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Marburger Studierende werden Aktienhändler und Anleger

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 10 min. Lesezeit

Foto: Gerina AGWeltweit erreichen derzeit
Aktienkurse bis dato ungekannter Höhen. Aber was verbirgt sich dahinter? Was bestimmt den Kurs einer Aktie, also einer Unternehmensbeteiligungen? Eine
Initiative unter Führung der Gerina AG und unterstützt durch die Sparkasse Marburg-Biedenkopf ermöglicht derzeit Studierenden der Philipps-Universität Marburg vertiefende Einblicke in den Handel mit Aktien. Ziel ist es langfristiges unternehmerisches Denken zu fördern.

Früher nannte man es Börsenspiel. Viele Banken boten Schülern und Studenten die Teilnahme an Wettbewerben an, bei denen fiktive Aktiendepots gehandelt
wurden. Im Spiel wurde der Handel realer Werte nachgestellt und am Ende ergab sich rechnerisch ein Gewinn oder Verlust. Das Ziel und die Motivation
waren klar: Wer schafft die beste Wertsteigerung und natürlich das Wecken von Interesse für die Wertpapieranlage. Dass dabei explizit für junge Menschen
der Anreiz auch durchaus falsche Auswirkungen haben konnte, zeigte die reine performance-basierende Ausrichtung. Kritiker von Börsenspielen brachten
diese denn auch immer wieder mit Begrifflichkeiten wie „Zockerei“ und „Spekulation“ in Verbindung.

Ganz anders der Weg, der sich nunmehr erstmalig für Studierende der der Philipps-Universität Marburg eröffnet und welchen diese selbst mitentwickelt haben.
In enger Kooperation mit der Gerina AG, einem in Marburg ansässigem „neudeutsch“ Start-up-Builder-Unternehmen sowie mit struktureller und freundlicher
Unterstützung der Sparkasse Marburg-Biedenkopf, die beide zudem Mitglieder des Vereins Mittelhessen e.V. sind, erhalten Marburger Studierende die einmalige
Möglichkeit, echte Gelder in Form von nachhaltiger Aktienanlage zu steuern und zu managen. Der als gemeinnützige Organisation gegründete Finanzclub
Marburg e.V., vornehmlich ein Zusammenschluss von Studierenden mit wirtschaftlichen Interesse, hat es sich selbst zur Aufgabe gemacht, studiumsbegleitend
das Themenfeld Kapitalmarkt und Börse in der Freizeit zu intensivieren.

„Dieses Projekt bietet für uns die optimale Möglichkeit, zum einen schon während des Studiums in einem größeren Umfang Praxiserfahrung im Aktienhandel
zu sammeln, als auch allgemein für das Thema Geldanlage zu werben“, so Felix Kohlhas, Vorsitzender des Finanzclubs Marburg. „Wir waren äußerst positiv
überrascht, als Herr Oberhansl in einem Gespräch über die Rahmenbedingungen des Projekts, 100.000€ als Anlagesumme durch die Gerina AG in den Raum
stellte. Während Studentenfonds in den USA weit verbreitet sind an Universitäten, sind solche Projekte in Deutschland nicht bekannt. Den Vertrauensvorschuss
möchten wir gerne durch gezielte Investments nach eigenen Strategien zurückzahlen.“

Der Finanzclub Marburg ist ein studentischer Börsenverein an der Universität Marburg, der im März 2016 gegründet wurde. Sein Ziel ist es, möglichst vielen
Menschen – gerade Studenten – das Thema Kapitalanlage an den Finanzmärkten näher zu bringen. Da private Geldanlage eine sehr geringe Rolle in der Gesellschaft
spielt, möchte der Finanzclub durch gezielte Informationen das allgemeine Grundwissen erhöhen. Gleichzeitig sollen aber auch Vorträge und Arbeitsgruppen
für Mitglieder angeboten werden, die sich schon intensiver mit dem Thema Wertpapiere beschäftigen. Der Finanzclub Marburg ist Teil des Bundesverbandes
der Börsenvereine an deutschen Hochschulen, der größten nichtpolitischen Studenteninitiative Deutschlands.

