Der Ausbau der Datenautobahn schreitet weiter voran. Neben moderner Technik bei der Datenübertragung kommt im
Landkreis Marburg-Biedenkopf auch beim Verlegen der Glasfaserkabel – zunächst testweise
– eine innovative Methode zum Einsatz: Das Trenching. Die Breitband Marburg-Biedenkopf GmbH hat am Mittwoch in Weimar-Wenkbach gemeinsam mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, mit dem Ausbaupartner Telekom, der ausführenden Baufirma WirLiebenKabel und dem Breitbandbüro des Landes Hessen bei einer Demonstrationsveranstaltung interessierten Vertretern aus hessischen Kommunen die Technik des Trenching vorgeführt.
In der Medizin würde man von einem minimal-invasiven Eingriff reden: Beim Trenching (das Wort leitet sich vom englischen Wort „trench“ für Graben oder
Einschnitt ab) wird ein nur 15 Zentimeter schmaler und rund 40 Zentimeter tiefer Schlitz in die Asphaltoberfläche des Bürgersteigs gefräst. In diesen
Mikrograben wird dann das Glasfaserkabel gelegt. Der Graben wird im Anschluss wieder mit einer speziellen Verfüllmasse aufgefüllt. Zuvor wurde der
Untergrund auf Ver- und Entsorgungsleitungen untersucht, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Das Verfahren ist deutlich schneller als herkömmliche
Verfahren zum Verlegen von Glasfaserkabeln, beispielsweise mit einem Bagger. Auch ist die neue Technik kostengünstiger als andere Methoden.
Das Trenching soll dort zum Einsatz kommen, wo es technisch sinnvoll und nötig sowie wirtschaftlich und zeitlich geboten ist, zum Beispiel auch beim Anschluss
von Gewerbegebieten. Es bietet sich an, wenn auf Strecken von mindestens 200 Metern am Stück Glasfaserkabel verlegt werden sollen.
„Die Bauprojekte werden immer kleinteiliger, damit wird der Ausbau zeitaufwändiger und auch teurer. Dieser Entwicklung möchten wir entgegentreten, indem
wir neue Wege zum Verlegen der Glasfaserkabel als Alternativen zur klassischen Baggervariante testen und unterstützen. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf
steht innovativen Methoden, die den Ausbau der Datenautobahn beschleunigen können, sehr aufgeschlossen gegenüber“, betonte Landrätin Kirsten Fründt.
„Wir nutzen jede Chance, um den Breitbandausbau in Deutschland voranzutreiben. Trenching ist hierbei ideal. Mit geringerem Aufwand und fast ohne optische
Beeinträchtigungen lassen sich die Glasfaserkabel noch näher zum Kunden bringen“, so Frank Bothe, Leiter der für den Ausbau zuständigen Technik-Niederlassung
der Telekom. „Trenching reduziert die Ausbauzeit – und damit die Einschränkungen für Unternehmen und Anwohner durch Baustellen. Auch wird normalerweise
kein ganzer Bürgersteig blockiert. Ein Trenching-Graben kann, im Gegensatz zu einem klassischen, mindestens doppelt so breiten Baggergraben, grundsätzlich
überquert werden“, ergänzte Bothe. „Wir danken dem Kreis und seinen Kommunen für das Vertrauen und hoffen, dass sich weitere Kommunen in Deutschland
von diesem Verfahren überzeugen lassen.“
Im Rahmen des 2018 begonnene Erweiterungsprojekts zum Breitbandausbau im Landkreis Marburg-Biedenkopf sollen die verbliebenen weißen Flecken mit einer
Downloadrate von unter 30 Mbit/s verschwinden, sowie alle Schulen des Kreises und die mit unter 30 Mbit/s Downloadrate unterversorgten Gewerbestandorte
mit Glasfaseranschlüssen ausgebaut werden. Dazu gehört auch das Gewerbegebiet im Weimarer Ortsteil Wenkbach, wo das neue Trenching-Verfahren aktuell
getestet wird.
„Der Breitbandausbau als digitale Infrastruktur ist auf der einen Seite für die Bevölkerung im täglichen Gebrauch des Internets von großer Bedeutung. Auf
der anderen Seite stärken wir den Wirtschaftsstandort Marburg-Biedenkopf“, unterstrich die Landrätin. Auch in den Schulen gehöre schnelles Internet
heute zum Standard, weshalb der Kreis auch dort für schnellen Datenaustausch sorgen werde. „Damit wir nicht den Anschluss an die digitale Zukunft verlieren“,
sagte Fründt.
Mit dem Erweiterungsprojekt zum Breitbandausbau sollen bis 2020 die letzten unterversorgten „weißen Flecken“ den Anschluss an die digitale Zukunft mit
schnellem Internet erhalten. Dabei sollen nahezu alle noch unterversorgten Privathaushalte, das sind kreisweit noch knapp 6.000 Anschlüsse, auf eine
Downloadgeschwindigkeit von mindestens 30 Mbit/s verbessert werden. Davon werden mehr als 95 Prozent der Anschlüsse nach Abschluss des Projektes Downloadgeschwindigkeiten
von 50 Mbit/s und 80 Prozent sogar über 100 Mbit/s verfügen. Außerdem werden alle 75 Schulen des Kreises und mehr als 500 Gewerbestandorte im Landkreis
mit direktem Glasfaseranschluss versorgt. Damit können Gigabit-Bandbreiten erreicht werden.
Nach Abschluss des Erweiterungsprojektes wird der Landkreis Marburg-Biedenkopf über eine der besten Breitbandversorgungen im ländlichen Raum bundesweit
verfügen.
Schulen und Gewerbe werden im Rahmen des Ausbaus mit FTTH-Anschlüssen („Fibre-To-The Home“), also mit Glasfaser bis in das Gebäude versorgt. Für private
Haushalte ist ein FTTC-Ausbau („Fibre-To-The-Curb“ – Glasfaser bis an den Bürgersteig) vorgesehen. Die möglichen Bandbreiten werden dort mit Vectoring
oder mit Supervectoring auf bis zu 250 Mbit/s verbessert.
In Marburg-Biedenkopf wurde bereits 2015 ein erstes Ausbauprojekt mit einer Versorgung von über 95 Prozent der Haushalte und Gewerbestandorte mit 25 Mbit/s
in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom erfolgreich abgeschlossen.