffen Friedrich als
Personalleiter der Schunk Group unterzeichneten hierfür in Frankfurt die
Charta „Beruf und Pflege vereinbaren“. Demnach wollen die
Unterzeichnenden ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem die Pflege der
Angehörigen kein Tabu ist. „Wir stimmen darin überein, dass
Beschäftigte, die Angehörige pflegen oder betreuen, eine wichtige
gesellschaftliche Aufgabe übernehmen“, heißt es wörtlich.
Laut der Charta soll eine Organisationskultur gefördert werden, die von
Respekt und Wertschätzung für die Übernahme der Verantwortung für
pflegebedürftige Angehörige geprägt ist. Es sollen die notwendigen
Voraussetzungen geschaffen werden, dass alle Beschäftigten, insbesondere
solche mit Führungsaufgaben, diese Werte erkennen, teilen und leben.
Ein lösungsorientierter Umgang mit den Situationen der pflegenden
Beschäftigten soll etabliert werden, „denn jede Pflegesituation ist
anders und kann sich zudem immer wieder ändern“.
Den innerbetrieblichen Informationsstand über die gesetzlichen
Rahmenbedingungen und über die im Betrieb und in der Kommune vorhandenen
Unterstützungsleistungen bei allen Beschäftigten wollen die
Unterzeichnenden verbessern. Außerdem soll ein innerbetrieblicher Dialog
aufgebaut werden über die eigenen Aktivitäten und regelmäßig Auskunft
über die erfolgten Fortschritte gegeben werden. Um das Thema zu
enttabuisieren, soll das eigene Engagement für eine bessere
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege auch in die Öffentlichkeit getragen
werden.
Die teilnehmenden Unternehmen und Verwaltungen gestalten aktiv die
Zukunft von Pflege und Beruf. Von einer offenen Kommunikationsstruktur,
über flexible Arbeitszeitmodelle und Führungskräfteschulungen bis hin
zum gezielten Wissensmanagement reichen die Ideen, die hessische
Unternehmen entwickelt und eingeführt haben, um ihre pflegenden
Beschäftigten wirksam zu unterstützen.
Familienminister Stefan Grüttner bedankte sich bei der Unterzeichnung im
Haus der Wirtschaft bei allen, die sich für das Thema engagieren. Bei
der diesjährigen Chartaverleihung sind weitere 35 Unterzeichner der
hessischen Initiative beigetreten. „Das Interesse an dem Thema ist
riesig. Wir sind in 2013 mit 11 Erstunterzeichnern gestartet.“ Darunter
war auch das Heuchelheimer Unternehmen Rinn Beton- und Naturstein GmbH
& Co.KG, die für das Projekt bei Schulungen seine Räumlichkeiten und
Verpflegung zur Verfügung stellt. „Heute werden wir schon bei 86
Unternehmen sein, die gesellschaftliche Verantwortung für einen
wichtigen Bereich übernehmen und sich dazu bekennen, Angehörigen, die
pflegen, nicht nur keine Steine in den Weg zu legen, sondern diese
Lebensleistung zu unterstützen.“
In Hessen werden laut Minister Grüttner drei Viertel der
Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt und fast ausschließlich von
Angehörigen versorgt, oft neben ihrer Berufstätigkeit: mehr als die
Hälfte der Beschäftigten mit Pflegeaufgaben bleibt erwerbstätig. „Ihr
Alltag gleiche einem kaum zu bewältigenden Kraftakt und sie sind
gesundheitlich ganz besonders belastet. Sie brauchen unsere volle
Unterstützung – und ich danke Ihnen allen, die dies leisten“, betonte
Minister Stefan Grüttner.
Zum Hintergrund der Initiative: „Beruf und Pflege vereinbaren“.
(va)