Zusammen mit
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz und Kulturamtsleiter Dr. Stefan Neubacher fasste Dr. Katharina Weick-Joch, Leiterin des Oberhessischen Museums,
die wichtigen Ereignisse aus dem Jahr 2019 zusammen und stellte das Programm für 2020 vor. Wieder hat das Oberhessische Museum Gießen ein Programmheft
zusammengestellt, das praktische Informationen, Veranstaltungsankündigungen und Angebote für Kinder und Erwachsene bündelt. Neben neuen Vermittlungsformaten
werden im kommenden Jahr vielfältige Ausstellungen präsentiert und es finden abwechslungsreiche, zielgruppenspezifische Veranstaltungen statt.
Das vergangene Jahr war für das Oberhessische Museum durchweg von Fortschritten und Erfolgen geprägt. Das Museum hatte 2019 rund 17.700 Besucher*innen,
seit 2012 waren es nicht mehr so viele. Es ist ein Trend, der zeigt, dass das Interesse am Oberhessischen Museum wieder zunimmt. Und der sicherlich
mit dem Projekt Stadt[Labor]Gießen, das 2019 zu Ende ging, zusammenhängt. Dieser Zuwachs ist neben dem abwechslungsreichen Ausstellungsprogramm auch
den zahlreichen Veranstaltungen zuzuschreiben: 55 Programmpunkte für Erwachsene – rundgerechnet also jede Woche eine Sonderveranstaltung wie Eröffnungen,
Vorträge, Führungen und Diskussionen – und 38 Kinderworkshops fanden im Museum statt.
2019 hat das Oberhessische Museum seine Sammlungsprofilierung fortgesetzt und eine Vielzahl von Objekten erworben. Diese stammen aus Schenkungen, Ankäufen
und Nachlässen. Das Museum hat durch eine anonyme Schenkung beispielsweise ein großes Konvolut von Werken der Gießener Künstlerin Antonie ,Tobi‘ Bitsch
erhalten. Es handelt sich dabei um Gemälde und Arbeiten auf Papier, die den Bestand der Sammlung gezielt erweitern. Der jüngste Zugang war noch im
Dezember ein großer, tonnenschwerer Tresor aus dem Alten Gießener Schlachthof, der nun zu den zentralen Objekten im Bereich der Stadtgeschichte zählt.
Und ganz symbolisch sei noch der Schlüssel des Hoftors zum Alten Schloss genannt, der nun den Weg zurück ins Museum gefunden hat. Die Geschichte um
den Schlüssel und Scherben aus der Ruine hat der Hessische Rundfunk in einer Serie bearbeitet, die im Rahmen der Hessenschau im Oktober ausgestrahlt
wurde.
2019 war ein Jahr der Team-Veränderungen. Seit August ist Museumsvolontärin Linn Mertgen (Kunsthistorikerin) und seit Oktober Dr. Julia Schopferer
(Historikerin) als wissenschaftliche Mitarbeiterin Teil des Teams. Beide bereiten als Kuratorinnenteam derzeit die kommende Sonderausstellung vor und
arbeiten natürlich ebenso an ganz zentralen Projekten wie der Öffentlichkeitsarbeit und der Inventarisierung mit, betreuen Kooperationen, managen Veranstaltungen
und beantworten viele alltägliche Anfragen. Das Museum hat 2019 sein gesetztes Ziel erreicht und die Inventarisierung – insbesondere die digitale Datenbankeingabe
und Fotodokumentation – von rund 650 Objekten des Bestands zu verzeichnen. Diese mühsame Arbeit ist wichtige Grundlage für die gesamte Umstrukturierung
des Museums und für Umzüge in das neue Depot. Das Oberhessische Museum ist seit Oktober 2019 Mitglied bei ICOM – International Council of Museums –
dem internationalen Verband für Museen. Somit ist es seit Oktober institutionell in ein weltweit agierendes Gremium eingebunden und fachspezifisch
noch besser vernetzt.
