Seit August 2020 residieren die Klassen 7 bis 10 der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Schule eG in der Franz-Schubert-Str. 3 im ehemaligen Restaurant Tasch’s. Knapp 50 Schülerinnen und Schüler lernen hier nach dem Konzept der personalisierten Lernumgebung. Die Klassenstruktur und damit auch der Stundenplan ist aufgelöst, die Schülerinnen und Schüler lernen nach einem Wochenplan. Alle verfügen über ein iPad und können auf ihre Aufgaben digital zugreifen. Die Lehrerinnen und Lehrer verstehen sich als Lernbegleiter, die Schülerinnen und Schüler als Lernpartner.
Schulleiter Georg A. Pflüger: „Die personalisierte Lernumgebung bildet in ihrer Innenarchitektur drei Grundformen des Lernens ab. Es gibt einmal die Lernateliers, in denen Ruhe herrscht wie in einer Stadtbibliothek im Lesesaal. Jeder arbeitet für sich. Auf dem sogenannte Marktplatz, wo die interaktiven und kooperativen Lernformen zu Hause sind, herrscht eine Art Sozialgeräusch wie in einem Restaurant. Als Drittes haben wir Input-Räume, wo Lehrervorträge oder der gute alte fragend-entwickelnde Unterricht seinen Platz hat. So werden die Räume zum Erzieher. Es gibt Orte zum Hören, Sprechen und Stillsein. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants bieten dafür ideale Voraussetzungen.“
Das Schaffen von Lernumgebungen, in denen eine individualisierte Betreuung möglich wird, hat sich die Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Schule in ihr Stammbuch geschrieben. In ihrem pädagogischen WEiSE-Konzept geht es um Werteorientierung, die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern und um eine intensive persönliche Betreuung. Gerade der letzte Punkt wird in der personalisierten Lernumgebung besonders gut verwirklicht.
Diese Konzept wird bereits an unterschiedlichen Schulen in Deutschland verwirklicht. Um von anderen zu lernen, hat das FWR-Kollegium im Februar 2020 die Richtsberg Gesamtschule in Marburg besucht, die sich in ihrem neuen „PerLen-Werk“ in Klasse 5/6 nach dem Leitbild der Alemannenschule in Wutöschingen, Baden-Württemberg, richtet. Die Alemannenschule gehört zu den Preisträgern des Deutschen Schulpreises 2019 und hat mit externen Evaluationen unterstrichen, dass hier ein pädagogisch sinnvoller und für die Schülerinnen und Schüler effizienter Weg gegangen wird. Die personalisierte Lernumgebung realisiert alte Forderungen der Reformpädagogik mithilfe neuer digitaler Technoloige.
Die Lehrerinnen und Lehrer des neuen Standorts sind vom Konzept überzeugt: „Hier wird ganz viel Raum für pädagogisches Wirken geschaffen.“, sagt die Latein- und Französisch-Lehrerin Julia Drumm, Mitglied des Schulmanagement-Teams. Christian, ein Mitglied der SV, bringt es so auf den Punkt: „Lernbegleiter sind Lehrer 2.0. Sie wissen, wovon sie reden, aber sie wissen auch, dass das mit dem Lernen nur klappt, wenn wir wollen.“ Kathi, die Schulsprecherin meint: „Unser Motto ist ‚Wir machen anders Schule‘ und dazu gehört auch, dass wir anders miteinander umgehen. Wir Lehrer, Schüler und Eltern sind eine Genossenschaft und wir glauben, so wie wir hier lernen ist es das Lernen der Zukunft. Wenn ihr noch zu sehr an die alten Schulen denkt, seht es doch so: Selbstgesteuertes Lernen ist die beste Vorbereitung für ein selbstgesteuertes Leben.“