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Fairfahrt, die erste „digitale Mitfahrbank“ im Vogelsberg

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 5 min. Lesezeit

Jonathan Waschkewitz (NetFair Solutions GbR, re.) erklärt „Fairfahrt“ – eine digitale Mitfahrbank für Fahrten zwischen dem REWE-Markt in Romrod und den Stadtteilen. Wirtschaftsdezernent Mischak und Bürgermeisterin Richtberg nahmen den Prototypen in Augenschein, links im Bild die stellvertretende Geschäftsführerin des Marktes Lieselotte Scharmann. Foto: Gaby RichterMitfahrbänke aus Holz kennt man vielleicht, zumindest im Norden Deutschlands sind sie bekannt: Sie stehen an
bekannten Stellen und wer darauf sitzt, der möchte an einen bestimmten Ort mitgenommen werden. In Romrod (Vogelsbergrkeis) ist jetzt die digitale Version
einer Mitfahrbank an den Start gegangen, sie nennt sich „Fairfahrt“ und verbindet die Stadtteile
mit dem REWE-Markt in Romrod. Es handelt sich dabei um das erste Konzept, das im Rahmen des Modellvorhabens „Mobilität und Daseinsvorsorge“ (MoDaVo)
entwickelt und jetzt zur Umsetzung gebracht wurde.

Erster Kreisbeigeordneter und Wirtschaftsdezernent Dr. Jens Mischak hieß die Teilnehmer des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie
der Forschungsassistenz in Romrod willkommen – sie hatten schon eine erste Testfahrt vom Bahnhof in Zell zum REWE-Markt absolviert. „Mobilität und
Versorgung sind derzeit überall Thema. Nicht die Entfernungen sind maßgebend, sondern die Fahrzeit und die Verkehrsmittel zählen“, führt er an. Aus
Mitteln des Modellvorhabens wurde das Konzept und Teile der Umsetzung von „Fairfahrt“ finanziert. Man wolle ausprobieren und schauen, ob ein solches
Angebot auszuweiten oder auch in den regionalen Nahverkehrsplan zu integrieren sei. 

Im Markt selbst demonstrierte Jonathan Waschkewitz, einer der vier Entwickler, die Funktionsweise direkt am Gerät: Jeder interessierte Mitfahrer oder Fahrer
lässt sich registrieren und erhält eine Chipkarte. Mit der loggt er sich ein und gibt sein Fahrtziel an – derzeit sind das die vier Stadtteile Zell,
Strebendorf, Ober- und Nieder-Breidenbach. „Das wird dann auf dem Bildschirm angezeigt, so dass ein Einkäufer beim Rausgehen sieht, dass jemand nach
Zell möchte und ihn mitnehmen kann“, so Waschkewitz. Übrigens sind sämtliche Daten anonymisiert, auf der Tafel erscheint weder ein Name noch sonstige
Angaben, lediglich die Zahl der angemeldeten Fahrten. In den Stadtteilen stehen jeweils Terminals an zentralen Stellen wie dem Bahnhof in Zell oder
der Raiffeisenbank, betrieben werden sie mit Batterie und Solarstrom, um netzunabhängig zu sein.

Foto: Gaby RichterZum Hintergrund: Der Vogelsbergkreis ist einer von 18 Landkreisen im Modellvorhaben „Langfristige Sicherung
von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen“. Im Fokus stehen der Erhalt und die Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen sowie die Sicherstellung
der Mobilität, besonders für Jugendliche (Auszubildende), ältere und/oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen aber eben auch für Familien mit
Kindern.

Es sollen Konzepte erarbeitet werden, mit denen in Zukunft sowohl die Daseinsvorsorge und Nahversorgung als auch die Mobilität gewährleistet werden können.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert ländliche Räume wie den Vogelsbergkreis, damit dort die Lebensqualität gesichert
und neue Konzepte und Ideen entwickelt und erprobt werden können.

„Fairfahrt“ in Romrod ist das erste Konzept, das nun umgesetzt und erprobt wird. Es ist komplett kostenfrei, für alle Nutzerinnen und Nutzer. Auch Kinder
bzw. Jugendliche ab 12 Jahren können einen Chip erhalten, der allerdings gekoppelt ist an ein Elternteil. „Das dient der Sicherheit, so dass im Falle
einer Mitnahme der Elternteil auch eine Meldung auf sein Smartphone erhält“, erläutert Waschkewitz. Apropos Smartphone: Es gibt eine dazugehörige App,
die aber nicht nötig ist, um „Fairfahrt“ zu nutzen. „Wir wollten niemanden benachteiligen, der kein Smartphone nutzen kann oder will“, so die einfache
Erklärung. In der App sind auch nur Angebote einstellbar, keine Suche nach Mitfahrgelegenheiten. „Jeder soll einfach zum Treffpunkt gehen und dort
mitgenommen werden können – es ist im Grunde wie Trampen, nur ein bisschen sicherer.“