Mit Gründungsvorhaben zu den Themen Inklusion, Nachhaltigkeit oder Gesundheit begann am 1. April die sechste Förderrunde des Hessen Ideen Stipendiums, mit der unternehmerische Ideen aus den hessischen Hochschulen unterstützt werden. In einem zweistufigen Bewerbungsverfahren konnten sich 15 innovative Ideen durchsetzen und starten jetzt mit dem Stipendium ihre Gründungsreise. Insgesamt haben sich 58 Ideen für das Förderprogramm beworben, damit verzeichnet die Initiative erneut einen Rekord. Aus der Philipps-Universität Marburg ist das Team „Triple Solar“ dabei.
Triple Solar
Hier eine kurze Projektvorstellung: „Triple Solar bietet Beratung, Projektierung und Akquise für Agri-Photovoltaikanlagen (Agri-PVA) an, die Ernte von Sonnenenergie bei gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung ermöglichen. Besonderes Augenmerk legen wir auf Biodiversität und Wasserversorgung, die positive Effekte im Bereich der Regeneration des landwirtschaftlich intensiv genutzten Bodens und Unterstützung diverser Ökosystemleistungen zu Folge haben. Zudem entwickeln wir ein Produkt, das Wassersammlung mit Agri-PVA ermöglicht.“
Zwei Gründungsteams mit Beteiligung von Doktoranden und Studierenden der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) werden ebenfalls in der sechsten Förderrunde des Hessen Ideen Stipendiums unterstützt: CardioIQ ist eine Technologie für schnelle und zuverlässige Auswertungen von EKG-Aufnahmen; diese Idee wurde von Doktoranden der JLU und der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) entwickelt. In ihrem jungen FinTech-Unternehmen PVT PAY verfolgen Studierende der JLU und der Hochschule für Gestaltung Offenbach die Vision, das physische Bargeld zu digitalisieren. Unterstützt werden die Projekte vom Entrepreneurship Cluster Mittelhessen (ECM), dem gesamtuniversitären Gründungszentrum der JLU.
CardioIQ
CardioIQ ermöglicht die automatisierte computergestützte Auswertung von Elektrokardiogramm-Aufzeichnungen. Mittels künstlicher Intelligenz (KI) wird für Patientinnen und Patienten ein persönliches Risikoprofil potenzieller Herzerkrankungen erstellt, das einfach in klinische und nicht klinische Abläufe integrierbar ist. Dadurch bietet CardioIQ ein kostengünstiges modernes Instrument zur Unterstützung der medizinischen Risikoeinschätzung und Diagnostik an. Mit der Idee können potenziell lebensrettende Informationen schnell bereitgestellt werden und aufwendigere kostenintensive Untersuchungen eingespart werden.
Das Gründerteam setzt sich aus drei Doktoranden zusammen: Sebastian Wegener, Doktorand der Medizin an der JLU, sowie Nils Gumpfer und Joshua Prim, beide Doktoranden der Informatik bzw. Wirtschaftsinformatik an der THM. Das interdisziplinäre Team vereint das für CardioIQ notwendige Wissen und die benötigten Fähigkeiten aus den Bereichen moderne Gesundheitsversorgung, Ökonomie und angewandte Informatik.
Mit dem Ziel, KI-Methoden in der medizinischen Versorgung nutzbar zu machen, besteht seit mehr als zwei Jahren eine enge Kooperation zwischen der Arbeitsgruppe des Kardiologen Prof. Dr. Till Keller (JLU) und der Arbeitsgruppe des Wirtschaftsinformatikers Prof. Dr. Michael Guckert (THM, hessian.AI-Gründungsmitglied). Die Kombination von medizinisch kardiologischer Expertise und umfassender Kompetenz im Bereich der künstlichen Intelligenz ermöglicht es, dieser interdisziplinären Forschungsgruppe hochschulübergreifend die Translation von modernen KI-Konzepten in medizinische Anwendungen zu untersuchen. Ausgehend von dieser durch den Forschungscampus Mittelhessen (FCMH) geförderten Kooperation ist das Projekt CardioIQ entstanden.
