Schorlefranz: Weg-Wein statt Weg-Bier
In Gießen sind sie stadtbekannt, der grünbärtige Schorlefranz und die rosahaarige Schorlefranzi. So heißen die To-Go-Weinschorlen des lokalen Startups Schorlefranz. 2016 erstmals in Flaschenform verkauft, haben sich die Weißwein- und Roséschorle neben dem Weg-Bier einen festen Platz im Nachtleben erobert. Und das ist kein Zufall.
Von Anfang an ist dem Ideengeber und Winzer Dominic Zetzsche klar: Die Produkte müssen aus dem etablierten Weinmarkt herauszustechen. Gemeinsam mit Annik Milstein und Cornelius Uerlichs entwickelt er die Erfolgsformel: Modernes Marketing, hippes Design und Qualitätsweine von regionalen Familienbetrieben aus Rheinhessen. Mittlerweile bietet Schorlefranz Wein in all seinen Facetten an, neben der Weinschorle auch klassische Weine, Glühwein, Sekt und alkoholfreie Varianten. Gerade der Franzi-Sekt ist gern gesehener Gast auf einem sommerlichen Sektfrühstück.
Die meisten Produktionsschritte finden bei Schorlefranz in Mittelhessen statt, vor allem bei den beliebten Weinschorlen: Abfüllung, Wein, Vertrieb – alles ist in kurzer Fahrt erreichbar. Zu kaufen gibt es das gesamte Sortiment in Supermärkten, Kiosken und online.
Viez & Töchter: Anstoßen ohne Reue
Viez & Töchter will Sekt-Alternativen erschaffen, die geschmacklich ans „Original“ heranreichen und gleichzeitig für sich stehen. (Foto: Viez & Töchter)
Ein Newcomer in der mittelhessischen Getränke-Szene ist Viez & Töchter. Vor rund einem Jahr in Marburg gegründet stellen Holger Sommerlad, Johanna Quendt und Fabian Schütter Sekt-Alternativen mit wenig Alkohol und Zucker her. Ihre Getränke sind zudem natürlich, nachhaltig und biologisch.
Das Besondere bei Viez & Töchter ist die Produktion. Statt den Alkohol und damit oft auch die Aromen aus bestehendem Sekt heraus zu ziehen, nutzen die Drei die Möglichkeit der Fermentation. Ausgangsbasis ist Tee, in dem unzählige Mikroorganismen ein Bouquet an Aromen herauskitzeln. Der Prozess ähnelt der alkoholischen Gärung von Bier, Wein oder Cider. Bloß geht der Prozess so weit, dass am Ende nur ein Alkoholgehalt von 0,8 Prozent bleibt. Die Zugabe von kleinen Saftmengen und Kräuterauszügen runden den Geschmack ab.
Aktuell sind zwei Produkte im Angebot: „Lilo“, die weiße Variante mit einem Hauch Grapefruit und Zitronengras, sowie „Romi“, die rosafarbene Variante mit beeriger Note. Im Sommer schmecken die Getränke gut gekühlt, nach Belieben mit einer halben Scheibe Grapefruit oder ein paar gefrorenen Waldbeeren in einem Champagnerglas serviert – eine tolle Alternative für die kommenden Sektempfänge. Obendrein lassen sich beim nächsten Bar-Gespräch auch diese Fun Facts einstreuen: Viez steht im moselfränkischen Sprachraum für Gärgetränke auf Obstbasis. Zudem sieht sich die Marburger Manufaktur als Handwerksbetrieb mit feministischen Anspruch. Daher stehen auch die Töchter im Namen, und nicht wie gängiger Weise die Söhne. Erhältlich sind die Produkte online und in ausgewählten Verkaufsstellen.
Octobräu: Craft Beer für den Erhalt der lokalen Braukultur
Auch wenn die Zutaten für Octobräus Pale Ale nicht aus Mittelhessen kommen, so steckt in der Flasche dennoch viel Leidenschaft, Gründergeist und Brauhandwerk aus der Region. (Foto: Octobräu)
Aus Wetzlar und Gießen kommen die vier Gründer von Octobräu: Jan Burg, Lutz Prößer, Matthias Witt, Max Beu. Und sie haben eine Beobachtung gemacht: Nach und nach schließen die lokalen Brauereien, wie zum Beispiel Euler in Wetzlar und die Gießener Brauerei. Die Vielfalt gehe dadurch verloren. 2018 beschließen die Vier daher mit Octobräu die lokale Braukultur wieder zu beleben.
