Ein Gießener Unternehmen geht konsequent immer wieder neue Wege: Mit „Ab Idee OK!“ unterstützt Hübner Giessen junge Gründer von der Entwicklung ihrer Geschäftsidee bis hin zur erfolgreichen Vermarktung des fertigen Produkts – und verspricht sich davon Benefits für das eigene Unternehmen. Geschäftsführer Oliver Rüspeler spricht im Interview über die Vision hinter dem Projekt und die strategischen Vorteile, die sich aus der Innovationsförderung für Unternehmen ergeben können.
Herr Rüspeler, vor ziemlich genau 3 Jahren sind Sie mit „Ab Idee OK!“ an den Start gegangen. Können Sie kurz die Idee des Projekts skizzieren: An wen genau richtet sich Ihr Angebot?
Das Angebot richtet sich an Gründer und Interessierte, egal aus welcher Branche und zu welchem Zeitpunkt ihrer Gründung. Jeder, der eine spannende Geschäftsidee hat und Unterstützung sucht, kann sich hier bewerben. Wir bieten nicht nur ein Zuhause für die Entwicklung und Gründung des Unternehmens, sondern vor allem den Zugang zu unserer gebündelten unternehmerischen Erfahrung, die wir in den 70 Jahren unserer Firmengeschichte gesammelt haben. Unsere Unterstützung im Rahmen eines umfassenden Mentorings reicht von der Entwicklung über die Finanzierung und Businessplanerstellung bis hin zum Marketing. Wie kam es zu der Idee und welche strategischen Vorteile haben Sie sich damals erhofft?
Die Idee, abseits von unseren Produkten auch in ganz anderen Branchen tätig zu werden, gab es schon länger. Die Umsetzung innerhalb des Unternehmens Hübner konnten wir uns nur schwer vorstellen und haben deshalb Input von außen gesucht. Es ist also ganz klar ein Deal, der auf Gegenseitigkeit beruht: Wir stellen unser Know-how und unsere Erfahrung zur Verfügung und die jungen Unternehmen eröffnen uns Möglichkeiten, Chancen abseits unserer Kernbranche zu erkennen und wahrzunehmen. Langfristig gesehen war und ist das Ziel damit erfolgreich zu werden und einen finanziellen Benefit zu erreichen. Nach 3 Jahren Laufzeit: Wie lautet Ihr vorläufiges Fazit? Haben sich Ihre Erwartungen an das Projekt erfüllt?
Bis jetzt haben sich unsere Erwartungen voll erfüllt. Wir haben Beteiligungen in verschiedensten Branchen und arbeiten mit den meisten davon eng zusammen. Einige der Firmen haben Ihren Firmensitz an unserem Standort in Gießen und es findet ein regelmäßiger Austausch und gegenseitige Hilfe statt. Das hat sicherlich auch die Firma Hübner ein Stück weit verändert, weil wir durch den täglichen Austausch bestimmte Themen vorangetrieben haben, die wir sonst wahrscheinlich erst später oder anders angegangen wären. Genauso wie die jungen Unternehmen davon profitieren, sich jederzeit Hilfe oder ein Feedback holen zu können, tun wir das auch.
Wie viele Ideen haben Sie mit dem Projekt schon gefördert? Von welchen Erfolgen können Sie beispielhaft berichten?
Gefördert wurden von uns bisher 9 Projekte. Beispielsweise die Firma storeplus, welche bei der Durchführung der Stadt-Geld-Initiative in Marburg beteiligt war. Ein anderes Beispiel ist die Firma Eluthia, welche seit September ihr eigenes Medizin-Labor hier in Gießen betreibt. Oder die App and Move GmbH, deren Sportbox Sie in Marburg, Lahntal, Bonn oder anderen Städten nutzen können.
Das bekannteste Beispiel ist wahrscheinlich die Firma Munditech, die mit ihrer Polymerbeschichtung im Rahmen der Corona-Pandemie eine hohe mediale Aufmerksamkeit erlangt hat. Es handelt sich um eine biozidfreie Beschichtung, die wie ein permanenter Hygienegrundschutz wirkt und die man auf verschiedenste Oberflächen aufbringen kann. Mit dem Start der Mundex-Produkte kam die Corona-Krise und es wurde festgestellt, dass auch Coronaviren auf beschichteten Oberflächen nicht überleben. Somit gab es ein starkes Argument für das Produkt.
Stichwort Corona: Wie hat sich das Projekt durch die Pandemie in den letzten Monaten verändert?
Wir haben seit Beginn des Jahres weniger Bewerbungen bekommen; Neuprojekte wären zu dieser Zeit aber für uns auch nicht möglich. Kontakte hat man versucht, weiter zu pflegen, allerdings fielen die üblichen Termine wie Gründerstammtische o.Ä. aus oder wurden digital durchgeführt. Die Arbeit hat sich also genauso wie im Hübner-Alltag den Gegebenheiten angepasst.
Wann würden Sie anderen Unternehmen einen Mini-Akzelerator wie „Ab Idee OK!“ zur Nachahmung empfehlen? Welche Tipps können Sie geben?
Jedes Unternehmen, das tatsächlich Interesse hat sein Know-how zu teilen bzw. weiterzugeben und mutig genug ist, gewisse Risiken zu tragen, kann sicherlich mit solchen Projekten nur dazulernen. Man muss bereit sein umzudenken, flexibel zu reagieren und schnell Entscheidungen zu treffen. Ist das der Fall, dann kann ein solches Engagement sich sehr positiv im Sinne eines agilen Innovationsmanagements auswirken.

(Oliver Rüspeler, Geschäftsfüjhrer der Johannes Hübner Fabrik elektrischer Maschinen GmbH Foto: Johannes Hübner GmbH)
Über Johannes Hübner – Fabrik elektrischer Maschinen GmbH:
Hübner Giessen ist ein Hersteller von programmierbaren Drehgebern, die eine intelligente Wartung von Maschinen und Anlagen unterstützen. Das global tätige Unternehmen zählt damit zu den Akteuren der Industrie 4.0, die eine umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion vorantreiben.
Website: https://www.huebner-giessen.com/