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Mit 40 zurück ins Arbeitsleben!

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 6 min. Lesezeit

Johanna Sieberg und Marina Probst (Foto: Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar)Marina Probst
kehrt in den Job zurück und freut sich auf ihre neuen Aufgaben. Der 40-jährigen Herbornerin gelingt der Wiedereinstieg nach Familienpause. Mit dem
Programm „Perspektive Wiedereinstieg“ erhalten Frauen im Lahn-Dill-Kreis Unterstützung bei der Arbeitssuche sowie den Kosten. Bereits 82 Prozent der
Teilnehmerinnen haben heute einen Job.

Mit 18 Jahren kam Marina Probst im Januar 1997 aus Sibirien nach Hessen. Auf ihre Aussiedlung hatte sie sich sprachlich gut vorbereitet. Weil der geplante
Besuch des Gymnasiums damals erst im Sommer möglich war, nutze sie die Zeit, um durch ein Praktikum bei einem Zahnarzt im Umgang mit den Patienten
ihre Sprachkenntnisse weiter zu verbessern – und blieb in der Praxis ,hängen‘. Nach einer Ausbildung zur Zahnarzthelferin und einer kurzen Berufstätigkeit
kamen zwei Kinder zur Welt. Weil sich Beruf und Familie nicht gut vereinbaren ließen, blieb zunächst nur noch Zeit für einen Minijob als Produktionshelferin.
Wenig später stellte sie ihre Berufstätigkeit ganz ein. 

Der heute 40-jährigen hört man ihre Herkunft nicht mehr an. Mitte letzten Jahres hat sie einen neuen Anlauf genommen, um wieder beruflich Fuß zu fassen.
Im erlernten Beruf sollte es nicht mehr sein. Geplant war eigentlich eine Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen. Aber dann kam alles anders.
Die Arbeitsvermittlerin der Dillenburger Arbeitsagentur machte sie auf ein Projekt der Arbeitsverwaltung in Wetzlar aufmerksam, bei dem Wiedereinsteigerinnen
umfassende Hilfe erhalten. „Die ,Perspektive Wiedereinstieg‘ war das Beste, was ich machen konnte“, erinnert sich die Herbornerin. Zweimal in der Woche
fuhr Marina Probst vormittags nach Wetzlar, um bei Johanna Sieberg und ihrem Team vom ,Mittelhessischen Bildungsverband‘ gecoacht zu werden. „Wir bieten
unseren Teilnehmerinnen passgenaue Hilfen an. Diese reichen von der Stilberatung über Bewerbertrainings, EDV-Schulungen, Rhetorik und Körpersprache
bis zur Vorbereitung auf Assessmentcenter“, berichtet die Diplompädagogin Sieberg. Ein wesentlicher Bestandteil des Seminars sei zudem, den Frauen
das Gefühl zu geben, keine ,Rabenmutter‘ zu sein, nur, weil sie sich wieder beruflich ausrichten. Denn häufig profitiere die gesamte Familie davon,
wenn die Mutter wieder in den Beruf einsteige.

Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf
So war es auch bei Marina Probst. Ihre Coachin fand eine Stellenannonce der Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar, die eine Mitarbeiterin für die Anmeldung
in der Radiologie suchten. „Es war großartig, wie mich Frau Sieberg bei der zielgerichteten Bewerbung unterstützt hat“, freut sich die zweifache Mutter
noch heute. Auch das darauffolgende Vorstellungsgespräch sei optimal vorbereitet worden. „Ich habe dann die Zusage bekommen und bin mit meiner neuen
Arbeit sehr glücklich“ offenbart Marina Probst, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass dies alles nicht möglich wäre, wenn ihr Schwiegervater nicht morgens
die Kinder für Schule und Kindergarten fertigmachen würde. „Und auch dies ist Teil unseres Seminars“, erläutert Sieberg, denn entsprechend des afrikanischen
Sprichwortes ,Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf‘ nehme das Thema ,soziales Netzwerken‘ einen erheblichen Teil der Zeit in Anspruch.
Denn nur, wenn die Kinderbetreuung rundum gesichert sei, hätten die Frauen den Kopf frei, um sich auf ihre neue Tätigkeit zu konzentrieren. Es gehöre
auch zum Angebot des Projekts. die Frauen bei Bedarf noch ein halbes Jahr nach Arbeitsaufnahme zu begleiten. Bei Marina Probst sei dies jedoch nicht
erforderlich.

Acht von zehn Teilnehmerinnen haben heute einen Job
Seit Beginn der ,Perspektive Wiedereinstieg‘ im Oktober 2015 fanden 42 der 66 Teilnehmerinnen eine versicherungspflichtige Tätigkeit, zwölf weitere
einen Minijob. Die Kosten für das Seminar, die Fahrtkosten, Bewerbungskosten und notwendige Kinderbetreuung übernimmt die Arbeitsagentur. Frauen, die
sich für das Seminarangebot interessieren, können sich unverbindlich am Dienstag, 23. Juli, 9.30 Uhr, im Berufsinformationszentrum (BiZ) der Arbeitsagentur
in Wetzlar, Sophienstr. 19, informieren.