„Das Hessen Ideen Stipendium ermöglicht es dem jungen Gründerteam, aus einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt ein konkretes Produkt zu entwickeln, das die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen in der Praxis verbessern kann“, so Prof. Dr. Till Keller.
PVT PAY
PVT PAY ist ein junges FinTech-Unternehmen mit der Vision, das physische Bargeld in seinem vollen Umfang und mit all seinen Vorteilen zu digitalisieren. Das Gründerteam entwickelte dafür einen innovativen digitalen Geldbeutel, auf dem das digitale Bargeld gespeichert wird. Das PVT PAY-Gründerteam besteht aus vier jungen Studierenden: Philipp Kohl (Hochschule für Gestaltung Offenbach), Stefano Bonvissuto (Goethe-Universität Frankfurt), Sven Erb (TU Darmstadt) und Yannik Manet (JLU), die schon vor der Unternehmensgründung befreundet waren. „Die Idee, das Projekt und somit auch unser Start-Up entstand aus einem Semesterprojekt von Philipp“, so Yannik Manet. „Es wurde jedoch sehr schnell klar, dass man ein kompetentes, interdisziplinäres Team benötigt, um diese Vision zu verwirklichen. Seit Ende vergangenen Jahres arbeiten wir deshalb als Freunde und Kollegen an unserem Produkt: dem Pivot.“
Das PVT PAY-Gründerteam (v.l.): Philipp Kohl, Stefano Bonvissuto, Sven Erb und Yannik Manet. (Quelle: Benjamin Schenk / Fotostudio Hirch)
Der Pivot, wie die Gründer ihr Produkt nennen, ist ein digitaler Hardware-Geldbeutel der die Vorzüge des Bargeldes bieten soll: offline und anonym bezahlen zu können. Damit möchten PVT PAY eine Alternative bieten zum risikoreichen All-in-One-Smartphone-Konzept, das sich immer mehr etabliert. Der Pivot ermöglicht Nutzerinnen und Nutzern, unabhängig von anderen Finanzintermediären zu sein und ist damit auch eine Antwort auf die aktuellen Sicherheits- und Datenschutzfragen. Im Förderungszeitraum möchte das PVT PAY-Team die Prototyping-Phase beenden und sich auf eine Crowdfunding-Kampagne vorbereiten.
Prototyp des digitalisierten Bargeldes: Mit dem innovativen Hardware-Geldbeutel des Start-ups PVT PAY, dem Pivot, kann man offline und anonym bezahlen. (Quelle: Philipp Kohl)
Mit dem Hessen Ideen Stipendium werden wissensbasierte Gründungsideen aus den hessischen Hochschulen finanziell gefördert. Zentraler Bestandteil des Programms ist der sogenannte Ideen-Akzelerator. In Workshops greifen Expertinnen und Experten Themen wie Finanzierung, Marketing oder Pitchen auf, zudem erhalten die Teams Unterstützung durch die Coaches aus den teilnehmenden Hochschulen. An der JLU ist Tristan Herbold, Geschäftsführer des ECM, Ansprech- und Sparringspartner für die Stipendiatinnen und Stipendiaten. Das wesentliche Element des Ideen Akzelerators liegt im interdisziplinären Austausch der Teams untereinander sowie in der Vernetzung mit den Akteurinnen und Akteuren der hessischen Start-up-Szene.
Hessen Ideen ist eine Initiative des Landes Hessen, der hessischen Hochschulen und hessischer Unternehmen. 2016 startete das Programm mit den Bausteinen Hessen Ideen Wettbewerb und Hessen Ideen Hochschulnetzwerk. Seit 2018 besteht außerdem das Hessen Ideen Stipendium. Das Ziel ist es, unternehmerische Ideen an den Hochschulen zu entdecken und fördern. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft von Staatsministerin Angela Dorn.