Prof. Dr. Knut Drescher liefert mit der Erforschung bakterieller Biofilme wichtige Beiträge zur Infektionsforschung. Der
Marburger erhielt in diesem Jahr die wichtigste Auszeichnung für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland, den mit 20.000 Euro dotierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis.
Drei Wissenschaftlerinnen und sieben Wissenschaftler erhalten in diesem Jahr den Preis, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergeben wird. Knut Drescher (35) ist seit 2014 Leiter einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut
für terrestrische Mikrobiologie in Marburg und seit 2015 auch Professor für Biophysik an der Philipps-Universität Marburg. „Ich bin überglücklich
diese Auszeichnung zu erhalten, die auch durch die interaktive und interdisziplinäre Atmosphäre in Marburg ermöglicht wurde – hier ist es
für mich möglich sowohl Biophysiker als auch Mikrobiologe zu sein“, sagt Drescher.
Knut Drescher, der im Grenzbereich zwischen Physik, Mikrobiologie, Materialwissenschaften und Biotechnologie arbeitet, hat wichtige Beiträge zur Erforschung
der zellulären Abläufe während der Entstehung von bakteriellen Biofilmen und deren multizellulären Eigenschaften geleistet. Viele Bakterien
leben in ihrer natürlichen Umgebung hauptsächlich in Gemeinschaften, die an Oberflächen heften, so genannten Biofilmen. Innerhalb dieser Biofilme
sind Bakterien durch einen klebrigen Schleim miteinander verbunden, der sie vor Angriffen schützt. Dreschers Erkenntnisse helfen bei der Entwicklung
von Maßnahmen, um in das Wachstum und die Verbreitung dieser multizellulären Kollektive einzugreifen. Dadurch rückt das Ziel in größere Nähe,
das Sterblichkeitsrisiko durch Infektionen zu reduzieren, die von bestimmten Pathogenen ausgelöst werden. Auch liefern Dreschers Arbeiten bedeutende Hinweise
zu einem verbesserten Verständnis davon, wie innerhalb von Bakteriengemeinschaften selbstorganisiert Interaktionsmuster entstehen, die sich von individuellen
Verhaltensweisen unterscheiden. Drescher, der nach Stationen in Oxford, Cambridge und Princeton nach Marburg kam, warb 2016 einen ERC Starting
Grant ein und ist Teilprojektleiter eines DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs. „Die Auszeichnung ist auch eine Anerkennung für die Marburger
Forschungslandschaft, in der die interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Alltag gehört“, ergänzt Prof. Dr. Michael Bölker, Vizepräsident für
Forschung an der Philipps-Universität.
Hintergrund:
Seit 1977 wird der Heinz Maier-Leibnitz-Preis jährlich an hervorragende Forscherinnen und Forscher verliehen, die sich in einem frühen Stadium
ihrer wissenschaftlichen Laufbahn befinden und noch keine unbefristete Professur innehaben. Der Preis dient als Anerkennung und zugleich
als Ansporn, ihre wissenschaftliche Laufbahn eigenständig und gradlinig fortzusetzen. Benannt ist er seit 1980 nach dem Atomphysiker und früheren
DFG-Präsidenten Heinz Maier-Leibnitz, in dessen Amtszeit (1973–1979) er erstmals vergeben wurde. Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis gilt als der wichtigste
Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland. Für die diesjährige Preisrunde waren insgesamt 129 Forscherinnen und
Forscher aus allen Fachgebieten vorgeschlagen worden. Die Auswahl traf der zuständige Ausschuss unter dem Vorsitz der DFG-Vizepräsidentin
und Mathematikerin Prof. Dr. Marlis Hochbruck. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten die mit je 20 000 Euro dotierte Auszeichnung am 28.
Mai in Berlin.