„COVID-Online“ ermöglicht einen schnellen persönlichen COVID-Check und verbessert die Patienten-Versorgung
in der Zusammenarbeit von Arztpraxis, Rettungsdienst und Universitätsklinikum. In der Gesundheitsregion Marburg-Biedenkopf und am Universitätsklinikum
Marburg begegnet man der aktuellen Corona-Pandemie mit Innovation und High-Tech. So wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Hirsch, Professor
für Künstliche Intelligenz in der Medizin an der Philipps-Universität Marburg, einem der internationalen Pioniere im Bereich der Künstlichen Intelligenz,
in den vergangenen Tagen und Nächten die neuartige Web-App COVID-Online entwickelt.
Das Universitätsklinikum Marburg und seine Kooperationspartner möchten mit dieser digitalen Unterstützung den Patientenstrom mit Corona-Anfangsverdacht
in der Region Marburg-Biedenkopf besser steuern. Menschen, bei denen „Corona-Symptome“ auftreten, sollen mit der Web-App schnell die Möglichkeit bekommen,
ihre Erkrankungswahrscheinlichkeit für eine Covid-19-Infektion und ihre Risikodisposition einzuschätzen und gegebenenfalls schnelle Hilfe anzufordern.
Was bietet „COVID-Online“? Die Bürger haben bei Symptomen, die auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten über das Online-Portal die Möglichkeit, anhand
eines Fragekatalogs einen persönlichen Gesundheits-Check durchzuführen. Es werden zum einen Fragen gestellt zum aktuellen Gesundheitszustand, zu bestimmten
Krankheitszeichen wie Fieber, Husten oder Atemnot sowie auch Fragen zu Alter, Geschlecht und Gewicht, zu Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen
und zu Begleiterkrankungen, wie Bluthochdruck, Diabetes und Durchblutungsstörungen. Die Web-App liefert dem Nutzer unmittelbar im Anschluss nach Absenden
des Fragebogens eine Fallnummer samt Einschätzung seines persönlichen Risikos für das Vorliegen eine Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) bzw. zu seinem
Risiko, Komplikationen zu erleiden. Zudem erhält der Nutzer Hinweise zum weiteren Vorgehen in seiner Region, also sehr konkrete nächste Schritte, wohin
er sich in seiner Region wenden kann. Ist die Situation mehrdeutig, bietet die Web-App den Nutzern die Möglichkeit, über ein Call-Center am Universitätsklinikum
Marburg mit Fachärzten und angehenden Medizinern in Kontakt zu treten, welches seit Freitag, 3. April 2020, täglich von 7.30
bis 18.00 Uhr für Fragen zum COVID-Online-Ergebnis zur Verfügung steht.
Die Fallnummer von COVID-Online dient später auch zur Ergänzung klinischer Befunde, damit Ärzte stets ein vollständiges Bild haben. Selbstverständlich
ersetzt das System nicht eine fachliche, medizinische Einschätzung und keinen Arztbesuch, es kann aber den Nutzern einen ersten Hinweis und weitere
Hilfestellungen geben. Das Entwicklerteam aus Medizinern und IT-Spezialisten unter Leitung von Prof. Dr. Hirsch und Prof. Dr. Bernhard Schieffer hat
in die Programmierung der Fragen-Algorithmen die aktuellsten klinischen Erfahrungen zu COVID-19 aus China, Italien und Spanien und einem breiten Expertenkreis
eingebracht.
Die Web-App kann nicht nur im Landkreis Marburg-Biedenkopf genutzt werden, sondern steht perspektivisch auch bundesweit zur Verfügung, bietet dort aber
derzeit aus Kapazitätsgründen weder die regionsspezifischen Handlungshinweise noch die UKGM-Klinik-Hotline. Ein erster Probelauf hat bereits gezeigt
wie hilfreich dieses in Rekordzeit entwickelte System sein kann. Die Entwickler weisen jedoch darauf hin, dass es am Anfang zu einer hohen Auslastung
und Wartezeiten kommen kann, weshalb die Bürgerinnen und Bürger um Geduld gebeten werden. Die bisher etablierten Anlaufstellen der hausärztlichen Infektionssprechstunden
und die Hotline 116117 stehen ja auch weiterhin zur Verfügung. Das System stellt für das Universitätsklinikum Marburg und den Landkreis Marburg-Biedenkopf
einen technologischen Quantensprung dar, weil über eine digitale Steuerung regionale Krankenhäuser, Rettungsdienst, Arztpraxen, sozialen Einrichtungen
wie Pflege- und Altenheimen digital vernetzt werden und so ihre Patienten gezielter und zeitsparender steuern können. Hierfür danken wir allen Kooperationspartnern,
die sich dem Projekt bereits jetzt schon mit viel Enthusiasmus angeschlossen haben, und der Stiftung Münch für ihre finanzielle Unterstützung.