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„Kunst braucht Raum“: Marburger Kunstmuseum vor Neustart – auch durch Spende von Ullrich Eitel

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 7 min. Lesezeit

Kunst-Stifter Ullrich EitelEs
waren keine einfachen Zeiten, als das Marburger Kunstmuseum 1927
zum 400. Jubiläum der Universität eröffnete. Wirtschaftskrise und Inflation belasteten die öffentlichen Haushalte. Gelungen ist es trotzdem – vor allem
mit den vereinten Kräften vieler Spender aus Marburg und der Region. Nun ist es wieder soweit: Zum Neustart des Museums, der bis spätestens 2017 zumindest
in Teilbereichen erfolgen soll, werden wieder Spenden gesammelt, obwohl oder gerade weil die Zeiten deutlich besser sind. 1,25 Millionen Euro werden
für den ersten Bauabschnitt benötigt, heißt es aus dem Präsidium der Philipps-Universität.
Und natürlich gute Kunst. Und die wird unter anderem aus der „Sammlung Eitel“ stammen, einer Kollektion, zusammengetragen von der Mutter von Mittelhessen-Mitglied
Ullrich Eitel.

157 Werke umfasst die Sammlung von Hilde Eitel, die 2010 verstorben ist und dieses Kleinod deutscher und internationaler Kunst dem Universitätsbund, dem Förderverein der Universität, vermacht hat. Man solle die Bilder, darunter Gemälde von Josef Albers,
Yves Klein, Gorgio Morandi und der deutschen Künstlergruppe „Zero“, im Universitätsmuseum ausstellen, so war es der Wille der Tapeten-Fabrikantin.
Und dem folgt ihr Sohn und Nachfolger an der Spitze des Marburgers Traditionsunternehmens: Das 1927 erbaute Ernst-von-Hülsen-Haus des Marburger Kunstmuseums
wird die neue Heimat der Sammlung, die 2012 in einem Katalog beschrieben wurde,
den Eitels „Bertram-Schaefer-Stiftung“ finanziert hatte – die übrigens nach Eitels Großvater benannt ist.

Für Eitel ist das ein persönliches Anliegen: „Ein Museum muss zum Erlebnis werden, mit dem der Besucher etwas für sein Leben gewinnt“, sagte der Unternehmer
der Marburger Uni-Zeitschrift UniForum. Er wolle das Marburger Kunstmuseum zu einem „Muss und Magneten“ für die Stadt machen. Und das sei auch eine
Frage der Gestaltung und Inszenierung, sagte Ullrich der Zeitschrift – ein Gebiet, auf dem sich der Tapeten-Fachmann auskennt: Zur Kompetenz der Marburger
Tapetenfabrik, 1845 gegründet, gehöre schließlich auch Design und Präsentation. Dabei holten sich die seit den Fünfzigern in Kirchhain ansässigen Wandschmuck-Gestalter
auch schon mal Hilfe von Künstlern wie Paul Wunderlich, Luigi Colani und Janosch.

„Das Kunstmuseum ist das einzige Museum für Bildernde Kunst in Marburg“, schreibt Iris Rubinich von der Stabsstelle „Fundraising und Alumni-Service“ der
Marburger Uni. 2011 musste es renovierungsbedingt schließen. Schon bis dahin gab die Institution einem für Mittelhessen einzigartigem „Spektrum klassischer
und moderner Kunst“ Raum – und schlug dabei zwei Fliegen mit einer Klappe: Denn einerseits diene es natürlich als öffentliche Einrichtung für alle
Kunstinteressierten der Region und darüber hinaus. Andererseits biete es auch die Gelegenheit für Studierende der Kunst, an Originalen zu lernen, heißt
es weiter in Rubinichs Projekt-Beschreibung mit dem griffigen Titel „Kunst braucht Raum. Mehr Museum für Marburg“.

Das Konzept basiert übrigens auf einer alten Tradition bürgerlichen Gemeinsinns: Denn schon bei der ursprünglichen Eröffnung 1927 war es die Gemeinschaft,
die den Bau möglich gemacht hat. Zwei Bronzeskulpturen eines Handwerkers und eines Geistesarbeiters am Eingang sollen das symbolisieren. Die einen
hatten damals ihre Arbeitskraft gespendet, die anderen ihr Geld. Die Stadt stiftete schließlich das Grundstück. Heute gibt es zwei Aktionen, mit der
das nötige Kapital eingesammelt werden soll: Einerseits ist jeder aufgerufen, mit einer eigenen Spendensammlung beizutragen – zum Beispiel mit einer
Benefiz-Veranstaltung, einer Versteigerung oder auch mit der guten alten Sammelbuchse. Der kreativste Sammler soll mit einem „unbezahlbaren Preis“
belohnt werden, zum Beispiel mit einer privaten Feier in den Räumen des Museums.

Andererseits können auch Patenschaften für Räume in dem künftigen Museum übernommen werden – „vom großen Saal bis zum kleinen Gemäldekabinett“. Letzteres
gibt es für 12.000 Euro, ersteres kann auch schon mal einen sechsstelligen Betrag kosten. Am Ende soll dann ein Museum stehen, das sich laut Projektbeschreibung
auch architektonisch auf die Eröffnungsgeschichte des Hauses zurückbesinnt. Das „elegante Raumkonzept“ von 1927 soll wieder entstehen – „mit seinen
Rundgängen und einer abwechslungsreichen Folge schöner Räume“. Und all das ist auch das Verdienst von Hilde Eitels Kunstspende. Denn auf eines hat
die Mäzenin per testamentarischer Auflage Wert gelegt: Dass die Sammlung nach ihrem Tod in angemessenen Räumen präsentiert wird. Und so wird aus diesem
Projekt auch eine klassische Geschichte mittelhessischer Kooperation, in diesem Fall zwischen einer Hochschule und einem Unternehmen -mit einem kulturellen
Highlight als Ergebnis.

Mehr Informationen zum Kunstmuseum gibt es auch in dieser Festschrift zum 25-jährigen Bestehens des Vereins Freunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Marburg.