Skip to main content

Gründer:innen unplugged: Im Gespräch mit Florian Viereck

Vom ungewöhnlichen Geburtstagsgeschenk bis zum eigenen Brauerei-Biergarten an der Lahn: Der Weg von Oktobräu

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 7 min. Lesezeit

Vom Hobby zur Brauerei: Florian Vierecks Weg mit Octobräu

Florian Viereck, Mitgründer der Mikrobrauerei Octobräu in Lahnau, hat mit seinem Team eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte im mittelhessischen Biermarkt geschrieben. Was als Freizeitprojekt begann, hat sich zu einer etablierten Brauerei mit eigenem Biergarten in Gießen entwickelt.

Akademische Wurzeln und Brancheneinstieg

Florian Viereck studierte Volkswirtschaftslehre und Agrarwissenschaften an der Universität Gießen. Seine berufliche Laufbahn in der Brauwelt begann in der Brauerei Baunatal. Um sein Fachwissen zu vertiefen, absolvierte er eine Ausbildung an der Braumeisterschule in München und leitete anschließend eine Brauerei in der Schweiz.

Die Geburt einer Idee

Die Geschichte von Octobräu begann mit einem ungewöhnlichen Geburtstagsgeschenk: Viereck und seine Freunde schenkten einem Bekannten einen Braukurs. Diese Erfahrung weckte nachhaltige Begeisterung, woraufhin die Gruppe mit einem einfachen Kochtopf im Keller erste Biere herzustellen begann.

In einer spontanen „Bierlaune“ beschloss die Gruppe, einen Feuerwehrwagen zu kaufen und zu einer mobilen Brauerei umzubauen. Mit dieser ungewöhnlichen Anlage wollten sie zu Veranstaltungen und Märkten fahren, um dort Bier zu brauen und auszuschenken. In dieser Phase beschreibt Viereck das Projekt als „selbsttragendes Hobby“ – eine Freizeitbeschäftigung, die sich finanziell gerade so trug.

Corona als Katalysator

Die COVID-19-Pandemie erwies sich für Octobräu paradoxerweise als entscheidender Wendepunkt. Als Märkte und Veranstaltungen abgesagt wurden, musste das Team sein Geschäftsmodell überdenken. Sie begannen, ihr Bier abzufüllen und über den Einzelhandel zu vertreiben: „Ohne Corona wäre Octobräu keine richtige Brauerei geworden“, reflektiert Viereck.

Ein weiterer glücklicher Umstand war Vierecks Rückkehr aus der Schweiz. Aufgrund der Grenzschließungen konnte er nicht mehr pendeln und konzentrierte sich vollständig auf das Brauprojekt in Hessen.

Expansion durch Opportunität

Statt neue Ausrüstung zu kaufen, nutzte Viereck Gelegenheiten, bestehende Brauereianlagen zu übernehmen. 2022 kaufte Octobräu eine komplette Gasthaus-Brauerei in Heilbronn auf. Als ihr geplanter Standort durch Bauverzögerungen nicht rechtzeitig fertig wurde, ersteigerte das Team zusätzlich eine insolvente Berliner Brauerei.

Diese opportunistische Strategie ermöglichte es Octobräu, mit vergleichsweise geringem Kapitalaufwand eine beachtliche Produktionskapazität aufzubauen. Heute verfügt das Unternehmen über zwei komplette Brauanlagen – eine bereits in Betrieb und eine zweite für zukünftige Expansionen.

Vom Bier zum Biergarten

Ein wichtiger Meilenstein war die Eröffnung eines eigenen Biergartens in Gießen an der Lahn. Dieser Schritt ermöglicht es dem Unternehmen, seine Produkte direkt zu verkaufen und höhere Margen zu erzielen. Viereck betont, dass der Biergarten „erstens am meisten Spaß macht und zweitens am meisten Ertrag bringt“.

Herausforderungen und regionale Verwurzelung

Die größte Herausforderung für Octobräu bleibt die Zeit. Als Besonderheit führen Viereck und seine Partner das Unternehmen nicht hauptberuflich. „Uns trägt die Leidenschaft“, erklärt Viereck, aber mit zunehmendem Wachstum steigt auch der Zeitaufwand.

Ein zentrales Element der Unternehmensphilosophie ist die regionale Verankerung. Octobräu möchte „die traditionelle Bierkultur mit kleinen Brauereien in der Region wieder erwecken“. Viereck schätzt Mittelhessen für seine landschaftliche Schönheit und die Universitäten und Gründungszentren, die ein unterstützendes Ökosystem bieten.

Zukunftsvision

Für die Zukunft plant Octobräu den erfolgreichen Betrieb der neuen Brauanlage und eine Produktionssteigerung um etwa 50 Prozent bis Ende 2024. Trotz dieser Wachstumsambitionen bleibt der Ansatz pragmatisch. Viereck betrachtet Rückschläge als „sportliche Herausforderung“ und betont: „Wenn man selbst aufgibt, dann kommt man gar nicht erst dahin, wo man hin möchte.“

Die Geschichte von Octobräu zeigt eindrucksvoll, wie aus einem Hobby ein erfolgreiches Unternehmen entstehen kann, wenn Fachwissen, Leidenschaft und die Fähigkeit, aus Krisen Chancen zu machen, zusammenkommen.

——————————————————————————————————

Die Aufnahmen stammen aus unserem Live-Podcast „Gründer:innen Unplugged“, den wir gemeinsam mit StartMiUpauf dem Stadt ohne Meer Festival aufgenommen haben. Den Podcast von Foundershub Mittelhessen findet ihr überall, wo es Podcasts gibt. 

Hier geht´s zum Podcast auf Spotify

Von der Idee zum Business – Gründer*innen erzählen ihre Geschichten: Es gibt bereits weitere Folgen mit Verrano und PROMBYX, zwei weitere Gründungen aus Mittelhessen.

 Florian Viereck, Fabiola Neitzel und Manuel Siskowski – drei Gründer*innen aus Mittelhessen mit ganz unterschiedlichen Wegen, aber einer gemeinsamen Mission: Ihre Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Im Gespräch mit Joana Celine Dietz und Sarah Krecker von StartMiUp teilen sie persönliche Einblicke in ihre Gründungsprozesse, Herausforderungen und Erfolge. Ehrlich, offen und mitten aus dem Leben – so klingt Unternehmertum in Mittelhessen.