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Geteilte Werte und Visionen: Advacon regelt Nachfolge mit Fokus auf die Region

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 11 min. Lesezeit

Für viele Unternehmen stellt der Generationenwechsel in der Führung eine Herausforderung dar. Gut also, wenn die Nachfolge rechtzeitig geregelt wird. Der Aßlarer Unternehmensberatung Advacon ist dies nun gelungen: Mit Nico Gotthardt steht dem Gründer und geschäftsführenden Inhaber Norbert Müller seit Anfang des Jahres ein geschäftsführender Gesellschafter zur Seite, der den Betrieb in die Zukunft führen soll. „Mit ihm weiß ich mein Unternehmen für die Zukunft sicher aufgestellt“, sagt Müller. Schwerpunkt von Advacons Strategieberatung ist es, mittelständische Industrieunternehmen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu beraten. Daran arbeite ein Team von 18 Partnern und Projektmanagern mit den Kernbereichen Finanzen, IT, Einkauf, Marketing- und Vertriebsprozessen sowie Restrukturierungs- und Sanierungsthemen. Da verwundert es nicht, dass auch die Übergabe kein Zufallsprodukt war: Die mittelhessische Bildungslandschaft mit ihren praxisorientierten Studienmöglichkeiten und nicht zuletzt das Gründernetzwerk des Regionalmanagements haben dabei eine Rolle gespielt. 

Der Übergabeprozess: Von der Idee zur Realität 

Die Idee zur Übergabe entstand nicht über Nacht: „Die Frage der Nachfolge beschäftigte mich schon seit Jahren“, sagt Müller. Entscheidend für ihn war, dass sein Nachfolger nicht nur fachlich qualifiziert, sondern auch regional verwurzelt und menschlich passend ist. Diese Kriterien erfüllte Nico Gotthardt, den Müller bereits als einen seiner ersten Studenten bei dem praxisorientierten dualen Master-Studiengang Prozessmanagement von StudiumPlus der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) kennengelernt hatte. „Ich war mit einer der ersten Jahrgänge“, sagt der 38-Jährige, der Ingenieurwesen und Elektrotechnik studiert und seinen Abschluss als Master in Prozessmanagement gemacht hat. Erste internationale Erfahrungen sammelte Gotthardt bereits während seines Studiums durch Aufenthalte im Fernen Osten. „Das hat mich nachhaltig geprägt.“ 2015 übernahm Gotthardt einen Geschäftsbereich beim Schunk-Unternehmen Weiss Technik in Reiskirchen, wo er als Mitglied der Geschäftsleitung Ende vergangenen Jahres ausschied. 

Norbert Müller hat seine gesamte berufliche Zeit in seiner Heimat Mittelhessen verbracht, die vor allem von seiner Zeit bei Rittal, weltweit führender Hersteller von Schaltschränken, geprägt war. „Ich war einer der ersten beiden Mitarbeiter“, sagt Müller, der in der Zeit dort bis zu seiner Pensionierung zunächst als Vertriebsleiter, dann als Geschäftsführer und die letzten 8 Jahre als Vorsitzender der Geschäftsführer von Rittal International einen wichtigen Anteil am Aufbau des Unternehmens hatte. Seine Erfahrungen brachte er danach auch in die Aus- und Weiterbildung ein: Müller gab sein praxiserprobtes Wissen während mehrerer Jahre als Gastdozent bei StudiumPlus – dem dualen Zweig der THM – in dem Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen zum Thema „Internationales Management“ sowie bei den Betriebswirten zum Thema „Führungslehre“ weiter. Zudem engagierte Müller sich ehrenamtlich acht Jahre als Vorstandsvorsitzender des Competence Center Duale Hochschulstudien (CCD) in Wetzlar und entwickelte dabei den dualen Studienzweig StudiumPlus der THM wesentlich mit, auch kümmerte er sich um die wesentliche Steigerung der Zahl der CCD-Mitglieds- unternehmen. Sein Profil als erfolgreicher Unternehmenslenker führte den Mittelhessen schließlich Anfang 2010 zur Gründung von Advacon. „Wir wollen vor allem mit praxiserprobtem Wissen weiterhelfen“, das ist Müller wichtig: „Da haben wir uns einen guten Namen gemacht.“ 

