Von der Bierlaune zum Bio-Erfolg: Manuel Siskowskis Weg mit Verrano
Manuel Siskowski, Geschäftsführer der Verrano GmbH, hat mit seiner veganen Feinkostmarke eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte geschrieben. Sein Unternehmen produziert Wurzelgemüse in Bioland-Qualität als hochwertigen Fleischersatz und ist unter anderem in den Bistros der Deutschen Bahn vertreten.
Die Anfänge: Eine kulinarische Vision nimmt Form an
Die Geschichte von Verrano begann mit einer langjährigen Freundschaft zwischen Siskowski und Max, einem Koch aus der Sternegastronomie. Max arbeitete über viele Jahre hinweg an einem pflanzlichen Fleischersatz, dessen frühe Versionen Siskowski unverblümt als „eigentlich nicht genießbar“ beschreibt. Doch trotz des negativen Feedbacks ließ sich Max nicht entmutigen und entwickelte sein Produkt kontinuierlich weiter.
Der entscheidende Wendepunkt: Eine Bierlaune mit Folgen
Nach etwa fünf Jahren Entwicklungsarbeit erreichte das Produkt endlich eine überzeugende Qualität. Der Durchbruch kam auf dem Impact Festival in Frankfurt.
In angeheiterter Stimmung begeisterten sie den Veranstalter so sehr, dass er ihnen spontan anbot, am nächsten Tag ihre Idee auf der Bühne zu präsentieren. Dieser improvisierte Pitch führte zu einem unerwarteten Erfolg: Der Geschäftsführer einer großen Rheinhessen-Bäckereikette bot noch am selben Abend an, das Produkt gemeinsam zu launchen, obwohl weder ein fertiges Produkt noch eine Produktion existierte. Durch den Bauverzug der neuen Bäckereifiliale hatte das Team etwa neun Monate Zeit, um das Projekt zu entwickeln und ein marktreifes Produkt herzustellen.
Die Produktionsherausforderungen: Gemüse ist kompliziert
Die ersten Produktionsmengen wurden bei einem veganen Metzger in Frankfurt hergestellt. Mit steigender Nachfrage musste Verrano jedoch nach größeren Produktionsmöglichkeiten suchen. Die Verarbeitung von Gemüse erwies sich als wesentlich komplexer als erwartet. „Gemüse ist zum Verarbeiten eigentlich der Horror“, erklärt Siskowski. Nach langer Suche fanden sie im wunderschönen Bibertal einen ehemaligen Rinderzerlegebetrieb, der sich als perfekt für ihre Bedürfnisse erwies.
Regionale Wertschöpfung und Nachhaltigkeit
Eine Besonderheit von Verrano ist die regionale Wertschöpfungskette. Das Unternehmen arbeitet mit einem Landwirt aus der Wetterau zusammen, von dem sie vor allem Bioland-Steckrüben in Übergrößen abnehmen – Rüben, die im normalen Handel nicht verkauft werden würden. Mittlerweile ist Verrano vermutlich der größte Käufer für Bio-Steckrüben in Deutschland und plant, ab 2026 in den Vertragsanbau zu gehen.
Zudem verfolgt Verrano eine Zero-Waste-Philosophie. Aus den „Nebenströmen“ der Produktion entstehen hochwertige Zusatzprodukte. Der bei der Fermentation entstehende Rote-Beete-Saft wird beispielsweise an Gastronomen geliefert, die ihn zum Beizen von Fisch verwenden oder als hochwertige Shots anbieten.
Der Durchbruch: Nationale Sichtbarkeit
Ein entscheidender Erfolg für Verrano war die Aufnahme ihrer Produkte ins Sortiment der Deutschen Bahn im Rahmen des Veganuary 2025. Ihre veganen Wurzelgemüsealternativen wurden für einen Monat in den Bistros der Bahn angeboten und haben dort ein positives Echo gefunden – sowohl bei der Bahn selbst als auch bei den Reisenden.
Die größte Herausforderung: Produktion
Trotz des Erfolgs bleibt die Produktion die größte Herausforderung. „Von vorne bis hinten ist es Produktion“, betont Siskowski. Die Entwicklung und sichere Herstellung eines neuartigen Lebensmittels in der gewünschten Menge erfordert ständige Aufmerksamkeit und Engagement. Siskowski selbst ist tief in den Produktionsprozess eingebunden und pendelt regelmäßig zwischen Meetings, Produktionsüberwachung und Vertriebsterminen.
Zukunftsvision und Unternehmensphilosophie
Für die Zukunft hat Verrano zwei Hauptziele: die Optimierung der Produktion und die Weiterentwicklung innovativer Produkte, insbesondere aus Nebenprodukten. Die potenzielle ganzjährige Präsenz im ICE-Bordbistro würde die Position des Unternehmens im Markt weiter festigen.
Siskowskis Führungsstil zeichnet sich durch Pragmatismus und Offenheit für Zusammenarbeit aus. Er erkennt die Grenzen des eigenen Wissens an und arbeitet eng mit experimentierfreudigen Gastronomen zusammen, denen er Nebenprodukte zur kreativen Verwendung überlässt.
Die Geschichte von Verrano zeigt eindrucksvoll, wie aus jahrelanger Entwicklungsarbeit, zufälligen Begegnungen und dem Mut, spontane Chancen zu ergreifen, ein innovatives Unternehmen entstehen kann, das den Markt für pflanzliche Alternativen nachhaltig prägt.
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Die Aufnahmen stammen aus unserem Live-Podcast „Gründer:innen Unplugged“, den wir gemeinsam mit StartMiUp auf dem Stadt ohne Meer Festival aufgenommen haben. Den Podcast von Foundershub Mittelhessen findet ihr überall, wo es Podcasts gibt.
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Von der Idee zum Business – Gründer*innen erzählen ihre Geschichten: Demnächst gibt es eine weitere Folgen mit Octobräu.
Die erste Folge mit PROMBYX ist bereits auf unserem Blog zu finden. (Blog)
Florian Viereck, Fabiola Neitzel und Manuel Siskowski – drei Gründer*innen aus Mittelhessen mit ganz unterschiedlichen Wegen, aber einer gemeinsamen Mission: Ihre Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Im Gespräch mit Joana Celine Dietz und Sarah Krecker von StartMiUp teilen sie persönliche Einblicke in ihre Gründungsprozesse, Herausforderungen und Erfolge. Ehrlich, offen und mitten aus dem Leben – so klingt Unternehmertum in Mittelhessen.