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Genauere Diagnosen, bessere medizinische Versorgung und Anpassung an Erderhitzung

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 9 min. Lesezeit

Wiesbaden. Ein neues LOEWE-Zentrum und drei neue LOEWE-Schwerpunkte erhalten insgesamt rund 29 Millionen Euro für die Laufzeit von vier Jahren Unterstützung aus Landesmitteln. Das hat die LOEWE-Verwaltungskommission auf Grundlage der Bewertungen der externen Fachgutachtenden und der Empfehlungen des LOEWE-Programmbeirats entschieden. Insgesamt fünf Forschungsvorhaben hatten Anträge gestellt, an denen alle fünf hessischen Universitäten, zwei Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die Hochschule Geisenheim University und drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beteiligt waren. Die vier ausgewählten Forschungsprojekte erhalten in der 16. Staffel des hessischen Forschungsförderungsprogramms LOEWE vom 1. Januar 2024 an Projektmittel für die Laufzeit von vier Jahren. Das neue LOEWE-Zentrum hat 2027 die Chance, Förderung für weitere drei Jahre zu beantragen.

„Neue Ansätze für die Diagnose und Behandlung psychischer Erkrankungen und bei Krebs, die Anpassung an die Erderhitzung im Ackerbau und bei medizinischer Versorgung – das sind wichtige Themen für unsere Gesellschaft, ausgelöst durch sich verändernde Umwelt- und Arbeitsbedingungen“, erklärt Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Die Anträge zu diesen Forschungsfeldern zeigen, dass die hessischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen hier vorangehen – gern unterstützen wir sie mit unserem Förderprogramm LOEWE dabei, Lösungen für diese brennenden Probleme zu finden. Den vier ausgewählten Forschungsverbünden gelingt es hervorragend, hessische wissenschaftliche Expertise zu bündeln und Forschende unterschiedlicher Fachdisziplinen und Standorte zur gemeinsamen Arbeit an der jeweiligen Forschungsfrage miteinander zu vereinen.“

„Der Programmbeirat hat auch dieses Mal wieder über sehr hochrangige Anträge intensiv beraten, um in dem streng wissenschaftsgeleiteten Verfahren die besten Vorhaben für die mehrjährige LOEWE-Förderung auszuwählen“, ergänzt Prof. Dr. Stefan Treue, Vorsitzender des LOEWE-Programmbeirats. „Alle Forschungs-projekte zeichnen sich aus durch hohes wissenschaftliches Niveau und sehr aktuelle Themen, aber auch durch ihre Einbettung in die langfristigen Entwicklungsplanungen der kooperierenden Hochschulen und Forschungseinrichtungen.“

Die Projekte im Einzelnen:

Kann ein neues Verständnis von psychischen Erkrankungen Diagnostik und Therapie verbessern?

DYNAMIC – Dynamic Network Approach of Mental Health to Stimulate Innovations for Change

Wissenschaftliche Koordination: Prof. Dr. Winfried Rief

Federführung: Philipps-Universität Marburg

Projektpartner: Goethe-Universität Frankfurt, Justus-Liebig-Universität Gießen, Technische Universität Darmstadt, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation DIPF, Ernst Strüngmann Institut für Neurowissenschaften ESI

LOEWE-Zentrum, Förderung: 14,7 Mio. Euro

Psychische Störungen zählen zu den häufigsten und folgenschwersten Erkrankungen. Die Grundlagenforschung hat große Fortschritte erzielt, die Therapie jedoch nicht. Ein Grund ist, dass aktuelle Diagnosesysteme sich nicht ausreichend an den Krankheitsprozessen orientieren. Ein neuer Weg zur Beschreibung und Klassifikation psychischer Erkrankungen ist, sie als Störung der dynamischen Aktivität von Netzwerken aufzufassen. Dies kann durch Methoden der Künstlichen Intelligenz dargestellt werden. Diese Betrachtungsweise erlaubt es auch, die Kombination und die zeitliche Abfolge von Behandlungen zu optimieren und auf den individuellen Zustand von Patientinnen und Patienten abzustimmen. Das LOEWE-Zentrum DYNAMIC bringt deshalb die großen hessischen akademischen Behandlungszentren für psychische Erkrankungen in Psychologie und Medizin mit Instituten für modernste KI-Analysemethoden zusammen. So entsteht ein einmaliges Forschungs- und Behandlungszentrum für eine neue Herangehensweise.

