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Reihe "Auf eine TelKo mit." dem Chemiker Dr. Klaus Schepers über sein Gießener Unternehmen MUNDITECH und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 8 min. Lesezeit

Dr. Klaus Schepers im Gespräch mit Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich (r.). (Quelle: RP Gießen)„Das
kann man sich wie eine mechanische Desinfektion vorstellen, die dann Bakterien abtötet.“ Der Mann, der das sagt, hat ein Unternehmen im Heegstrauchweg.
Dr. Klaus Schepers ist Geschäftsführer der Munditia Technologies GmbH – kurz: MUNDITECH genannt.
In der derzeitigen Situation stehen alle Signale auf Grün, dass sein Startup mit einem Produkt weltweit sehr gefragt sein wird. Dessen Wirkung kam,
wie viele sensationelle Entdeckungen der Geschichte, per Zufall in die Welt: Ein pflanzenbasierter Lack, der dauerhaft antimikrobiell Bakterien, Pilze
und – seit kurzem nachgewiesen – auch Coronaviren sterben lässt. Aufgebracht werden kann er auf kleinen wie großen Oberflächen von Holz über Metall,
Kunststoff bis Textilien, Vliesstoffe oder Papier. „Es sind sehr viele Anfragen reingekommen“, berichtet der Chemiker. In der Reihe „Auf eine TelKo
mit.“ trifft der Regierungspräsident auf Menschen aus Mittelhessen, die mit ihren Ideen Mut in der Krise machen.

„Vor einigen Wochen haben wir die Wirkung von zwei meiner Produkte auf Corona-Viren testen lassen“, sagt Klaus Schepers. Das unabhängige Hygiene-Labor
attestierte dem einen Produkt eine Virusreduktion von mehr als 99,99 Prozent und damit „eine sehr überzeugende Wirksamkeit“ und bei dem zweiten Produkt
mit mehr als 99,97 Prozent fast genauso viel. Noch dazu ist die Beschichtung umweltfreundlich. Und all das mitten in Hessen entdeckt und marktfähig
weiterentwickelt. „Wir sind eine Wissenschafts- und Bildungsregion hier in Mittelhessen“, sagt RP Ullrich. Bei seinen regelmäßigen Besuchen trifft
der Regierungspräsident immer wieder auf spannende Unternehmen. „Ich fühle mich sehr ermutigt, wenn ich sehe, dass sich Menschen wie Sie in dieser
schwierigen Zeit mit innovativen Ideen einbringen.“

Selbstreinigende Oberflächen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen, für die keine Chemikalien gebraucht werden – seit fünf Jahren wird Klaus Schepers
von dieser Vorstellung beflügelt. Bis zur Markteinführung war es ein weiter Weg. Alles begann mit einer scheinbaren Panne. „Wir haben die Daten erst
für einen Messfehler gehalten und das dann viele Male im Labor nachgestellt.“ Die Ergebnisse sagten eindeutig: kein Messfehler. Pflanzen haben sich
offensichtlich im Laufe der Evolution einen speziellen Schutz gegen Mikroorganismen zugelegt. Es ist eine rein physikalische Wirkweise: Die Oberfläche
durchdringt die äußeren Membranen des Virus bzw. des Bakteriums. In der Folge sterben diese auf der Oberfläche ab. Was bleibt, ist eine dauerhafte
Desinfektion der Oberfläche.

Klaus Schepers hat diesen Mechanismus als Technologie nutzbar gemacht. Sein Unternehmen stellt Mittel zur Oberflächenversiegelung vor. Egal ob Lichtschalter,
Türklinken, Theken, Wände oder Böden – alles lässt sich dauerhaft keimfrei halten. Der Schutz bleibt und wird letztendlich nur durch Berührung mechanisch
abgetragen. Das aber auch nur sehr langsam. Es kann Monate dauern, bis man gegen den Verschleiß einen neuen Auftrag machen muss. Aber auch um das zu
kontrollieren, gibt es eine clevere Lösung. „Wir haben in unsere Produkte einen UV-Marker eingebaut“, erläutert er. Mit einer einfachen Schwarzlichtlampe
lässt sich überprüfen, ob die Beschichtung noch intakt ist. Nach der Entdeckung vor rund fünf Jahren gab es aber zunächst eine stille Phase, in der
der Chemiker seine Entdeckung patentieren ließ.

Der Grundgedanke des Unternehmens richtete sich zunächst auf den großen Bereich der Krankenhaushygiene und den Kampf gegen multiresistente Keime.
Dass die gleiche Wirkung, mehrfach wissenschaftlich bestätigt, auch beim Corona-Virus hilft, ist für das Unternehmen nun eine große Chance, das bundesweit,
ja weltweit für Schlagzeilen sorgen kann. Nachdem es einen Beitrag über die Firma beim Hessischen Rundfunk gab, ist das Interesse noch größer. „Alleine
gestern kamen 20 Anfragen herein.“

Er geht davon aus, der Nachfrage voll nachkommen zu können. „Die Produktionskapazitäten lassen sich schnell erweitern und die Rohstoffe sind in großen
Mengen verfügbar, alle Signale der Vorlieferanten sind trotz Corona-Krise positiv.“ Hergestellt wird am Gießener Standort, bislang bis zu 1.500 Tonnen
pro Jahr. „Die können wir aber kurzfristig erweitern und in sehr großen Mengen ausrollen.“ Es gibt sogar schon Anfragen aus China wegen einer Lizenzproduktion
des patentierten Produkts. Regierungspräsident Ullrich: „Gerade für Mittelhessen freut es mich, dass Sie mit Ihrem Unternehmen auch Gutes tun und dazu
beitragen können, die Corona-Viren nicht weiter zu verbreiten.“

Ansonsten klassisch Naturwissenschaftler, sagt Klaus Schepers über seine Entdeckung selbstbewusst: „Etwas Vergleichbares gibt es nicht.“ Das sei auf
den patentierten Wirkungsmechanismus zurückzuführen. „Die Wirkung ist langanhaltend beziehungsweise nahezu permanent und durch die rein physikalische
Wirkung kann sich auch keine Resistenz bilden.“ Im Moment richtet sich der Blick natürlich wegen des Einsatzes auf Corona. MUNDITECH kann seine Produkte
noch vielfältiger einbringen: bei Lebensmittelverpackungen, Tapeten und Wandverkleidungen.

Was hier nach einer Ein-Mann-Show klingt, ist eine mittelhessische Erfolgsgeschichte, an der viele beteiligt sind. Zunächst als Untermieter im Technologie-
und Innovationszentrum im Europaviertel gestartet nahm MUNDITECH in 2018 am Accelerator Programm der Firma Merck in Darmstadt teil, ausgewählt als
eines unter mehr als 400 Startup Unternehmen weltweit. Aktuell wird MUNDITECH von der Firma Johannes Hübner als Partner sowie von dem Regionalmanagement
Mittelhessen und der hessischen Wirtschaftsförderung dabei unterstützt, Kontakte herzustellen, sich auf dem Markt zu positionieren und sich mit potentiellen
Partnern und Kunden zu vernetzen. „MUNDITECH ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass die Kette der Wirtschaftsförderung bei uns bestens funktioniert“,
sagt RP Ullrich. Mittelhessen sei wegen der zentralen Lage im Herzen Deutschlands, einer soliden Infrastruktur sowie der Forschungs- und Wirtschaftsstärke
der Region für Startups nachvollziehbar attraktiv.