Die große Sonderausstellung „Feuer und Flamme für diese Stadt. Das bewegte Gießen in den 1980er Jahren“ (Laufzeit 13. März bis 31. Mai 2020) widmet sich
den neuen sozialen Bewegungen. Anhand von Plakaten aus der alternativen Szene der 80er Jahre und weiteren Exponaten zeigt die Ausstellung, welche Themen
die Gießener*innen in dieser Zeit auf die Straße trieben: Frauenbewegung und der Paragraph 218, Verkehr und Fahrradwege, Wohnungsnot und Stadtplanung,
Atomkraft und Klima sowie die Schwulen- und Lesbenbewegung wurden und werden in Gießen heiß diskutiert. Zahlreiche Akteur*innen waren für diese Themen
aktiv. Mit Demonstrationen, Festen und Aktionen haben sie auf Veränderungen gedrängt und vieles bewegt. Sie kommen zu Wort und erzählen ihre Sicht
auf diese bewegte Zeit. Ein zentraler Schwerpunkt der Schau liegt daneben in der Frage, welche Rolle diese Themen heute noch spielen. Wie haben die
damaligen Proteste unsere heutige Gegenwart geprägt, was wurde damals erkämpft und wo gibt es nach wie vor (Ver-)Handlungsbedarf? Ein großer Mitmachbereich
fragt die Besucher*innen konkret, was ihnen heute auf den Nägeln brennt.
Mit kleineren Präsentationen, den sogenannten Kabinettausstellungen im Erdgeschoss des Alten Schlosses, greift das Oberhessische Museum kurzfristig
und flexibel Themen auf. Noch bis zum 9. Februar läuft die Präsentation zu 140 Jahren Sammlungsgeschichte. Ab Donnerstag, 27. Februar, werden die museumseigenen
Plakate in den Fokus rücken. Unter dem Motto „Best of Museumsplakate“ (Laufzeit 28. Februar bis 13. April 2020) blickt das Oberhessische Museum auf
Ausstellungen der 80er Jahre zurück. Mit einem spannenden Vortrag zum Thema Röntgen in der Restaurierung von Kunstwerken eröffnet am 23. April eine
weitere Sonderpräsentation. Mit „Kunst durchleuchten. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen und die Trautschold-Bilder“ würdigt das Oberhessische Museum
den 175. Geburtstag Johann Conrad Röntgens.
Das Oberhessische Museum setzt Veranstaltungsformate aus dem vergangenen Jahr fort. So können Besucher*innen weiterhin regelmäßig an der Kunstpause
und am Kunstkränzchen teilnehmen. Zusammen mit der Museumsgesellschaft heißt es auch 2020 wieder „Hereinspaziert!“. Studierende werden am Donnerstag,
16. April, zu „Kunst & Kir Royal“ eingeladen.
Neu sind zwei Kooperationen: Rolf Baltromejus lässt zwei Performance Dinner zu Themen der Sammlung stattfinden; und mit dem Spielwarenladen J.H.Fuhr
wird ein gemeinsamer Spieleabend im Museum gestaltet. Neu sind auch die Familienführungen mit anschließendem Workshop einmal monatlich. Zu unterschiedlichen
Themen ist die ganze Familie eingeladen, kreativ zu werden. Zurzeit werden die Kinderworkshops neu konzipiert und können deshalb nicht regelmäßig stattfinden,
für Gruppen sind die Workshops weiterhin individuell buchbar.
2020 im Überblick
Sonderöffnungszeiten sind an den langen Donnerstagen bis 19 Uhr, Ostermontag (13. April) sowie Pfingstmontag (1. Juni). Auf Grund von Baumaßnahmen
zur Barrierefreiheit bleibt das Alte Schloss vom 8. Juni bis zum 23. August 2020 geschlossen. Das Programmheft liegt in allen drei Häusern des Oberhessischen
Museums, im Rathaus, in der Tourist-Information und zahlreichen Stellen in der Stadt zum Mitnehmen aus.
Sonderausstellung
Ort: Altes Schloss, 1. OG
Feuer und Flamme für diese Stadt. Das bewegte Gießen in den 1980er Jahren
Eröffnung: Donnerstag, 12. März 2020
Laufzeit: 13. März bis 31. Mai 2020
Kabinettausstellungen
Ort: Altes Schloss, EG
140 Jahre Oberhessisches Museum. Museumsgründung und Sammelleidenschaften
Noch bis 9. Februar 2020
Best of Museumsplakate
Eröffnung: Donnerstag, 27. Februar 2020, 16 Uhr
Laufzeit: 28. Februar bis 13. April 2020
Kunst durchleuchten. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen und die Trautschold-Bilder
Eröffnung: Donnerstag, 23. April 2020
Laufzeit: 24. April bis 7. Juli 2020