Die Erfolgsgeschichte der SportBox ist noch nicht zu Ende erzählt, doch der Anfang ist bereits vielversprechend: Jens Ihle, der Geschäftsführer des Regionalmanagements Mittelhessen, bringt das Startup aus Kirchhain Ende 2018 mit ihrem heutigen Investor zusammen. Für die Gründer steht fest: Ohne diese Vernetzung wäre ihr Unternehmen heute nicht da, wo es ist.
Ein gutes Netzwerk spielt im Aufbau des eigenen Unternehmens eine wichtige Rolle. Es bringt Kontakte, Sichtbarkeit, Wissensgewinn – und mitunter auch Geld. Dabei kann der Aufbau eines guten Netzwerkes langwierig sein. Das Startup SportBox aus dem mittelhessischen Kirchhain gehört zu den glücklichen. Nur ein Gespräch in der Anfangsphase der Gründung – und der Stein kommt schnell ins Rollen.
Den Anstoß gibt Jens Ihle, Geschäftsführer des Regionalmanagement Mittelhessen. SportBox-Mitbegründer Timo Wozniak erinnert sich an die erste Begegnung. Sie findet auf dem Entrepreneur Summit Futura im November 2018 in Marburg statt, wo die SportBox mit einem eigenen Stand vertreten ist und sogar den zweiten Platz im Pitch-Wettbewerb belegt. „Mein Kollege Philipp Gießelmann und ich führen schon den ganzen Tag Gespräche über unser Startup – was uns sehr freut“, so Wozniak und ergänzt: „Als ich mich für fünf Minuten für etwas Ruhe zurückziehen möchte und ans Bufett gehe, ruft mich plötzlich ein großer Mann zu sich. Er sagt nur: ‚SportBox – heh? Erzähl mir davon.‘“ Und statt allein zu snacken, findet sich der Gründer unerwartet in einer persönlichen Pitching Session mit Ihle wieder.
Sportequipment per App leihen
Die SportBox ist zu diesem Zeitpunkt gerade einmal ein Jahr alt. Die Idee dazu stammt vom dritten Gründer im Bunde: Leon Martijn van Dijk. Er beobachtet gerne das Spieltreiben auf dem Basketballplatz gegenüber seiner Wohnung. Dabei fällt ihm allerdings auch auf, wie oft Jugendliche nach Schulschluss spielen wollen, doch keinen Ball dabei haben.
Vielerorts in Deutschland kommt es zu ähnlichen Situationen. Städte und Kommunen bauen zwar Infrastruktur für Sportangebote, doch das Equipment fehlt. Diese Lücke soll eine Box schließen, die an öffentlichen Plätzen das gewünschte Equipment zur Verfügung stellt, denkt sich van Dijk.
Allein kann der Digitalisierungsexperte das Problem nicht lösen. Er fragt den befreundeten Sportwissenschaftler Gießelmann, was er von der Idee hält. Dieser ist begeistert und holt seinen Cousin Wozniak ins Boot, der das Team durch seine Expertise in Elektrotechnik und Baumanagement ergänzt. Sie treffen sich Ende 2017 zum ersten Mal und beschließen wenig später, die Zusammenarbeit offiziell zu machen. Anfang 2018 gründen sie die app and move UG, die seit 2019 als GmbH firmiert.
Inklusiv, kostenfrei und Corona-konform
Ihre SportBox sieht aus wie ein großer Spind, nur ist er deutlich schwerer und einbruchssicherer. Der Korpus besteht aus Beton, die zwei Türen sind aus Stahl – alles made in Germany. Im Inneren finden sich Stauraumschubladen für funktionale Trainingsgeräte, Fußball, Freizeitsport sowie Yoga und Pilates. Das Equipment reicht für Gruppentrainings von bis zu 20 Personen. Auch Hygienetücher und Desinfektionsmittel gehören zur Ausstattung. Zudem ist eine automatische Nachverfolgung der Nutzer*innen möglich, falls das Gesundheitsamt entsprechende Daten anfragt.
Das Gehäuse ist ohne Montage aufstellbar und benötigt keine Stromquelle dank integriertem Solarsystem. Zum Öffnen bedarf es lediglich die gleichnamige App. Darüber können Interessierte im Kalender ihre Trainingszeiten eintragen und das Angebot allein oder mit anderen Personen nutzen.