Octobräu steht für regionales, handwerklich gebrautes Bier, kurzum Craft Beer aus Mittelhessen. Was in heimischen Kochtöpfen anfing, ist in drei Jahren zu einer größeren Unternehmung herangewachsen: vom Verkauf in Flaschen und Fässern über die Eröffnung einer eigenen Brauerei in Dorlar bis hin zu Tastings, Braukursen und Veranstaltungen mit der mobilen Brauerei, einem historischen Feuerwehrwagen mit eingebauter Schankanlage und verkupferter Brauanlage.
Großer Beliebtheit erfreut sich das Pale Ale „Malin Mandarin“. Das schmeckt gerade im Sommer – frisch gekühlt, in geselliger Runde, mit Blick an der Lahn. Seit Juli gesellt sich ein klassisches Helles in die Reihe der Verkaufsschlager ein. Erhältlich ist Octobräu in ausgewählten Fachgeschäften, über den Rampenverkauf sowie online.
Josches Apfelwein: Traditionsgetränk aus regionalem Streuobst
Apfelwein-Neuling? Joschua Schmidt alias Josche bietet auch Verköstigungen vor Ort sowie digitale Tastings an (Foto: Kelterei Schmidt)
Josches Apfelwein ist einst als Nebenprodukt bei der Produktion von Apfelbrand entstanden. Mittlerweile gehört der Apfelwein in der 0,33 Liter-Flasche zum Aushängeschild von der Kelterei Schmidt in Gießen-Lützellinden.
Seit 2015 verkauft Joschua Schmidt alias Josche – neben Brand, Likör und Saft – seinen Apfelwein in limitierter Auflage. Das Besondere an seiner Interpretation des hessischen Traditionsgetränks? Es wird handwerklich hergestellt mit Äpfeln von regionalen Streuobstwiesen. Somit steckt 90 Prozent Mittelhessen in der Herstellung. Lediglich Flaschen, Etiketten und Verschlüsse bezieht die Kelterei aus anderen Bundesländern.
Der milde Geschmack passt perfekt in den Sommer – und ist deshalb auch eine Empfehlung für Apfelwein-Neulinge. Zudem kann der Apfelwein sauer gespritzt genossen werden, also mit einem Schuss Mineralwasser, oder als Zutat in Cocktails. Rezepte, Online-Shop sowie Auflistung von Verkaufsstellen stehen hier.
Ananas Express: „Bottled Cocktails“ in Bar-Qualität
Die Produktion der abgefüllten Cocktails ist eines von vielen Ventilen der Ananas Express-Gründer, um sich kreativ auszuleben. (Foto: Ananas Express)
Cocktailmischungen aus dem Supermarkt schmecken in der Regel einfach nur süß. Genuss und hochwertige Zutaten scheinen zweitranging – Hauptsache es „knallt“. Der Ananas Express aus Gießen will neue Maßstäbe setzen. Die Barkeeper Kai Derkow, Michael Delle und Nawid Madjidian produzieren seit einigen Monaten „Bottled Cocktails“ – in kleiner Stückzahl, mit eigener Handschrift und in Bar-Qualität.
Die Herstellung ist über Umwege entstanden. Die Gründer machen sich in Gießen seit 2019 einen Namen als Barkeeper durch eine Vielzahl von Pop-up-Veranstaltungen, auf denen sie ihre eigenen Cocktailkreationen anbieten, testen, verfeinern. Doch wie für viele in der Gastronomie- und Eventbranche lähmt die Pandemie zunächst das Geschäft. Neue Wege werden gesucht, um sich weiterhin kreativ ausleben zu können. Und so entwickeln die Drei Ende 2020 die Idee von den in Glasflaschen abgefüllten Cocktails.
Beliebt ist der Aperitif „Contessa Negroni“, eine fruchtig-herbe Rezeptur aus Gin, Bitter, Wermut, Erdbeere und Schokolade. Ebenso findet der Cocktail „Hain Basil“ großen Anklang, gerade jetzt im Sommer durch seine fruchtig-süße Mischung mit Erdbeere und Basilikum. Das Sortiment ist im Online-Shop zu kaufen sowie mittlerweile auch in ausgewählten Supermärkten und Spirituosenfachgeschäften wie Gießens Drossel und Specht. Dort führen die Gründer seit Kurzem auch von Mittwoch bis Samstag ein Bargeschäft.