Skip to main content

Team um Gießener Lungenforscher Prof. Ghofrani erhält den Deutschen Zukunftspreis

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 6 min. Lesezeit

Prof. Dr. Ardeschir Ghofrani (c) Deutscher Zukunftspreis - Ansgar PudenzLungenhochdruck ist eine schwere, fortschreitende
und lebensbedrohliche Krankheit der Lunge und des Herzens. Betroffene haben demnach eine erheblich eingeschränkte Lebenserwartung. Sie leiden unter
Leistungsmangel, Atemnot und kreislaufbedingten Ohnmachtsanfällen, wodurch sie selbst bei alltäglichen Aktivitäten wie Treppensteigen oder beim Verrichten
des Haushaltes stark eingeschränkt sind. Bleiben Erkrankte unbehandelt, führt der Lungenhochdruck in wenigen Jahren zum Tod durch Herzversagen.

Doch die Forschung gibt nicht auf – Prof. Dr. Ardeschir Ghofrani (JLU), Prof. Dr. Johannes-Peter Stasch und
Dr. Reiner Frey (beide Bayer) haben mit ihrem Team ein Medikament zur Behandlung von zwei lebensbedrohlichen Formen des Lungenhochdrucks (PAH
und CTEPH) entdeckt und entwickelt. Für einige ist das Arzneimittel aus Deutschland die erste verfügbare medikamentöse Therapie.

Für diese herausragende Entwicklung hat das Forscherteam nun den Zukunftspreis 2015 des
Bundespräsidenten für Technik und Innovation erhalten. Von Joachim Gauck, am 2. Dezember in feierlichem Rahmen in Berlin bekanntgegeben, dürfen sich die
Wissenschaftler nun über 250.000 Euro für ihr Projekt freuen.

„Im Fokus der 19. Preisverleihung des Deutschen Zukunftspreises stehen Projekte, die aus der deutschen Wirtschaftsgeschichte erwachsen sind: Mobilität,
Konstruktion und Fertigung und medizinische Wirkstoffe sind Forschungsbereiche, die einen hohen Stellenwert für den Fortschritt unseres Landes hatten
und haben. Immer wieder gab es Forscher und Entwickler, die mit ihrer wissenschaftlichen Leistung und Kreativität Impulse gesetzt und Entwicklungslinien
aufgezeigt haben“, heißt es im Geleitwort des Bundespräsidenten: „Der Deutsche Zukunftspreis stellt auch in diesem Jahr Menschen vor, die mit wissenschaftlichen
Höchstleistungen marktfähige Produkte und damit Arbeitsplätze geschaffen haben. Sie tragen so dazu bei, das Wohlergehen unseres Landes zu sichern.
Und sie zeigen mit ihrer Begeisterung und ihrem Teamgeist, wie aus Ideen Erfolge werden.“ Aus 24 hochkarätigen Einreichungen hatte die Jury des Deutschen
Zukunftspreises im Vorfeld drei Arbeiten für die endgültige Entscheidung ausgewählt.

Prof. Ghofrani, der in diesem Herbst einen Ruf auf die W3-Professur für Pulmonary Vascular Medicine an der JLU angenommen hatte und zuvor bereits in der
Gießener Lungenforschung mit großem Erfolg tätig war, zeigte sich überglücklich über den sensationellen Erfolg. Auch der JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato
Mukherjee war sehr stolz und sprach großes Lob aus.

Wie funktioniert das neue Medikament?Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech),
eine der vorschlagsberechtigten Institutionen des Deutschen Zukunftspreises, hatte das Projektteam um das Medikament für den Deutschen Zukunftspreis
vorgeschlagen. Die Erforschung des Wirkmechanismus des Medikaments beruht auf einer 130 Jahre alten Therapie mit Nitroglycerin: Initial als Sprengstoff
verwendet, wird es bei Angina pectoris eingesetzt. Im Körper setzt es Stickstoffmonoxid (NO) frei, das die Gefäße erweitert und den Blutdruck senkt,
aber auch sehr schnell abgebaut wird. NO wird auch vom Körper selbst gebildet. Patienten mit Lungenhochdruck bilden zu wenig NO und der Druck in den
Lungenarterien steigt. Der innovative Wirkstoff dagegen stimuliert direkt ein Enzym namens lösliche Guanylatcyclase (sGC) und beeinflusst es gleichzeitig
so, dass es auf das körpereigene NO sensibler reagiert. Die sGC nimmt im Herzkreislauf-System eine Schlüsselfunktion ein und reguliert wichtige physiologische
Prozesse, wie zum Beispiel die Erweiterung von Blutgefäßen. Medikamente, welche die sGC direkt stimulieren und somit die Wirkung von NO verstärken
oder gar ersetzen können, stellen eine hoffnungsvolle Therapie für Lungenhochdruck dar.

Mittlerweile mehren sich in der Wissenschaft die Anzeichen dafür, dass sGC-Stimulatoren auch bei vielen anderen Herz-Kreislauferkrankungen positive Wirkungen
haben können, wenn diese mit einer Störung des NO-sGC-Signalwegs einhergehen. In einer weltweiten strategischen Kooperation arbeitet Bayer mit seinem
Partner MSD an einem umfassenden Studienprogramm zur Untersuchung dieses Potenzials.

Foto: Deutscher Zukunftspreis / Ansgar Pudenz