Die Kosten einer SportBox tragen Städte und Kommunen, die ihren Bürger*innen damit etwas Gutes tun wollen. Der Ansatz ist somit sozial und inklusiv: Sportangebote werden auf diese Weise für alle kostenfrei zugänglich.
Prototyp aus Holz
Anfang 2018 entsteht die erste SportBox, damals noch aus Holz. Mit dem Prototyp wollen die Gründer ein Gehäuse schaffen, das alle Menschen nutzen können. Sie suchen nach dem perfekten Maß, erarbeiten eine intuitive Bedienung, entscheiden über die ideale Auswahl an Equipment.
Die ersten Probeläufe mit dem Bekanntenkreis verlaufen positiv. Nun soll auch die Öffentlichkeit testen können. Die Drei lassen ihre Box in Metall nachbauen und bewerben sich damit erfolgreich bei den Städten Marburg und Duisburg. Die dortigen Sportdezernate stellen die Boxen an öffentlichen Plätzen auf, in Marburg etwa im Georg-Gaßmann-Stadion, wo das Angebot bis heute nutzbar ist.
Kurz darauf, im November 2018, präsentiert sich die SportBox erfolgreich auf der Futura und überzeugt Ihle von ihrem Geschäftsmodell. Das ist nur der Anfang.
Investition durch Ab Idee ok!
„Ein paar Wochen später lädt er uns zu einer Netzwerkveranstaltung in der Johannes Hübner GmbH in Gießen ein“, erinnert sich Wozniak. „Nach seinem Vortrag macht er uns mit Oliver Rüspeler bekannt, CEO bei Johannes Hübner, sowie mit Ronja Nachstedt und Florian Kern, dem Team des hauseigenen Akzelerators Ab Idee Ok!. Diese Begegnung führt wiederum zu unserer ersten Investition.“
Die Investitionsgelder steckt das Team im Jahr 2020 in die Weiterentwicklung der App und des Produktes, weg von einer Box aus Metall, die damals noch im Boden verankert werden muss, hin zu der Box, die sie heute ist.
Zuvor haben alle Gründungsmitglieder das Unternehmen mit rund 45.000 Euro aus eigenen Mitteln finanziert. Einnahmen generiert das Startup nur nach erfolgreichem Verkauf einer Box durch die Bereitstellungs- und monatlichen Servicekosten sowie durchs Anmieten der großen Außenwerbeflächen.
Insgesamt stehen acht SportBoxen in Deutschland, darunter in der Gemeinde Lahntal, Bonn und Münster. Aktuell nimmt Kirchhain eine eigene in Betrieb. Doch aus Sicht der Gründer sollen noch viele weitere hinzukommen.
2021 im Zeichen des Wachstums
„Dieses Jahr wollen wir mit unserem Produkt weiter auf den Markt. Deshalb steht für uns 2021 im Zeichen des Wachstums und des Vertriebs“, sagt Wozniak. Dank einer zweiten Investitionsrunde durch Johannes Hübner, beschlossen Anfang dieses Jahres, kann das Startup zwei Mitarbeitende für den Vertrieb einstellen. Sie sind gerade mit 150 Städten und Kommunen im Gespräch. Langfristig ist die Zusammenarbeit mit Universitäten geplant. Darüber hinaus hat die SportBox einen Vertriebspartner in Holland gewinnen können, der dort das Konzept aufbaut.
Corona spielt ihnen beim Wachstum in die Karten – „so blöd das klingt“, räumt Wozniak ein. Die Fitnessstudios sind weiterhin geschlossen. Viele Menschen treiben draußen Sport, und so ist das Interesse an den SportBoxen spürbar, wie das Beispiel Bonn zeigt. Von Ende August 2020 bis Mitte Januar 2021 verzeichnet die Stadt fast 500 Buchungen. Das sind im Schnitt gleich mehrere Buchungen pro Tag.
Gründer wie auch Auftraggeber*innen sehen, dass das Angebot der SportBox gewünscht ist. Drei Jahre nach der Gründung zeichnet sich ab, dass das Startup erst am Anfang eines erfolgsversprechenden Weges steht.

Über SportBox/app and move GmbH:
Die app and move GmbH wurde 2018 zunächst als UG im mittelhessischen Kirchhain gegründet. Mit der SportBox haben die Gründer ein Verleihangebot für Fitnesstrainingsequipment entwickelt, das Trainingsmaterialien wie Medizinbälle, Kettlebells oder Super-/ Minibands an vielen öffentlichen Plätzen in deutschen Städten kostenfrei über eine App zur Verfügung stellt.