Der beste Zeitpunkt, um sich mit Dennis Bahl zu treffen, ist offenbar unmittelbar vor einem Konzert.
Und zwar eines, das er organisiert hat. „Dennis ist immer sehr beschäftigt, wird wahrscheinlich schwer, sich mit ihm zu verabreden“, hatten mir Menschen
gesagt, die ihn kennen. Nun hat es doch geklappt. Ich stehe am Einlass zum Konzertgelände im Schiffenberger Tal, der Mazda-Arena, Dennis Bahl kommt
auf mich zu, Handy am Ohr, klar, aber ansonsten … ist er entspannt. In zwei Stunden wird Mark Forster auf der Bühne stehen, genügend Zeit, sich
mit dem Mann zu unterhalten, der sich in den vergangenen Jahren mit seiner Firma DTT Konzerte als Veranstalter in der Region einen Namen gemacht hat wie kein Zweiter.
Auf der Bühne machen die Musiker Soundcheck, der beste Ort, sich zu unterhalten ist dahinter, im Backstage-Bereich: Hier gibt es Biertisch-Garnituren,
schwarze Kunstleder-Sessel und gekühlte Getränke. Woher kommt die Gelassenheit? „Wenn ich jetzt nicht entspannt wäre, hätte ich meinen Job nicht gut
gemacht“, sagt der 36-Jährige. Das leuchtet ein. Draußen fängt es an zu regnen, aber auf Bahls Laune macht das keinen Eindruck. „Das hat sich angekündigt,
ich hab‘ das Regen-Radar im Auge, wird nur eine Stunde dauern.“
„Ich habe schon immer das Organisieren geliebt“, sagt der gebürtige Hannoveraner. Nach Gießen kam er wegen des Studiums der Musikwissenschaften. Und während
des Studierens begann er auch seine Karriere – allerdings nicht als Musikwissenschaftler, sondern als Organisator: Er fing an Partys auf die Beine
zu stellen. „Sie können nur telefonieren, das aber extrem gut“, habe ihm ein Professor damals gesagt. Bahl nimmt ihm das nicht übel, denn es hat sich
ja bewahrheitet. Wenig später fing er an, für das Jugendzentrum Jokus Punk- und Metal-Bands zu betreuen. Die Verantwortlichen hatten sein Talent erkannt:
„Die haben mich machen lassen“, sagt er.
So fing es also an, das Netzwerken, das Aufbauen von Vertrauen – der Anfang der Marke „Dennis Bahl“. Dann kam der erste größere Act: Revolverheld. Es folgten
Namen, die durch „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt wurden, wie Tobias Regner. Aber den eigentlichen Durchbruch verdankt Bahl ausgerechnet als
Veranstalter einer Männerstrip-Gruppe, und zwar einer international sehr bekannten – den Chippendales. „Das hat mir viel Respekt eingebracht“, erzählt
er. Danach lief’s wie von selbst: Top-Acts wie LaFee und Stefanie Heinzmann vertrauen sich Bahl an, wenn sie in Gießen auftraten. Und dann gab es noch Sunrise Avenue.
Auf die Arbeit mit der Rockband aus Finnland ist Dennis Bahl besonders stolz. Annähernd drei Jahre hat er sie betreut – von den kleinen Club-Gigs in Gießen
bis hin zu Auftritten in den großen Festhallen. Trotz der Erfolge mit der internationalen Klientel bleibt Bahl seinem Schwerpunkt in Mittelhessen treu.
„Hier kenne ich die Netzwerke am besten“, sagte er. Er schätzt die Arbeit mit Menschen, die er kennt. „Ich mag die offene und aufrichtige Zusammenarbeit“
– auch wenn man da schon mal unverblümte Kritik zu hören bekommt, wenn’s mal nicht so gut war. „Aber das ist wichtig, so lernt man ja.“
Selbst sieht sich Dennis Bahl vor allem als Promoter. Vielleicht auch für die Region? „Jung und dynamisch“ findet er Mittelhessen, mit einer Nähe zum Land,
die für ihn, wie er sagt, die „besondere Mischung“ ausmacht. Denn das gibt es zum Beispiel in Frankfurt so nicht. Mit dem Gießener Kultursommer hält er jedenfalls die Fahne des mittelhessischen Oberzentrums schon mal ganz gut in den Wind: Das
Programm ist ebenso bunt wie die Stadt – mit Urgesteinen wie dem Schlager-Popper Dieter Thomas Kuhn und dem knarzigen Humor-Virtuosen Helge Schneider,
Youtube-Stars wie den „Lochis“ und musikalischen Leckerbissen wie Joris & Namika, Wirtz, Von Brücken, Die Happy und the New Roses.
Und das Programm hat noch etwas anderes Außergewöhnliches zu bieten: Präsentiert und unterstützt vom Regionalmanagament Mittelhessen und seinen Netzwerken
tritt mit Christian Bischoff „einer der einflussreichsten Motivationstrainer im im deutschsprachigen Raum“ im Rahmen des Kultursommers auf dem Schiffenberg auf. Als Dennis Bahl den Geschäftsführer des Regionalmanagement Jens Ihle kennen lernte, hatten sie
gemeinsam die Idee, dieses Format zu promoten – mit dabei das Optik-Cluster Wetzlar Network,
das Umwelttechnologie-Cluster KNUT sowie der Verband „Die Familienunternehmer“. Ein Motivationstrainer beim Kultursommer? Warum nicht: „Ich will Impulse geben“ sagt Bahl an
einer anderen Stelle, als es darum geht, was er mit seinen Events erreichen will. Es gehe darum Emotionen zu transportieren. Vor diesem Hintergrund
können Veranstaltungen eben mehr sein als „nur“ eine Bühnenshow: Sie werden zu Begegnungsstätten – das ist Dennis Bahls eigentliche Vision.
Um seine eigene Motivation braucht sich Bahl jedenfalls keine Gedanken zu machen. Der Regen hat mittlerweile aufgehört an der Mazda-Arena im Schiffenberger
Tal – pünktlich, wie vorhergesagt. Allerdings muss er jetzt doch noch ein unvorhergesehenes Problem lösen: Kurzfristig muss noch ein Podest für einen
Rollstuhlfahrer gebaut werden. So entspannt Dennis Bahl das Gespräch geführt hat, so energetisch setzt er sich nun in Bewegung. Organisieren ist nun
mal seine Leidenschaft.