Die LEADER-Regionen Limburg-Weilburg und Lahn-Taunus haben am 17. Juli 2018 einen
Kooperationsvertrag abgeschlossen. Gemeinsam wollen sie eine Strategie entwickeln, um bedarfsgerecht Arbeits- und Fachkräfte in der
Region für die Zukunft zu sichern.
„In der heutigen Zeit sind Kooperationsabsichten oftmals nur Lippenbekenntnisse. Die beiden LEADER-Regionen Limburg-Weilburg und Lahn-Taunus haben mit
der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags eine verbindliche Grundlage geschaffen und werden mit dem nun zu entwickelnden Strategieprozess ein wichtiges
Steuerungselement erhalten, um mit geeigneten Maßnahmen dem Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenwirken zu können“, so Michael Schnatz, Bürgermeister
der Verbandsgemeinde Diez und zugleich Vorsitzender der LEADER-LAG Lahn-Taunus. Gerade abseits der Großstädte in den ländlichen Räumen werde es immer
wichtiger, die Qualität des Standorts als Arbeitsplatz zu sichern, Abwanderung zu verhindern und attraktive Arbeitsplätze anbieten zu können, und zwar
von der einfachen Tätigkeit bis zu akademisch ausgebildeten Spezialkräften. Eine Zusammenarbeit über die Verwaltungs- und in diesem Fall sogar über
die Landesgrenze hinaus nutze der gesamten Region, in der insgesamt mehr als eine viertel Million Menschen leben.
„Defizite sind bereits heute in diversen Handwerksbereichen festzustellen: viele Betriebe sind auf Monate ausgelastet, ihnen fehlen allerdings die erforderlichen
Arbeits- und Fachkräfte, um die an sich gute Auftragslage abzuarbeiten. Diese angespannte Situation spiegelt sich in der Konsequenz bereits in ansteigenden
Preisen und langen Wartezeiten für die Kunden wider“, so Helmut Jung, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Limburg-Weilburg und Vorsitzender des
Vereins Regionalentwicklung des Landkreises Limburg-Weilburg.
Noch während des Entstehungsprozesses der LILE (der sogenannten Lokalen Integrierten Ländlichen Entwicklungsstrategie, welche als regionales Entwicklungskonzept
die Grundlage für die Bewerbung als LEADER-Region bildete) keimte die Idee, eine Kooperation mit der gleichfalls in Entstehung befindlichen LEADER-Region
Limburg-Weilburg einzugehen. In die LILEn beider Regionen war daher bereits im Mai 2014 ein Letter of Intent – eine Absichtserklärung für die nun vertraglich
fixierte Kooperation – aufgenommen worden. Langwierige Abstimmungen bis hinauf zur Ministeriumsebene folgten, bevor schließlich im nun geschlossenen
Vertrag die Kooperation festgeschrieben werden konnte.
Hinter der sperrigen Bezeichnung des gemeinsamen Projektes „Länderübergreifender Strategieprozess zur bedarfsgerechten Arbeits- und Fachkräftesicherung“
steht ein Ablaufmuster, das aus vier aufeinander aufbauenden Schritten besteht: zunächst soll in einer Bestandsaufnahme der Ist-Zustand ermittelt und
analysiert werden.
Im darauf folgenden Schritt wird eine detaillierte Strategie- und Handlungsplanung erfolgen, die dann konkrete Maßnahmen einleiten wird. Hier könnten beispielsweise
neue Organisationsformen, speziell bei unklarer Betriebsnachfolge, zum Tragen kommen und verschiedene Branchen stärken. Auch die Identifikation neuer
Wirtschaftsfelder und das Aufzeigen von Marktnischen soll helfen, verfügbare Potenziale zu erschließen. Gleichermaßen soll die Abwanderung von Arbeitskräften
verhindert und die regionale Bindung gefördert werden, etwa um Pendler zurückzugewinnen. Neue Arbeitszeitmodelle für die Generation 50+ können helfen,
deren Erfahrungswissen als Innovationsquelle nutzbar zu machen.
Die Zielstellung des Prozesses insgesamt ist, durch die Einbindung von Akteuren aus der gesamten Region – vom Einzelunternehmer bis hin zu Industrie-,
Handels- und Handwerkskammern, die alle gleichermaßen den Prozess speisen, sich aktiv einbringen und letztlich mitgestalten sollen – ein Netzwerk entstehen
zu lassen, sodass sich auch „über die Projektlaufzeit von drei Jahren hinaus der Prozess verstetigen kann und damit zu einer zukunftsorientierten Arbeits-
und Fachkräftesicherung beiträgt“, so Schnatz.