„Für Optical Engineering ist Wetzlar der beste Platz der Welt.“ Das sagt Leica-Vorstandsvorsitzender Oliver Kaltner und
das hat nicht unbedingt nur etwas mit der bevorstehenden Netzwerkmesse für Optik, Elektronik und Mechanik in Wetzlar, der W3+Fair zu tun. Kaltner machte diese Feststellung kürzlich bei einem Treffen mit Vertretern der hessischen Wirtschaftsförderung Hessen Trade & Invest (HTAI) und der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH (RMG) sowie der Wirtschaftsförderung der Stadt Wetzlar. Anlass des Termins: Die Leica Camera AG hat mit dem chinesischen Telekommunikationsausrüster Huawei eine Kooperation begründet. Und
das hat Bedeutung für die Wahrnehmung des Standorts Mittelhessen – und zwar über den Rahmen der opto-elektronischen Industrie hinaus.
Zum Hintergrund: Beide Unternehmen haben im Februar 2016 eine erfolgreiche Technologiepartnerschaft gestartet mit dem Ziel, das bestmögliche Bildergebnis
im Segment der Smartphone-Fotografie zu erzielen und diese auf die nächste Qualitätsstufe zu heben. Jüngste Ergebnisse der Kollaboration sind die Smartphone-Modelle
P9, Mate 9 und das kommende P10, deren Kameramodule die Partner gemeinsam entwickelt haben.
„Das traditionelle Kamerageschäft ist unter Druck“, sagt Kaltner in der Leica-Unternehmenszentrale im Leitz-Park während der Gesprächsrunde mit den Wirtschaftsförderern
und Regionalvertretern. Durch die Zusammenarbeit mit Huawei bekomme Leica „Zugang zu mobilen Formfaktoren“ und könne hier sein Know-how einbringen:
„Diese Partnerschaft bietet uns eine hervorragende Möglichkeit unsere optische Expertise in neue Produktsegmente einfließen zu lassen“. Das vielfach
ausgezeichnete P9 gehöre mit derzeit über 10 Millionen verkauften Geräten zu den besten Smartphones der Welt, nicht zuletzt durch die Optikexpertise
aus Wetzlar. Auch dadurch sehe man Wetzlar international als „Mekka der Optik“.
Darüber hinaus haben Huawei und die Leica Camera AG im Herbst vergangenen Jahres ein gemeinsames Forschungs- und Innovationszentrum, das Max Berek Innovation Lab, gegründet. Das neue Forschungszentrum,
mit Sitz in Wetzlar, wird sich der Weiterentwicklung optischer Systeme und Software-basierter Technologien zur Verbesserung der Bildqualität in den
unterschiedlichen Anwendungsspektren im Bereich Fotografie und mobile Geräte widmen. Darüber hinaus steht die Entwicklung von Zukunftstechnologien
in den Bereichen Computational Imaging, Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) im Fokus.
„Das Max Berek Innovation Lab ist eine völlig eigene Einheit“, betont der Vorstandsvorsitzende. „Wir werden dort auch in die Software-Entwicklung gehen.“
Er hob zudem die Bedeutung von Optical Engineering für andere Bereiche wie das autonome Fahren hervor. „In diesen Fahrzeugen werden Sie zukünftig mehrere
Kameras haben.“ Und die sollen möglichst aus Wetzlar kommen; erste Anfragen aus der Automobilindustrie gebe es bereits. Für die Region sieht Kaltner
hier große Chancen: „Das wird Mittelhessen für junge Menschen noch interessanter machen“, glaubt er. Bei Leica habe man die Erfahrung gemacht, dass
die Marke mit ihrem Fokus auf Qualität und Handarbeit gerade bei der jungen Generation Interesse weckt. „Offenbar können wir bei der Suche nach Werten
helfen.“
Auch der Geschäftsführer der hessischen Wirtschaftsförderung, der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI), freut sich über die Entwicklung in Mittelhessen:
„Der Standort Wetzlar hat sich weltweit einen Namen im Optical Engineering gemacht“, sagt Dr. Rainer Waldschmidt. Mittelhessen sei dadurch ein gefragter
Standort für Unternehmen aus den Bereichen Optik, Elektronik und Mechanik. Und: „Durch die eng aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit der Wirtschaftsförderer
auf landesweiter, regionaler und lokaler Ebene unterstützen wir die Unternehmen dabei, ein Netzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu knüpfen“,
fügt Waldschmidt hinzu.
Für das Regionalmanagement Mittelhessen ist die Story um die erfolgreiche Leica-Huawei Kooperation ein weiterer Baustein in der Erzählung über das Potenzial
der Region – in technologischer Hinsicht, aber auch vor dem Hintergrund der Netzwerkarbeit. „Das 360-Grad-Feedback zum Optikstandort Wetzlar hat uns
gezeigt, wie wir diese Geschichten noch intensiver in die Kommunikation für Mittelhessen verwenden können“, sagt RMG-Geschäftsführer Jens Ihle nach
dem Hintergrundgespräch bei Leica.