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Wie sich internationale Studierende als Fachkräfte gewinnen lassen

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 6 min. Lesezeit

Deutschlands
Wirtschaft braucht Zuwanderung – und internationale Studierende gelten als Idealzuwanderer. Viele wollen bleiben. Bislang gelingt es ihnen jedoch zu
selten, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Wie lässt sich das ändern? Die Studie „Vom Hörsaal in den Betrieb? Internationale Studierende
beim Berufseinstieg in Deutschland“ des SVR-Forschungsbereichs, gefördert vom Stifterverband, zeigt: Erfahrungen in der beruflichen Praxis schon während
Studiums sind das A und O, damit der Übergang gelingt. Die Bleibechancen steigen auch, wenn die Entscheidung für eine Zukunft hierzulande früh fällt.
Dafür können die Hochschulen und die Wirtschaft vor Ort die Rahmenbedingungen schaffen.

In Deutschland herrscht in einigen Branchen und Regionen Fachkräftemangel. Internationale Studierende geraten daher zunehmend ins Visier von Arbeitgeberinnen
und Arbeitgebern. Diese mobilen Talente sind eine ideale Zielgruppe: Im Jahr 2016 waren mehr als 250.000 Bildungsausländerinnen und -ausländer an deutschen
Hochschulen eingeschrieben. Nach Studienabschluss sind sie in der Regel mit der hiesigen Kultur und Sprache gut vertraut. Sie erfüllen deutsche Ausbildungsstandards
und können entsprechende Zeugnisse vorlegen. Doch viele verlassen Deutschland nach Studienende – darunter die Besten. Bislang liegen kaum empirische
Befunde vor, woran das liegt.

„Im  Forschungsprojekt Study & Work hat der SVR-Forschungsbereich nun erstmals im Längsschnitt untersucht, welche Faktoren den Verbleib in Deutschland fördern und den internationaler Absolventinnen und Absolventen
den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt ebnen“, sagt Cornelia Schu, Direktorin des SVR-Forschungsbereichs. Bei Study & Work wurden internationale
Studierende an 50 Hochschulen in Deutschland befragt – und zwar zu zwei Zeitpunkten: zunächst in der Abschlussphase des Studiums und schließlich 18
Monate später in der Phase des Berufseinstiegs. Für die Studie wurden die Antworten von über 400 internationalen Studierenden ausgewertet.Die Studie
„Vom Hörsaal in den Betrieb? Internationale Studierende beim Berufseinstieg in Deutschland“ fasst die Analysen und Ergebnisse zusammen
und liefert konkrete Handlungsempfehlungen.

„70 Prozent der internationalen Studierenden möchten nach Studienende in Deutschland bleiben. Fachlich sind sie gut, aber oft fehlen ihnen die Fertigkeiten,
Erfahrungen und Netzwerke, die den Berufseinstieg in einem deutschen Unternehmen erleichtern würden“, betont Schu. Nach Abschluss ihres Studiums sind
die Wiederbefragten mehrheitlich geblieben, darunter auch solche, die das ursprünglich nicht geplant hatten. Bleiben und Berufseinstieg sind allerdings
nicht gleichzusetzen. Nur 4 von 10 gehen einer Erwerbstätigkeit nach, die ihren Lebensunterhalt sichert. 3 von 10 sind noch auf Arbeitssuche.

Von denen, die Deutschland nach Studienende verlassen, geben 36 Prozent an, hierzulande keinen angemessenen Arbeitsplatz gefunden zu haben. Rund 40 Prozent
nennen ein attraktives Arbeitsangebot im Ausland als Ausreisegrund. „Nicht nur die, die das Studium vorzeitig abbrechen, sondern auch die überdurchschnittlich
guten Absolventinnen und Absolventen wandern eher ab. Den besten Talenten stehen weltweit Karrieremöglichkeiten offen“, so Schu weiter. Praxiserfahrung
in Deutschland, die branchenspezifische Nachfrage und das Wissen, wie Bewerbungsverfahren ablaufen, sind nach Analyse der Studie entscheidend für eine
erfolgreiche Arbeitsplatzsuche. Je länger die Praxiszeiten und je eher sie dem Studienfach entsprechen, desto höher die Bleibewahrscheinlichkeit. Nebentätigkeiten
ohne Bezug zum Studienfach begünstigen den Verbleib dagegen nicht.

Die Weichen für den Berufseinstieg werden früh im Studium gestellt. „Schon von Beginn an müssen der Studienerfolg, die soziale Integration und die Vorbereitung
auf den Berufseinstieg strategisch gefördert werden“, sagt Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes. „Gute Rahmenbedingungen hierfür
bieten regionale Übergangsnetzwerke, in denen die Hochschulen, die Wirtschaft vor Ort, die Kommune und weitere Arbeitsmarktakteure zusammenarbeiten.“ 

Die Studie des SVR-Forschungsbereichs wurde vom Stifterverband gefördert und begleitet die
Praxisinitiative „Study & Work – Regionale Netzwerke zur Bindung von internationalen Studierenden“ des Stifterverbandes und der Beauftragten der
Bundesregierung für die neuen Bundesländer, für Mittelstand und Tourismus. Ziel der Initiative ist es, die gesellschaftliche und berufliche Integration
internationaler Fachkräfte zu verbessern.

Die Studie sowie zwei Infografiken können Sie hier herunterladen.