„Green Chemistry“ aus Marburg macht regenerative Energiegewinnung und -nutzung nachhaltiger: Ende Juni hat
das Unternehmen UMICORE in Hanau eine neuartige Produktionsanlage eingeweiht, in dem ein an der Philipps-Universität entwickeltes Verfahren zum Einsatz
kommen soll; mit diesem lässt sich ein Vorprodukt zur Herstellung von LED-Leuchten und hocheffizienten Solarzellen energieeffizienter und abfallsparender
produzieren als bisher. Das hessische Forschungsförderprogramm „LOEWE“ unterstützte die Forschungsarbeit der Marburger Chemiker mit 300.000 Euro.
„Dass es ein Patent der Philipps-Universität bis in die technische Umsetzung im Industriemaßstab schafft, belegt, dass unsere Grundlagenforschung immer
wieder auch Beiträge für die Bewältigung von aktuellen technischen oder gesellschaftlichen Fragestellungen liefert“, erklärt Dr. Friedhelm Nonne, Kanzler
der Philipps-Universität. „Die erheblichen Investitionen der Universität und des Landes Hessen in die Marburger Chemie trägt hier Früchte, die uns
allen zugutekommen.“
Leistungsfähige Solarzellen, LED-Leuchten und andere optoelektronische Bauelemente dienen der effizienten Erzeugung und Nutzung regenerativer Energien.
„Für ihre Herstellung verwendet man häufig III-V-Halbleiter, die zum Beispiel aus Gallium und einem Element der 5. Hauptgruppe des Periodensystems
bestehen, etwa Stickstoff, Phosphor oder Arsen“, erläutert der Chemiker Professor Dr. Jörg Sundermeyer von der Philipps-Universität, der das Marburger
Forschungsteam leitete.
Die Produktion solcher Halbleitermaterialien beruht auf der Galliumquelle Trimethylgallium (TMG). Dieses Schlüsselmolekül für die Entwicklung erneuerbarer
Energien soll in der Hanauer Anlage künftig über ein neues Verfahren produziert werden. „Beim besseren Verständnis der zugrunde liegenden Chemie, sowie
weiterer wertschöpfender Verbesserungen, die in einer künftigen Anlagenmodifikation umgesetzt werden sollen, haben die Forscher der Universität Marburg
wesentliche Beiträge geleistet“, sagt die Pressestelle von UMICORE. Auch die Marburger Firma „NAsP III-V“, eine Ausgründung der Philipps-Universität,
beteiligte sich an dem Entwicklungsprojekt.
„Das Verfahren liefert eine höhere Ausbeute als bislang üblich“, erklärt Sundermeyer. „Die neue Technologie kostet weniger Prozessenergie und arbeitet
zudem mit wesentlich preisgünstigeren Startmaterialien, um zu dem wertvollen metallorganischen Zielprodukt TMG zu gelangen; hierfür wird kein umweltbelastendes
organisches Lösungsmittel benötigt. Dadurch wird das an Luft selbstentzündliche TMG auch sicherer als bisher produziert.“ Welch hohen Stellenwert die
neue chemische Prozesstechnologie für die Herstellung stromsparender Lichtquellen sowie leistungsfähiger Solarzellen besitzt, belegte unter anderem
die Anwesenheit von Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks bei der Einweihung der Anlage.
Die Philipps-Universität und die Firma UMICORE reichten drei gemeinsame Patentanmeldungen zur Produktion von Trimethylgallium und Trimethylindium ein,
berichtet Sundermeyer. „Dies ist das erste von zirka 50 Patenten meiner Mitarbeiter und mir, das in die industrielle Verwertung geht“, legt der Chemiker
dar, der Anorganische Chemie an der Philipps-Universität lehrt: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dies in meiner Forscherkarriere ein zweites Mal erleben
darf!“