Wie kann der Ackerbau der Zukunft auf die Gesundheit von Boden, Pflanze, Tier und Mensch ausgerichtet und gleichzeitig ökonomisch nachhaltig sein?

TRIO – Transformative Mischkultursysteme für One Health

Wissenschaftliche Koordination: Prof. Dr. Miriam Athmann

Federführung: Universität Kassel

Projektpartner: Justus-Liebig-Universität Gießen, Hochschule Geisenheim University

LOEWE-Schwerpunkt, Förderung: 4,8 Mio. Euro

Immer längere Trockenphasen schaden dem Ackerbau in Deutschland. Pflanzen mit tiefreichenden Pfahlwurzelsystemen in der Fruchtfolge können bei der Anpassung an andere klimatische Bedingungen helfen, einige Arznei- und Gewürzpflanzen zum Beispiel. Wenn sie in Mischkultur mit Weizen angepflanzt werden, ergänzen sich die Pflanzen aufgrund unterschiedlicher Wuchs- und Wurzelarchitektur. Dadurch können sie die Ressourcen besser ausnutzen und mehr Trockenstress aushalten. Wissenschaftlich erprobt ist das insbesondere für mehrjährige Mischkulturen noch zu wenig; das will TRIO ändern und so einen Beitrag leisten für einen auf die Gesundheit von Boden, Pflanze, Tier, Mensch und Planet ausgerichteten Pflanzenbau.

Wie können Krebs und neurodegenerative Erkrankungen mittels bildgeführten Therapien besser behandelt werden?

ADMIT – Advanced Medical Physics in Imaging and Therapy

Wissenschaftliche Koordination: Prof. Dr. Boris Keil

Federführung: Technische Hochschule Mittelhessen

Projektpartner: Philipps-Universität Marburg, Justus-Liebig-Universität Gießen

LOEWE-Schwerpunkt, Förderung: 4,8 Mio. Euro

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sagt voraus, dass Krebs und neurodegenerative Krankheiten in den Industrieländern bald die häufigsten Todesursachen werden. Meist werden in der Diagnose bildgebende Verfahren eingesetzt, etwa jeder zweite Krebspatient wird im Krankheitsverlauf mit einer Strahlentherapie behandelt. Daher besteht ein großer Bedarf, neue Anwendungen zu erforschen und neue wissenschaftliche Lösungen schnell in die klinische Anwendung zum Nutzen der Patienten umzusetzen. Der Kerngedanke des LOEWE-Schwerpunkts „ADMIT“ ist, dass durch die Entwicklung neuer medizinphysikalischer Methoden die bildgesteuerte Therapie verbessert und in einigen Bereichen neu ergründet werden kann. Vornehmlich in den Gebieten Radiologie, Onkologie und Neurologie sollen in Datenverarbeitung, Bildgebung und Therapie zusammenwirken für neuartige wissenschaftlich tragfähige Ansätze.

Wie wirken sich Klimaerhitzung und Luftverschmutzung auf Krankheiten aus und wie können Versorgungstrukturen sich dem anpassen?

HABITAT – Health Affected by Climate Change and Air Pollution – Pathophysiology and Regional Management

Wissenschaftliche Koordination: Prof. Dr. Dr. Thomas Brenner

Federführung: Philipps-Universität Marburg

Projektpartner: Hochschule Fulda

LOEWE-Schwerpunkt, Förderung: 4,8 Mio. Euro

Die Klimakatastrophe stellt die Gesundheitsversorgung vor neue Herausforderungen. Herzkreislauf- und Lungenerkrankungen sind besonders betroffen. Wie genau sie sich verändern und wie das Gesundheitssystem gestaltet sein muss, um klimabedingte, plötzliche Erkrankungswellen aufzufangen, ist bisher nicht erforscht. Deshalb untersucht das Projekt HABITAT in einem ersten Schritt die Auswirkungen von Wetterereignissen und Umweltbedingungen auf die Krankheitsentwicklung bei bestimmten drei Krankheitsbildern in diesem Spektrum. Mit Hilfe digitaler Medizin entstehen individualisierte Prognosemodelle, um personalisierte Warnungen für gefährdete Patientinnen und Patienten zu erstellen und die klinischen Versorgungsressourcen vorausschauend zu planen. Dazu wird eine Klima-Gesundheits-App im Projekt entwickelt und getestet.