Mit 18 Gründungsmitgliedern ist im Sommer dieses Jahres in Gießen der „Antidiskriminierungsverein Mittelhessen“ gegründet
worden. Alle Anwesenden eint ein Ziel, das in der Satzung festgeschrieben ist: Diskriminierung abzubauen – zum Beispiel aufgrund von ethnischer Herkunft,
Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung oder Identität, Alter oder Behinderung. Der Verein setzt sich dafür ein, dass Menschen, die Diskriminierung
erfahren, Unterstützung erhalten und qualifiziert begleitet werden. Er möchte das Empowerment befördern, damit Menschen mit Diskriminierungserfahrungen
sich gegenseitig stärken können.
Darüber hinaus ist der Plan, gemeinsam mit weiteren Organisationen – etwa Kommunen, anderen Vereinen, Gruppen, Unternehmen, Medien etc. – ein Netzwerk
gegen Diskriminierung zu bilden, um Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit sowie Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und zu etablieren.
Gegründet wurde der Verein gemeinsam von Zivilgesellschaft – als Privatpersonen oder als Institutionen – und vier kommunalen Gebietskörperschaften: dem
Landkreis Gießen, der Universitätsstadt Gießen, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg. Alle vier hatten entsprechende
Beschlüsse in den Parlamenten erwirkt und Mittel zur Verfügung gestellt. Sie sind auch satzungsgemäß jeweils als Beisitzende im Vereinsvorstand vertreten.
Zur Vereinsvorsitzenden wurde Dr. Alexandra Kurth (Gießen) gewählt, stellvertretende Vorsitzende sind Dr. Antje van Elsbergen (Marburg) und Martin
Klatt (Gießen). Die Schriftführung obliegt Claus Schäfer (Marburg), die Kasse Cemal Sancar (Lollar). Als weitere Beisitzende neben den Vertretungen
der Gebietskörperschaften wurden gewählt: Dr. Christine Amend-Wegmann (Marburg), Goarik Gareyan (Marburg), Dr. Mustapha Ouertani (Wetzlar), Tim van
Slobbe (Pohlheim).
Im Jahr 2012 hatte der Kreisausländerbeirat des Landkreises Gießen die Einrichtung einer Antidiskriminierungsstelle angeregt. „Politik ist dicke Bretter
bohren, und das Ergebnis heute ist sehr erfreulich: Als Projekt in interkommunaler Zusammenarbeit mehrerer Landkreise und Städte entsteht die Antidiskriminierungsstelle
Mittelhessen. Eine Stelle, die für alle Diskriminierungsmerkmale zuständig sein wird,“ so Tim van Slobbe, Vorsitzender des Kreisausländerbeirates Gießen
bei seiner Begrüßung. Die Vereinsgründung ist Basis für die zukünftige Einrichtung einer solchen Beratungsstelle. Das Format „Verein“ wurde nicht ohne
Grund auch von den beteiligten Kommunen favorisiert: „Auch Verwaltungen können diskriminieren“, betonte Anita Schneider, Landrätin des Landkreises
Gießen in ihrem Grußwort. Ebenso wie sie berichtete auch Istayfo Turgay, für das Thema zuständiger Dezernent beim Landkreis Gießen, von eigenen Erfahrungen
mit dem Thema Diskriminierung: „Ich habe erst durch die Arbeit an diesem Thema verstanden, wie oft ich in meinem Leben schon diskriminiert wurde. Und
genau um diesen Reflexionsprozess geht es bei der geplanten Sensibilisierungsarbeit“, so Turgay.
Dr. Thomas Spies, Oberbürgermeister der Universitätsstadt Marburg, richtete Grüße aus von den beiden terminlich verhinderten, aber das Vorhaben unterstützenden
Vertretungen des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Landrätin Kirsten Fründt und Marian Zachow, Erster Kreisbeigeordneter. Dr. Spies berichtete in seinem
Grußwort anschaulich von Diskriminierungserfahrungen von Migrant*innen auf dem Marburger Wohnungsmarkt und stellte dabei fest: „Das Problem ist vermutlich
größer als das, was wir für diese Arbeit vorgesehen haben“. Astrid Eibelshäuser, Stadträtin Gießens, betonte in ihrem Schlusswort zum Ende der Versammlung:
„Wir haben uns viel vorgenommen, es wird uns aber auch viel gelingen.“ Nach diesen Worten unterschrieben die Gründungsmitglieder die beschlossene Satzung
und konnten daraufhin miteinander bei einem Glas alkoholfreien Sekt anstoßen.