Im zweiten Teil des Programms bat Christian Piterek neben Matthias Kramolisch, Christian Abt (Lernfabrik der Technischen Hochschule Mittelhessen) und Oliver Rüspeler (Johannes Hübner Fabrik elektrischer Maschinen GmbH) zur Podiumsdiskussion auf die Bühne.
Oliver Rüspeler erklärte, wie es dazu kam, dass das Unternehmen Johannes Hübner 2017 das eigene Akzeleratoren-Programm „Ab Idee Ok!“ ins Leben rief. Trotz zahlreicher Versuche in der eigenen Entwicklungsabteilung „neue“ Produkte zu entwickeln, die losgelöst vom B2B-Kerngeschäft den B2C-Markt (Business to Customer) in anderen Branchen bedienen sollten, sei man letztlich immer wieder im Elektrosensorikmarkt gelandet. Erst durch konkrete Beteiligungen und Partnerprojekte aus dem Akzelerator sei der Sprung geglückt. Damit stelle Hübner eher eine Ausnahme dar, hieß es aus dem Publikum. Die Ursachen, warum der Weg bei Hübner geglückt sei, läge maßgeblich an der Offenheit für neue Ideen ihrer Gesellschafter, betonte Rüspeler. Ohne deren Unterstützung wäre die Umsetzung nicht möglich gewesen.
Dass kleinere Unternehmen häufig konservativer agieren als große, wenn es um das Thema Gründung geht, bestätigte auch Christian Abt. Insbesondere wenn es um Hochschulkooperationen geht, versuchen vermehrt die großen Unternehmen mit den Gründungszentren zusammenzuarbeiten. „Häufig erkennen diese schneller den Mehrwert der Bühne, die Sie damit erhalten und die Chancen für ihre HR-Abteilungen“. Der medialen Kraft, die in der mittelhessischen Gründungslandschaft liegt, bestätigte Oliver Rüspeler „In der Region kannten Hübner wenige. Die wenigsten unserer Kunden sind hier verortet. Seit Ab Idee Ok! Haben wir eine viel stärkere regionale Wahrnehmung bekommen.“
Aus erster Hand konnte Matthias Kramolisch berichten, der seit 20 Jahren in Mittelstandsbetrieben im Bereich Formenbau tätig war, bevor er Solid AI gründete. Er erinnerte sich an ähnliche Szenarien wie bei Hübner. „Zahlreiche interne Meetings zur Produktinnovation verliefen ohne nennenswerten echten Erfolg“. Auch Versuche, Startups an das eigene Unternehmen anzugliedern, waren problematisch, da die eigenen Prozesse zu träge waren für eine fruchtbare Kooperation. Angesprochen auf die Gründe für die Geschwindigkeitsdifferenz erläuterte Kramolisch, Startups zahlen für ihre Agilität häufig einen Preis in der Risikoabsicherung. So könne man zwar neuartige Auftragsanfragen (in denen bspw. branchenübliche Angaben fehlen) als agiles Startup einfacher umsetzen, riskiere aber auch, dass zusätzliche Kosten entstehen durch Prozessfehler.
Um grundsätzlich mehr Jungunternehmen hervorzubringen, müsse die Sichtbarkeit der Angebote weiter ausgebaut werden. „Häufig werden Ideen in den Vorlesungen entwickelt, die dann brach liegen“, erklärte Christian Abt. „Viele Lehrende wissen nicht, welchen Hebel Sie haben. Sie selbst sind der Schlüssel“, betonte er. Das Weiterverfolgen der eigenen Ideen sei nur möglich, wenn jeder weiß, wo der nächste Stopp für die Weiterentwicklung liegt. Sei es nun in Gründungszentren, auf Wettbewerben, oder in der Wirtschaft.
Die Frage nach dem dringlichsten Wunsch, den er habe beantwortete Abt mit „Kooperation in allen Formen“.