Müller schätzt vor allem Gotthardts technologisches Interesse und seine Innovationsfreude, die ihn bereits während seiner Studienzeit  an der THM auszeichneten, als Gotthardt bei Müller studierte. Die beiden blieben in Kontakt, und so kam es, dass Gotthardt nicht nur als ehemaliger Student, sondern auch als Geschäftspartner und später als Geschäftsführer in das Unternehmen hineinwuchs. „Wir sind immer im Gespräch geblieben“, sagt Müller. Zum Beispiel bei einer softwaregestützten B2B-Vertriebsplattform, die Gotthardt in der Corona-Zeit mitgegründet hatte: „Advacon hat uns da unter die Arme gegriffen.“ Dieser stetige Kontakt und die gemeinsame Arbeit an verschiedenen Projekten legten den Grundstein für die reibungslose Unternehmensübergabe. „Ich habe großes Vertrauen in ihn“, sagt Müller. Er teile die Kultur und die Perspektiven des Unternehmens und könne sie weiterentwickeln. Seit dem 1. Januar hat Gotthardt auch die Hälfte der Advacon-Anteile übernommen. 

Zwei Generationen an der Unternehmensspitze: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 

Die Zusammenarbeit der beiden Generationen in der Geschäftsführung bringt dabei eine interessante Dynamik in die Unternehmensführung von Advacon. Beide teilen eine Leidenschaft für Technologie und Innovation, blicken lieber nach vorne als zurück und legen großen Wert auf Familie und soziale Werte. „Das muss menschlich passen“, sagt Müller. Diese Gemeinsamkeiten stärken ihre Zusammenarbeit und schaffen eine solide Basis für die Unternehmensführung. Gotthardt hat dabei vor allem „den Kopfsprung ins operative Geschäft gemacht“, um seinen Geschäftspartner im Alltagsgeschäft zu entlasten. „Grundsätzlich haben wir aber mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.“ Beide haben eine große Übereinstimmung in den Fragen einer realistischen Betrachtung der Zukunftsherausforderungen. 

Doch es gibt auch Unterschiede. Während Müller den Fokus auf eine reibungslose Übergabe legt und weiterhin beratend tätig ist, konzentriert sich Gotthardt stärker auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens bis 2030. „Norbert Müller legt Wert auf eine gute und zeitnahe Übergabe, während ich über die zukünftige Ausrichtung von Advacon nachdenke“, sagt Gotthardt. Diese unterschiedliche Perspektive ermöglicht es dem Unternehmen, sowohl aktuelle Herausforderungen zu meistern als auch langfristige Ziele zu verfolgen. 

Der Blick auf Mittelhessen: Verwurzelt und zukunftsorientiert 

„Aus Mittelhessen haben sich Weltmarktführer entwickelt, aber auch spezialisierte Unternehmen“, beschreibt Müller die wirtschaftliche Prägung der Region. „Unternehmen, die sich von Handwerk- zu Industrieunternehmen entwickelt haben.“ Aber: „Die wirtschaftliche Zukunft sieht anders aus.“ Angesichts zuletzt zahlreicher Insolvenzen mahnt er rechtzeitige Restrukturierungen und die Erschließung neuer Geschäftsfelder an, insbesondere im Bereich der Automobilzulieferindustrie. „Ein Strukturwandel ist dringend notwendig, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein“, warnt Müller.  

„Wir haben unseren Unternehmenssitz in Aßlar, ist im tiefsten Mittelhessen“, fügt Gotthardt hinzu, „Mittelhessen ist meine Heimat, ich bin hier geboren und aufgewachsen, habe hier studiert und mein Unternehmen gegründet“. Dennoch „haben wir allesamt auch ein sehr tiefes globales wirtschaftliches Verständnis“. Und das will Advacon auch Kunden über die Region hinaus im ganzen deutschsprachigen Raum zur Verfügung stellen. Beide Geschäftsführer sehen die Region als einen Ort, der sowohl Herausforderungen als auch Chancen bietet. „Viele Unternehmen kennen ihre eigenen Potenziale nicht und benötigen Unterstützung, um diese zu erkennen und zu nutzen“, erklärt Müller – Hilfe, die Advacon anbieten kann. 

Bei der Unternehmensnachfolge hat auch die mittelhessische Gründerlandschaft, für die sich auch das Regionalmanagement Mittelhessen engagiert, mit seinen Gründerstammtischen und Pitch-Wettbewerben eine Rolle gespielt. „Auch das hat uns zusammengeführt“, sagt Gotthardt. Advacon förderte Startups, zu denen Gotthards Software-Plattform zählte. Müller hat bei Veranstaltungen des Regionalmanagements auch Vorträge gehalten: „Förderung und Unternehmenskultur sind für mich die zentralen Elemente für jede Weiterentwicklung“, betont er.