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Mit Laptop und Handy ganz nah dran am Patienten

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 6 min. Lesezeit

Im Beisein von Rainer Ruppert, Betriebsleiter des DRK Rettungsdienstes Mittelhessen, probiert Landrat Manfred Görig das telemedizinische Gerät gleich einmal aus. (Quelle: Sabine Galle-Schäfer/Vogelsbergkreis)Jederzeit bestens ärztlich betreut werden Rettungsdienst-Patienten im Vogelsbergkreis – sogar dann, wenn
der Notarzt selbst gar nicht mit im Rettungswagen ist. Mit Handy und Laptop ausgerüstet kann der nämlich auch aus der Ferne so agieren, als stünde
er direkt neben dem Patienten im RTW. Des Rätsels Lösung: „Telemedizin“. Mit dieser neuen Technik „geht der Vogelsbergkreis einmal mehr neue Wege und
wenn das Projekt erfolgreich verläuft, könnte es auf ganz Hessen ausgedehnt werden“, betont Landrat Manfred Görig bei der Vorstellung des telemedizinischen
Gerätes im Rettungswagen. In den Landkreisen Marburg-Biedenkopf und Gießen sind bereits jeweils sechs Geräte ausgestattet. „Die neue Technik unterstützt
unser Rettungsdienstpersonal und auch unsere Notärzte in ihrer täglichen verantwortungsvollen Tätigkeit und bietet damit unseren Patienten ein höheres
Maß an Sicherheit“, unterstreicht Manfred Görig im Beisein Dr. Erich Wranze-Bielefeld, dem Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes.

Telemedizin im Rettungsdienst gibt es in Deutschland schon seit mehreren Jahren – und zwar das sogenannte „Aachener Projekt“. Das aber ist, so Dr. Wranze-Bielefeld,
sehr aufwendig, da rund um die Uhr ein Arzt in der Leitstelle sein muss, der bis zu drei Einsätze gleichzeitig betreut. Beim Vogelsberger Projekt läuft
es anders: Hier arbeitet der Notarzt im Hintergrund, wird nur im Bedarfsfall vom Rettungswagen aus angefragt. Eine Arbeitsweise übrigens, deren Vorläufer
sich bereits seit 14 Jahren bewährt hatte – und zwar bei der Gabe von Schmerzmitteln. Diese Medikation ließen sich die Rettungskräfte vor Ort ebenfalls
von einem Arzt telefonisch freigeben.

„Die Struktur dieses Hintergrunddienstes hatten wir also schon, jetzt mussten wir nur noch einen Weg finden, die Daten zu übermitteln“, so Erich Wranze-Bielefeld.
Der entsprechende Anbieter war schnell gefunden, im Grunde war nur eine Weiterentwicklung des bisherigen EKG-Gerätes nötig, damit alle Überwachungsfunktionen
wie beispielsweise die Herz- und Atemfrequenz des Patienten, die Temperatur oder der Sauerstoffgehalt im Blut nicht nur den Helfern im Wagen, sondern
eben auch dem Telenotarzt im Hintergrund angezeigt werden. Auf dem Bildschirm seines Laptops sind alle Funktions-Kurven sichtbar, der Mediziner kann
die relevanten Daten auslesen und bewerten und somit dem Rettungsdienstpersonal und gegebenenfalls auch dem Notarzt die benötigten Hilfen geben. Er
kann bei der Diagnosefindung helfen, er kann erste Therapieschritte einleiten und auch darüber befinden, ob ein Notarzt vor Ort gebraucht wird.

„Damit sind wir im Grunde bei der Fragestellung des Projektes: Können wir mit Hilfe der Telemedizin unnötige Notarzteinsätze künftig reduzieren?“, erklärt
Dr. Wranze-Bielefeld. Denn: Viel zu oft werde nach dem Notarzt gerufen, vor Ort stelle sich dann heraus, dass er tatsächlich nicht benötigt wird. „Wir
müssen dafür sorgen, dass solch unnötige Notarzt-Fahrten vermieden werden, damit die Notärzte für die tatsächlichen Notfälle zur Verfügung stehen“,
sagt Wranze-Bielefeld.

Genauso gesehen wird das übrigens in den Nachbarkreisen Marburg-Biedenkopf und Gießen. Mit beiden hat der Vogelsbergkreis eine Kooperationsvereinbarung
zur Umsetzung des Projektes „Telemedizin im Rettungsdienst Mittelhessen“ geschlossen. Angelegt ist das vom hessischen Sozialministerium finanzierte
Projekt auf drei Jahre. Derzeit werden zwei Rettungswagen im Vogelsbergkreis mit telemedizinischen Überwachungsgeräten ausgestatten. Weitere werden
folgen.

„In zwei Kreisen in Hessen läuft das Aachener Modell, wir haben nun im Verbund unser Projekt gestartet, irgendwann wird das Land entscheiden müssen, welche
Variante hessenweit zum Tragen kommt“, so der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes. Sowohl Wranze-Bielefeld als auch Landrat Manfred Görig sehen für
das Gemeinschaftsprojekt Mittelhessen gute Chancen. „Wir sind um ein Vielfaches günstiger“, erklärt Landrat Manfred Görig. Von daher könnte das Vogelsberger
Modell nach Ablauf der Testphase möglicherweise auf ganz Hessen ausgedehnt werden. „Auch dieses Beispiel zeigt, dass der Vogelsberg in der rettungsdienstlichen
Versorgung seiner Bevölkerung ganz weit vorn ist“, betont Landrat Görig. „Wir haben in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um den
Rettungsdienst zu optimieren, und in diesem Bemühen werden wir auch künftig nicht nachlassen“, kündigt er abschließend an.