„Ein idealer Partner für uns!“ attestiert Stefan Oberhansl, Gründer und Vorstand der Gerina AG dazu. „Wenn sich junge Menschen trotz enger Studienpläne
und Prüfungsdrucks zusätzlich in solchen Gremien fortbilden und engagieren, hat dies meinen höchsten Respekt.“

In dem konkreten Fall, stellt die Gerina AG stellt vier Depots mit einer Gesamtsumme von 100.000 EUR zur Verfügung, welche eigenständig von vier Teams
des Finanzclubs gesteuert werden. Investiert werden darf dabei nur in börsennotierte Aktien. Die Teams erhalten dabei Unterstützung durch die Sparkasse
Marburg-Biedenkopf, welche die technische Infrastruktur zur Verfügung stellt und die Gruppen in Abwicklungsfragen berät und Professoren des Fachbereichs
Wirtschaftswissenschaften der Philipps-Universität. Was jedoch keiner der beteiligten Kooperationspartner ausspricht, sind Anlageempfehlungen. „Im
Gegenteil. Ziel ist, dass die Studierenden eigenständig Anlagestrategien entwickeln, sich mit den Geschäftsmodellen der Unternehmen, wie auch dem gesamtwirtschaftlichen
Umfeld auseinandersetzen und dann eigenständige Investitionsentscheidungen treffen.“, so Professor Marc Steffen Rapp, welcher zusammen mit Professor
Stolper das Projekt seitens der Philipps-Universität begleitet. „Um dies zu forcieren, sind Derivate, Zertifikate oder andere, teilweise hochspekulative
Produkte ausdrücklich ausgeschlossen. Vielmehr soll ein Verständnis für den Ursprung der Aktie und deren volkswirtschaftliche Notwendigkeit ausgebaut
werden. Unternehmen mit hohem Kapitalbedarf emittieren Aktien und beteiligen andere für den Einsatz der entsprechenden Gelder unmittelbar am Unternehmensgewinn.“
ergänzt Oberhansl.

„Im Gegenteil …“, fährt Oberhansl fort. „… es soll in dem Verhalten der involvierten Studierenden sowohl das Verständnis für eine nachhaltige Form
der Aktienanlage gefördert werden, als auch deren Verantwortung für Ihnen anvertraute Gelder. Jeder Unternehmer hat diese Entscheidungen zu treffen
und Firmengelder sollten, ja dürfen gerade nicht zur Spekulation dienen. Vielmehr ist das Ziel ein inflationsbereinigter Werterhalt und, sofern möglich,
eine realistische Basisrendite bzw. Dividende auf die investierten Gelder. Jedes Team, ist somit wie ein kleines Start-up, dem wir Geld anvertraut
haben.“

„Eine Unternehmensbeteiligung ist das Wesen von Aktien und deren Anlage ist ein Grundpfeiler eines jeden Wirtschaftssystems. Hierzulande ist die Aktienquote
noch gering, obwohl Aktien ein wichtiger Bestandteil der unternehmerischen wie privaten Vorsorge sind bzw. sein sollten, respektive in einer anhaltenden
Zinsniedrigphase“ sagt dazu der Vertriebsvorstand der Sparkasse Marburg-Biedenkopf. Jochen Schönleber.

„Die Zeiten, wo Gelder für einen ordentlichen Zinssatz risikolos zur Bank o.ä. gebracht wurden und sich ohne jegliche Gegenleistung sprichwörtlich vermehrt
haben, dürften endgültig vorbei sein und ich kann jede Kritik all derer gut verstehen, die diese Art der Vermögensmehrung kritisieren. Das unternehmerische
Re-Investieren in andere Unternehmen via Aktien ist aber was völlig anderes und eine Notwendigkeit des Wirtschaftskreislaufs. Die beteiligten Studenten
stehen somit für eine neue Form des Anlageverhaltens und dieses gilt es zu unterstützen“ ergänzt Oberhansl.

Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Andreas Bartsch, hält das Zusammenspiel privater Unternehmen und seines Hauses mit dem Ziel der Finanzbildung junger
Menschen für ein erfolgversprechendes Modell. „Einerseits werden wirtschaftliche Zusammenhänge immer komplexer, andererseits fehlt bei der Wissensvermittlung
oftmals der praktische Bezug für die Lernenden. Insofern begrüßen wir die Initiative der Gerina AG und tragen gerne unseren Teil zum Gelingen bei“.

Die jeweiligen Teams berichten nachgelagert regelmäßig über deren Handlungen und machen das Agieren somit transparent.

Über die Philipps-Universität Marburg:

Die Philipps-Universität, 1527 gegründet, gehört zu den traditionsreichsten Hochschulen Deutschlands. Aktuell sind rund 25.700 Studierende an 16 Fachbereichen
eingeschrieben. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, welcher 12 Arbeitsgruppen mit Schwerpunkten aus der Betriebswirtschaftslehre und welcher
9 Arbeitsgruppen mit Schwerpunkten aus der Volkswirtschaftslehre umfasst, betreut ca 1.500 Studierende in unterschiedlichen Bachelor-, Master- und
Promotionsprogrammen. Die Universität ist zudem ein Gesellschafter der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH.