Ich
bin Jessica, 26, gebürtige Giessenerin und Studentin an der JLU. Im letzten Jahr habe ich meinen Abschluss in Moderne Fremdsprachen, Kulturen und Wirtschaft
gemacht. Das Studium beinhaltet ein obligatorisches Auslandssemester, das ich als Stipendiatin im Hessen:Queensland-Programms in Australien verbringen
durfte. Wer hätte gedacht, dass das mein ganzes Leben verändern wird?
Angefangen hat alles damit, dass ich dem University of Queensland Sailing Club (UQSC) beigetreten bin, als mein Auslandssemester in Brisbane begann. Jedes
Wochenende auf dem Wasser zu verbringen war eine schöne Abwechslung zur grauen Stadt ohne Meer, diese Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen.
Schnell wurde ich vom einfachen Mitglied zum Ausbilder und Executive Member und fand im Vorstand sehr gute Freunde. Einer davon war der Commodore,
der Clubpräsident, Stephen, der später noch eine zentrale Rolle für die Gründung spielen sollte.
Das Semester neigte sich irgendwann dem Ende zu und die Klausuren standen an. Danach war für einige von uns das Ende der Zeit in Australien gekommen und
wir wollten etwas unvergessliches zum Abschluss erleben. UQSC hatte genau das Richtige für uns: eine Yacht-Segeltoern in einem der schönsten Segelreviere
der Welt, den unberührten Whitsunday Islands im weltberühmten Great Barrier Reef! 8 Tage und 7 Nächte vor einer atemberaubenden Kulisse mit faszinierenden
Unterwasserwelten, Wind und Wellen und ohne Sorgen. Der Trip war mein persönliches Highlight in 11 Monaten Australien. Von unbewohnten Inseln, die
wie James Bond Filmkulissen anmuten, über farbenfrohe Korallenriffe und ihre Bewohner bis hin zu einem Besuch auf der Insel der Reichen und Schönen,
auf der sogar Chris Hemsworth und Johnny Depp Urlaub machen – die Whitsundays sind alles ausser gewöhnlich.
Nach einem unvergesslichem Abenteuer mussten wir zurück nach Brisbane. Fernab von weissen Traumstraenden und tiefblauem Wasser kehrte der Alltag ein und
die Veranstaltungsplanung des Sailing Club für das nächste Semester begann. Dabei kam auch der nächste Whitsundays-Trip zur Sprache. Stephen hatte
als Commodore bereits einige dieser Trips organisiert – zum Selbstkostenpreis – und begann zu überlegen, ob man das Ganze nicht zu einem profitablen
Business transformieren könnte. Das war der Startschuss für unseren Weg als Gründer.
Was macht uns besonders?
Das Format der Reise war einzigartig zu diesem Zeitpunkt und ist es immer noch. Im Great Barrier Reef gibt es niemanden ausser uns, der Yachtsegeln für
Studenten und Young Professionals über eine Woche anbietet im Paket mit wilden Parties, atemberaubender Natur, beeindruckenden Schnorchelspots und
natuerlich den Instagram-Highlights wie Whitehaven Beach und Hill Inlet mit beeindruckenden Farbspielen von Weiss und Blau. Jeder Trip bringt neue
Ideen mit sich und wir entwickeln unser Konzept immer weiter, um das beste Erlebnis für alle bieten zu können.
Wer sind wir eigentlich?
Unser Team besteht aus 3 Personen verteilt auf 3 Kontinenten. Wir sind so international wie unsere Gäste. Stephen hat jahrelange Erfahrung in der Organisation
dieser Trips und lebt vor Ort in Brisbane. Er ist der geborene Leader und sorgt für einen reibungslosen Ablauf sowie gute Laune an Bord. Damit ist
er der ideale CEO für uns. Meine mehrjährige Erfahrung im Marketing, besonders im Online-Marketing fuer für, qualifizieren mich für meine Position
als CMO. Vervollständigt wird unser Team durch Yan, unseren talentierten Grafikdesigner aus Hong Kong, der bereits ein Jahr vor mir auf dem Whitsundays
Trip war.
Kann das funktionieren?
In den ersten 5 Monaten nach unserer Gründung habe ich noch in Brisbane gelebt. Die Kommunikationswege zwischen Stephen und mir waren kurz. Die Zeitverschiebung
zwischen uns und Hong Kong waren nur 2 Stunden, sodass Absprachen mit Yan via Skype unkompliziert waren. Wir haben Tage und Nächte durchgearbeitet,
während jeder von uns parallel einen Job und/oder ein Studium zu stemmen hatte. Wir haben gute Fortschritte gemacht für die Zeit, die wir investieren
konnten, auch wenn das bedeutete dass wir kaum Zeit für andere Dinge hatten. Ein eigenes Business erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen und vor
allem Teamwork. Es gibt immer Momente, in denen man aufgeben will und sich fragt, ob sich das alles lohnt und ob man nicht „lieber was vernünftiges“
machen sollte. Meine Antwort ist ganz klar nein! Wir helfen uns gegenseitig und unterstützen uns, egal wie hart die Zeit gerade ist, denn es lohnt
sich, weiterzumachen!
Genau das war besonders wichtig, als mein Visum abgelaufen ist und ich zurück nach Deutschland musste. Nun kämpfen wir mit bis zu 10 Stunden Zeitverschiebung,
die Absprachen erschweren und weiterhin arbeiten alle von uns in einem weiteren Job oder studieren parallel. Am Anfang war das sehr schwierig, besonders
für mich, aber über die Zeit haben wir unsere Arbeitsweise angepasst und mittlerweile funktioniert das sehr gut. Stephen und ich treffen uns mindestens
ein Mal im Jahr, um mehrere Tage konzentriert an Dingen zu arbeiten, die man nicht so einfach via Skype lösen kann. Yan und Stephen treffen sich im
Anschluss daran und besprechen sich ebenfalls. Yan und ich kommunizieren via Skype und wir alle nutzen Google Drive und Slack zum kooperativen Arbeiten.
Auf Dauer möchten wir diese Prozesse wieder vereinfachen, ich plane meine Rückkehr nach Australien, um auch vor Ort mitwirken zu können.
Learnings
1.Nicht ohne mein Team! Egal, wie stressig und anstrengend es gerade ist, wie viele Dinge schiefgehen, wie sehr man alles
anzweifelt, mit dem richtigen Team kann man alles schaffen! Es wird bei jeder Gründung Phasen geben, in der einem alles zu viel wird. Das ist völlig
normal, aber noch lange kein Grund, aufzugeben. Am Anfang habe ich mich nicht getraut, mit meinem Team darüber zu sprechen, weil ich nicht schwach
wirken wollte. Ich dachte, es würde nur mir so gehen. Ich wollte nicht als Versager dastehen. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich es ansprechen musste,
weil es mich zu sehr belastet hat. Mein Team hat sich grossartig verhalten und dafür bin ich unglaublich dankbar! Sie haben mich entlastet und mir
die Zeit gegeben, die ich brauchte. Jeder hat seine Kernaufgaben, aber wir sind immer fuereinander da, helfen und unterstützen uns gegenseitig und
uebernehmen auch mal die Aufgaben der anderen. Am Ende wollen wir es gemeinsam schaffen und nur das zaehlt. Jeder hat mal einen schlechten Tag oder
eine schlechte Woche. Wichtig ist nur, dass man zusammenhält und sich gegenseitig hilft.
2.Perfektionismus führt nicht immer zum Ziel. Wenn man gründet, möchte man alles perfekt machen und das bestmögliche Resultat liefern.
Die Ansprüche an die eigene Arbeit sind extrem hoch und man will alles richtig machen. Genau so ging es mir auch, bis ich gemerkt habe, dass ich habe
kaum etwas geschafft trotz stundenlanger Arbeit. Wenn man sich in Details verliert, macht man niemals Fortschritte. Wir arbeiten daher nach dem Prinzip
„Do what you can when you can with what you have!“. Die Ansprüche, gute Arbeit zu leisten, sind natuerlich immer noch da und man versucht, das beste
Ergebnis zu erzielen. Ich habe nur gelernt, mich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren und meine Zeit so effizient wie möglich zu nutzen. Besonders
wenn man nicht Vollzeit an seinem Business arbeiten kann, ist das entscheidend.
3.Einfach mal an sich selber glauben! Es gibt immer Gründe, es nicht zu tun und Menschen, die an dem zweifeln, was man macht – auch Freunde
und Familie. Das muss man manchmal einfach ignorieren und trotz aller Widerstände das tun, was man wirklich möchte.
Mein Fazit
Gründen am anderen Ende der Welt klingt vielleicht verrückt und es war eine der schwersten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe, trotzdem würde
ich es jederzeit wieder tun. So eine Gelegenheit bekommt man nur ein Mal im Leben und ich bin dankbar, dass ich Teil dieses Abenteuer sein darf.