Skip to main content

Medizin-Lehrprojekt der Justus-Liebig-Universität Gießen siegt beim Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 7 min. Lesezeit

PD Dr. Michael Knipper, Projektleiter und Initiator des ausgezeichneten Lehrprojekts „Global Health“. Foto: Katrina FrieseWas macht einen guten Arzt und eine gute Ärztin aus? Das Studienangebot „Global Health“ der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) legt seit Jahren eine interdisziplinäre Perspektive auf Gesundheit, Medizin und ärztliches
Handeln – und hat damit offenbar einen Nerv getroffen: Letzte Woche ist das Schwerpunktcurriculum „Global Health“ unter der Leitung
von PD Dr. Michael Knipper (Institut für Geschichte der Medizin) mit dem Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre ausgezeichnet worden. Das Team erhielt bei der Preisverleihung in Frankfurt den mit 60.000 Euro dotierten ersten Preis.

„Die Lebenswelt unserer Studierenden und unserer Patientinnen und Patienten ist international und hat viele interkulturelle Bezüge. Das muss nicht nur
thematisiert werden, sondern kann zur Verbesserung der Lehre konstruktiv genutzt werden“, beschreibt Knipper den Ansatz von „Global Health“. Er bedankte
sich beim Land Hessen herzlich für die besondere Auszeichnung. „Dieser Dank richtet sich auch an die JLU, die als Universität der offenen Türen und
kurzen Wege ideal ist für interdisziplinäre Zusammenarbeit – gerade bei internationalen Projekten.“

„Ich bin sind sehr stolz auf die Auszeichnung dieses Lehrprojekts und gratuliere dem Projektteam sehr herzlich“, betonte JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato
Mukherjee. „‚Global Health‘ steht beispielhaft für die gesellschaftliche Verantwortung unserer Universität im Sinne der sogenannten ‚Third Mission‘:
Wir sind gerade in diesen Zeiten, in denen wir uns in vielen turbulenten Entwicklungen befinden – weltweit, in Europa, aber eben auch bei uns – auf
das Engagement aller unserer Mitglieder angewiesen, um positive Wirkungen in der Gesellschaft zu entfalten. Ich bin daher PD Dr. Michael Knipper überaus
dankbar für seine Initiative.“ Der vom Land Hessen gestiftete Lehrpreis unterstreiche die große Bedeutung der universitären Lehre, die neben der Forschung
viel zu oft in den Hintergrund trete.

„Mit der Vergabe des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre haben wir bundesweit eine Vorreiterrolle übernommen“, sagte Wissenschaftsminister
Boris Rhein bei der Verleihung. Er gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich zu ihrem Erfolg. Die siegreichen Lehrkonzepte ermöglichten
den Studierenden „neue Blickwinkel auf aktuelle Probleme und kombinieren den theoretischen Lernstoff hervorragend mit Fragestellungen der Praxis, die
für die jeweiligen späteren Tätigkeitsfelder der Studierenden relevant sind“, fügte der Minister hinzu.

Die Lehrinhalte von „Global Health“ umfassen neben gesundheitswissenschaftlichen Themen auch Bereiche der Kultur- und Geisteswissenschaften
wie Geschichte, Ethnologie und Politikwissenschaften und legt einen speziellen Fokus auf das Thema Menschenrechte. Im Mittelpunkt steht nicht das Erlernen
von Fakten, sondern die Entwicklung bzw. Stärkung der vielfältigen sozialen, wissenschaftlichen, ethischen und kommunikativen Kompetenzen, die für
ärztliches Handeln in der globalisierten Welt von heute unabdingbar sind. Das inhaltliche Profil ist somit durch ein „bio-soziales“ Verständnis von
Krankheit definiert: In Ergänzung zu natur- und biowissenschaftlichen Aspekten werden soziale, kulturelle und strukturelle Dimensionen von Krankheit
und Gesundheitsversorgung gezielt in den Blick genommen.

Aktuelle Themen sind beispielsweise ein Lehrprojekt mit dem Gesundheitsamt zur Unterstützung von Tbc-Patientinnen und -Patienten sowie der Aufbau eines
Studienangebots Migration und Menschenrechte mit den Rechts- und den Erziehungswissenschaften. Die inhaltliche Spanne reicht von Tropenkrankheiten,
Umwelteinflüssen und ökonomischen Bedingungen in Zeiten von Globalisierung, Migration und Klimawandel. In einer internationalen Forschungspublikation
wurde das Gießener Schwerpunktcurriculum „Global Health“ jüngst gar als „mögliches Modell“ für andere Universitäten in Deutschland bezeichnet. Auch
im europäischen Ausland interessiert man sich bereits für das Schwerpunktcurriculum.

Das Schwerpunktcurriculum wurde im Jahr 2011 als Lehrprojekt zur systematischen Internationalisierung des Medizinstudiums gestartet und wurde seitdem konsequent
weiterentwickelt und gestärkt. Jedes Jahr werden über einen Bewerbungs- und Auswahlprozess bis zu 15 Studierende (plus zwei Studierenden aus Marburg)
neu zugelassen. Aktuell sind 111 Studierende zugelassen; 43 haben das Schwerpunktcurriculum bereits erfolgreich beendet. Das Lehrangebot wird studienbegleitend
über einen Zeitraum von vier bis sechs Semestern im 3. bis 6. Studienjahr absolviert.

Für PD Dr. Michael Knipper ist die Auszeichnung nicht der erste Lehrpreis: Bereits im Jahr 2014 hat er den Ars legendi Fakultätenpreis für exzellente Lehre
in der Hochschulmedizin erhalten. Dieses Mal wurde das gesamte „Global Health“-Projektteam ausgezeichnet: Neben Knipper handelt es sich dabei um Prof.
Dr. Rolf Korte (Institut für Hygiene und Umweltmedizin), die wissenschaftliche Mitarbeiterin Annika Hartmann, Prof. Dr. Volker Roelcke (Institut für
Geschichte der Medizin) sowie die studentischen Hilfskräfte Svenja Hemmer, Thomas Gerhardus und Christine Hofstetter.

Weitere Informationen: Schwerpunktcurriculum „Global Health“ und Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre.