Umzugskisten, Versandpakete, Schuhkartons – Katzen lieben Verpackungen aus Pappe, egal, wie sie aussehen und welchen Zweck sie erfüllen. Sie eignen sich zum Raufspringen, Reinkriechen, Verstecken.
Ein günstiges Katzenspielzeug könnte man meinen. Allerdings sind diese Kartons nicht so robust und gehen schnell kaputt. Zudem sehen sie optisch wenig ansprechend aus. Was für die Katze ein aufregendes Spielzeug ist, fühlt sich für die Besitzer nicht selten wie Müll an, der im Weg herumliegt.
Dies inspiriert Joshua Becker (26) im November dieses Jahres zur Gründung seines eigenen Start-ups KittyPits. KittyPits stellt modulare Katzenhäuschen aus hochwertigen Pappkartons her. Die Einzelteile können schnell und einfach aufgebaut und in immer neuen Varianten zusammengesteckt werden. Das System ähnelt einem Legobaukasten, nur eben für Katzen.
Im Homeoffice mit Kater Lui
Katzen wollen beschäftigt sein – diese Herausforderung kennt auch Joshua, Katzenbesitzer und Banker aus Frankfurt am Main. Als ihn sein Arbeitgeber im Zuge des ersten Corona-Lockdowns für drei Monate ins Homeoffice schickt, ist er den ganzen Tag mit seinem Kater Lui zusammen.
Joshua: „Er wollte ständig Unterhaltung und Abwechslung und hat mir kaum Ruhe gelassen, um mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Also habe ich einfach online ganz viel neues Katzenspielzeug bestellt. Und dann ist genau das passiert, was heute mein Werbespruch ist: Auf was freuen sich Katzen am meisten, wenn du ihnen etwas bestellst? Richtig – auf den Pappkarton! Denn Katzen lieben Kartons!“ Das Katzenspielzeug selbst ist dagegen zweitrangig.
Also erfüllt Joshua den Wunsch seines Katers. Die ersten Bauversuche sind jedoch nicht vergleichbar mit dem heutigen Produkt. Aus Kartons diverser Online-Versandhäuser bastelt Joshua von Hand mit Schere und Klebeband eine Burg. Lui ist begeistert, seinen Mitbewohnern – Joshua und Freundin Lara Müller (26) – gefällt das Aussehen allerdings gar nicht. Da reift in ihnen die Idee, etwas aus Pappe zu designen, das sowohl Tier als auch Mensch gefällt. Sie wollen einen Spaß- und Rückzugsort für Katzen schaffen, der wie ein Katzenmöbelstück aussieht, aber trotzdem aus Pappe ist und der Katze Abwechslung bietet.
Joshua lässt der Gedanke nicht los. Er belegt im Mai einen kostenlosen Online-Kurs zum Thema „Entrepreneurship“ an der Harvard Universität. Er schreibt zum ersten Mal einen Businessplan zu seiner Idee und recherchiert den Markt – in fast jedem vierten Haushalt in Deutschland leben Katzen, das sind rund 9,5 Millionen Haushalte.
Prototypentwicklung mit hessischem Know-how
Die ersten Prototypen von KittyPits (Foto: Joshua Becker)Nach dem Workshop macht sich Joshua auf die Suche nach einem Papphersteller für den Bau eines Prototyps. „Es waren nicht immer leichte Telefongespräche, wenn ich mit meiner Katzenhäuschen-Idee anfing“, sagt Joshua. Doch nach vielen Absagen findet er schließlich mit der Firma OTT + SOHN GmbH einen Hersteller in Obertshausen, Hessen, der das Potential erkennt, an die Idee glaubt und in die Produktentwicklung investiert.
Joshua freut sich über die Zusammenarbeit: „Mir ist es wichtig, regional zu produzieren. Zum einen soll KittyPits für Nachhaltigkeit stehen, zum anderen möchte ich einen Ansprechpartner vor Ort haben.“ Und den hat er. Vom ersten Tag an besteht ein enger Austausch mit dem Entwicklungsteam. Joshua besichtigt das Werk vor Ort und lernt viel von den Experten – über Pappe, verschiedene Materialstärken sowie Stecksysteme, etwa mit Magneten, Papplaschen und Klettverschluss.
In die Prototypentwicklung fließen auch die Ergebnisse aus einer eigenen Marktumfrage mit ein, durchgeführt mit120 Teilnehmenden, darunter Bekannte, deren Kontakte und Personen aus Katzen-Internetforen. Ebenso ist das Feedback von Kater Lui relevant. Er testet jeden Prototyp und entscheidet über dessen Unterhaltungswert. Sein offizieller Arbeitstitel im Start-up lautet daher auch „Chief Experience Officer“.
Stabiler, schöner, schneller aufzubauen
Mittlerweile ist der fünfte Prototyp fertig – und damit vorerst die Produktentwicklung abgeschlossen. KittyPits entspricht den Ansprüchen des Frankfurter Gründers und des vierbeinigen Produkttesters.
Erstens: KittyPits-Häuschen haben ein ansprechendes Design. Zweitens: Die eingesetzte Pappe ist stabil – Katzen bis zu 9 Kilo können darin sitzen, laufen oder mit Anlauf aufs Häuschen springen. Drittens: Das modulare Stecksystem ist anwendungsfreundlich. Es lässt sich schnell immer wieder neu ab- und aufbauen. Auf diese Weise kommt Abwechslung in das Spiel der Katze. Zudem ist das Produkt komplett recycelbar, denn als Verbindungsstücke zwischen den Einzelteilen dienen Papplaschen.
Preisgekrönt auf dem Startup Weekend Mittelhessen 2020
Frisch nach der Fertigstellung des finalen Prototyps betritt Joshua erstmals die öffentliche Bühne. Er nimmt Anfang November am Startup Weekend Mittelhessen (SWMH) teil, das vom Regionalmanagement Mittelhessen in Gießen organisiert wird. An dem Wochenende wird er von erfahrenen Mentoren aus der Gründungsszene gecoacht und erhält Feedback von Experten, etwa zum Thema Marketing. Am Abschlusstag pitcht er sein Geschäftsvorhaben vor einer hochkarätig besetzten Jury und gewinnt den 3. Platz.
Joshua über seine Erfahrungen auf dem SWMH: „Auf dem Event hatte ich zum ersten Mal überhaupt die Möglichkeit, meine Idee vor einem größeren Publikum zu präsentieren und konnte so testen, ob sie gut ankommt. Außerdem konnte ich viele Kontakte zu Mentoren knüpfen, die mir sehr wertvollen Input und eine neue Perspektive gegeben haben. Unter anderem diskutierten wir über Designschutzrechte, sodass ich nun weiß, wie ich mein Produkt und mein Logo davor schütze einfach kopiert zu werden. Ich kann die Veranstaltung allen Gründungsinteressierten aus der Region nur weiterempfehlen.“
Familiengeführtes Start-up
Aus dem Hobby ist innerhalb von sieben Monaten ein ernstes Nebenprojekt geworden. Joshua baut das Start-up auch nicht mehr als Einzelperson auf. Er bekommt Verstärkung aus der Familie: Vater Melvyn Becker (56) kümmert sich um die Lagerung und Versandabwicklung. Er ist selber Unternehmer und führt seit mehr als 30 Jahren einen Einzelhandel für Autoersatzteile. Freundin Lara betreut das Marketing und baut aktuell eine Community in Social Media auf.
Alles wird vorbereitet für den nächsten großen Meilenstein: Anfang 2021 öffnet KittyPits seinen Online-Shop. Erstmals wird es möglich sein, zwei verschiedene Sets des jungen Start-ups zu erwerben.Das Set „Explore“ (4 Würfel, 1 Tunnel, 1 Rampe) spricht vor allem den Spieltrieb der Katzen an, das Set „Chill“ (4 Würfel, 1 Brücke, 1 Körbchen) lädt zum Entspannen und Schlafen ein. Preislich bewegen sich beide Produkte unter 40 Euro.
Das Geld ist gut angelegt. Langfristig können andere Spielzeuganschaffungen eingespart werden. Zudem ist quasi garantiert, dass die Katze mit den KittyPits-Häuschen spielt. Denn Katzen lieben Kartons – das belegen nicht nur Studien, sondern auch Kater Lui.
KittyPits ist in verschiedenen Modellen erhältlich (Foto: Joshua Becker)
Nähere Informationen, Bilder und Videos sowie Bestellungen zu KittyPits unter:
Website & Shop: www.kittypits.de
Instagram: https://www.instagram.com/kitty.pits/
Facebook: https://www.facebook.com/KittyPits2020