Moderne Verwaltungsarbeit ist ohne elektronische Datenverarbeitung, Computer und digitale Kommunikation
undenkbar. Umso wichtiger ist die Sicherheit im Umgang mit den Daten. Im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit gehen die Landkreise Marburg-Biedenkopf
und Gießen mit 24 Kommunen aus beiden Kreisen den Weg zu mehr Datensicherheit zusammen: mit einem gemeinsamen Beauftragten für Cybersicherheit.
„Der Schutz der uns anvertrauten Daten hat oberste Priorität“, betonten die Landrätinnen Kirsten Fründt (Marburg-Biedenkopf) und Anita Schneider (Gießen)
bei der Vorstellung des Pilotprojektes Anfang September im Marburger Landratsamt. „Unser Ziel ist es, gemeinsam eine einheitlich hohe Informationssicherheit
zu gewährleisten“, erklärten die Landrätinnen. Sie wiesen darauf hin, dass dieses Projekt Vorbildcharakter für andere Kommunen und Landkreise in Hessen
habe wird.
Denn, da sind sich die Beteiligten einig, ein Hackerangriff auf die persönlichen und sehr sensiblen Daten einer Verwaltung wäre eine Katastrophe. „Hacker
könnten versuchen, ganze Verwaltungen lahm zu legen oder die persönlichen Daten unserer Kundinnen und Kunden abzufischen – beides gilt es natürlich
zu verhindern“, so Landrätin Anita Schneider.
Dazu, ergänzte Landrätin Kirsten Fründt, müsste die bereits vorhandene Sicherheitsstruktur überprüft und bei Bedarf auch ausgebaut werden. Gleichzeitig
gelte es aber auch, die Transparenz und Offenheit einer Verwaltung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern nicht einzuschränken. „Verglichen mit dem
Festungsbau im Mittelalter brauchen wir hohe und dicke Mauern, stabile Tore und aufmerksame Wächter auf den Zinnen gegen die, die uns und den Bürgerinnen
und Bürgern schaden wollen“, so Landrätin Fründt.
Ein Beitrag dazu ist der gemeinsame Beauftragte für Cybersicherheit. Philipp Stöhr wird innerhalb der Projektlaufzeit von fünf Jahren die Verwaltungen
beider Landkreise sowie der beteiligten Städte und Gemeinden beraten und gemeinsam mit ihnen weitere Schritte erarbeiten und auf den Weg bringen. Dazu
gehören intensive und individuelle Beratungen der Behördenleitungen, Schulungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Untersuchung von Sicherheitsvorfällen
oder auch das Erstellen von Sicherheits- und Notfallkonzepten, die auch über den Projektzeitraum hinaus wirksam sind.
Für das Projekt haben die beiden Landkreise und die beteiligten Kommunen einen Vertrag über die Zusammenarbeit geschlossen. Die Gesamtkosten sind auf rund
480.000 Euro kalkuliert. Die hessische Landeregierung fördert dieses beispielgebende Projekt der interkommunalen Zusammenarbeit mit 250.000 Euro. Die
Restsumme teilen sich beide Landkreise und die beteiligten Kommunen.
„Dieses gemeinsame Pilotprojekt der beiden mittelhessischen Landkreise hat mehrere Vorteile: Die teilnehmenden Behörden verfügen über einheitliche und
qualitativ hohe Sicherheitsstandards“, erläuterte Landrätin Anita Schneider. Zudem könnten bereits vorhandenes Know-how genutzt und auf hohem Niveau
weiterentwickelt werde, ergänzte ihre Amtskollegin Kirsten Fründt. Beide sind sich einig, dass durch diese enge Zusammenarbeit der Kreise und der Kommunen
auch Kosten eingespart werden können.
Neben der Verwaltung des Kreises Gießen nehmen aus dem Kreis Gießen die Städte und Gemeinden Biebertal, Fernwald, Grünberg, Heuchelheim, Hungen, Laubach,
Lich, Linden, Pohlheim und Reiskirchen an dem Projekt teil. Aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf sind neben der Kreisverwaltung die Kommunen Amöneburg,
Angelburg, Biedenkopf, Cölbe, Ebsdorfergrund, Fronhausen, Kirchhain, Lahntal, Münchhausen, Neustadt, Steffenberg, Weimar, Wetter und Wohratal dabei.