In einer Serie vor der Hessischen Landtagswahl am 8. Oktober 2023 befragen wir die Mitglieder des Aufsichtsrates der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH nach den Herausforderungen in Ihrer Institution und nach den Erwartungen an die kommende Landesregierung. 2023 ist auch das Jahr, in dem das Regionalmanagement Mittelhessen 20 Jahre alt wird – wie ist die Einschätzung der Aufsichtsräte zum regionalen Zusammenschluss von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik?
Alle Aufsichtsräte haben die gleichen Fragen erhalten. Lesen Sie hier die Antworten von Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, die er in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins Mittelhessen gegeben hat.
Welches ist für Ihre Organisation im Jahr 2023 die drängendste Herausforderung und wie begegnen Sie dieser Herausforderung?
Als Zusammenschluss von Wirtschaft, Kommunen, Institutionen und Privatleuten in Mittelhessen entsprechen unsere Herausforderungen denen der gesamten Region: Wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation hin zur Klimaneutralität, Erhalt und Förderung unserer heimischen Unternehmen, Ausbau einer bedarfsgerechten Infrastruktur und die Qualifizierung und Gewinnung von Fachkräften in einer Wissensgesellschaft. Entscheidend dabei ist aber, dass wir diese Herausforderungen gemeinsam bestreiten. Und genau hier kommt der Verein Mittelhessen ins Spiel. Wir verstehen uns als Partner beim Aufbau regionaler Netzwerke und wollen dabei helfen, Kooperationen anzustoßen. Damit das gelingt, müssen wir wissen, was uns verbindet. Insofern ist unsere drängendste Herausforderung die gleiche wie vor 20 Jahren bei der Gründung des Vereins. Mittelhessen ist keine historisch gewachsene Region mit entsprechender Identität. Hier haben wir bereits viel erreicht. Wir müssen aber als Region weiter zusammenwachsen, indem sich jeder in unserem Verein informiert, austauscht und dann gemeinsam mit allen im Sinne der Region handelt. Dafür organisieren wir die Mitgliederversammlungen, einen parlamentarischen Abend, den Mittelhessenabend im hessischen Landtag oder das Netzwerk Wirtschaft. Gemeinsam wollen wir die Stärken und die Identität der Region Mittelhessen fördern.
Das Regionalmanagement Mittelhessen wird 2023 20 Jahre alt. Sie engagieren sich seit 2013 als Gesellschafter in der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH. Was schätzen Sie am Regionalmanagement am meisten?
Zunächst darf ich feststellen: Wenn es das Regionalmanagement noch nicht gäbe, müsste man es erfinden. Es gibt keine andere Institution in unserer mittelhessischen Heimat, die Wirtschaft, Kommunen, Bildung, weitere Institutionen und Behörden sowie andere zivilgesellschaftliche Vertreterinnen und Vertreter so eng zusammenbringt wie unser Regionalmanagement. Persönlich schätze ich es als große Ehre, seit mittlerweile gut acht Jahren im Verein Mittelhessen e. V. als Vorsitzender mitarbeiten zu dürfen. Wir sind mittlerweile mehr als 300 Mitglieder. Alle eint der gemeinsame Wille, aus Mittelhessen eine Marke zu machen, die unserer bedeutenden Bildungs- und Wirtschaftsregion gerecht wird. Gemeinsam sorgen wir für einen regionalen Dialog und eine einflussreiche Interessenvertretung, bilden informelle Netzwerke, kreieren neue Ideen und schaffen dadurch ein positives Klima für die Entwicklung einer mittelhessischen Identität.
Am 8. Oktober 2023 finden die hessischen Landtagswahlen statt. Was erwarten Sie aus Sicht Ihrer Institution und der Region von der künftigen Hessischen Landesregierung?
Von jeder Landesregierung erwarten wir uns Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit. Es geht darum, dass Mittelhessen weiterhin als starke Region auf Augenhöhe im Wettbewerb mit anderen Regionen in Hessen, Deutschland und Europa wahrgenommen wird. Wichtig für viele Akteure ist dabei Kontinuität und Stabilität. Zahlreiche Gesetzgebungsverfahren haben direkten Einfluss auf die Arbeit unserer Vereinsmitglieder. Angesichts der laufenden Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft im Zuge der Energiewende wünsche ich mir in kommenden Gesetzgebungsverfahren auf allen Ebenen einen Pragmatismus, der geeignet ist, eine überbordende Bürokratie zurückzudrängen. Im Sinne der mittelhessischen Region sollen Politik und Verwaltung zuerst ein ermöglichendes Handeln für die Bedürfnisse vor Ort zeigen. Dazu benötigen wir in vielen Bereichen Verfahren, die in Dauer und Umfang besser werden. Dazu benötigen wir stärker denn je eine Gesetzgebung, die von den praktischen Erfahrungen von Behörden und Institutionen vor Ort profitiert.