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„Wir wollen unsere Regionalität erhalten!“

Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Gepostet von Regionalmanagement Mittelhessen GmbH in Aktuelles aus Mittelhessen 6 min. Lesezeit

Foto: LDKEs sind die Schließungen der Schlachthöfe in Gießen und Marburg und die Sorge um kleine Schlachtbetriebe und Metzgereien in der Region,
womit sich die drei mittelhessischen Landkreise Marburg-Biedenkopf, Gießen und Lahn-Dill aktuell beschäftigen. Wie kann es gelingen, die Regionalität
in der Fleischvermarktung zu optimieren und vor allem zu erhalten? Ganz klar: Mit geeigneten Maßnahmen.

Das große Ziel der drei betroffenen Landkreise: Vorhandene Schlachtstätten in der Region sollen erhalten bleiben. Sie sollen künftig besser ausgelastet
und ausgebaut werden – und zwar mit konventionell und biologisch aufgezogenem Schlachtvieh aus der Region. Außerdem sollen sie durch regionale Verarbeitungs-
und Vermarktungsbetriebe unterstützt werden. „Sich dieses Ziel zu setzen, ist mehr als sinnvoll“, sagt Heinz Schreiber, zuständiger Dezernent des Lahn-Dill-Kreises.
„In keinem der drei Landkreise sind die Schlachtkapazitäten ausgelastet. Teilweise liegt die Auslastung in den Schlachtstätten unter einem Drittel.
Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, geht das früher oder später auf Kosten unserer regionalen Vermarktung“, so Schreiber weiter. Um das Ziel zu erreichen,
haben die Landkreise Marburg-Biedenkopf, Gießen und der Lahn-Dill-Kreis gemeinsame Gegenmaßnahmen eingeleitet.  

Erste Maßnahme: Die direkte Umfrage
Um die aktuelle Lage noch genauer einschätzen zu können, wurden 104 Landwirte und 50 Metzger aus den Landkreisen Gießen und Lahn-Dill interviewt. Am
Telefon wurden sie zu ihren Lieferbeziehungen, ihrer Auslastung und der gefühlten Zukunftsperspektive ihrer Betriebe befragt. Das Ergebnis: Es gibt
freie Schlachtkapazitäten bei Metzgern in der Region, die aber nicht jeder Landwirt kennt, der diese Angebote benötigt. Den Austausch untereinander
zu fördern und für kurze Transportwege zum Wohl der Tiere zu sorgen, wurden als wichtige Ansatzpunkte von den Befragten geäußert. 

Zweite Maßnahme: Das Kennenlernen
Landwirte und Metzger sollen an einen Tisch geholt werden. Das wurde zum ersten Mal im März 2017 während der beiden Regionalforen „Landwirt sucht
Metzger – Metzger sucht Landwirt“ realisiert. Über 200 Teilnehmer, darunter Landwirte, Metzger, Interessensverbände, Veterinärbehörden und die Politik
nahmen an den Foren in Hüttenberg und Marburg teil. In Hüttenberg zeichneten sich schon während der Veranstaltung erste Erfolge ab: 23 Teilnehmer konnten
bereits im Verlauf des Abends neue Kontakte knüpfen. Viele andere haben ihre Anliegen an der Suche-Biete-Wand hinterlassen. 

Dritte Maßnahme: Eine Gemeinschaft werden
Im Anschluss an die Regionalforen bildete sich ein Arbeitskreis aus Landwirten und Metzgern. An der letzten Sitzung nahm ein großer Verarbeitungsbetrieb
aus dem Rhein-Main-Gebiet teil. Sein Interesse galt neuen Züchtungen und neuen Marktpartnern. Der Arbeitskreis arbeitet aktuell an einer besseren Vernetzung
untereinander und der Frage, ob Rassenmerkmale und unterschiedliche Haltungsformen den Geschmack von Fleisch prägen. Um das herauszufinden, ist ein
öffentliches Fleischtasting geplant. Außerdem wird der Fleischabsatz über Schulkantinen und Kantinen größerer Unternehmen aus der Region geprüft. Gäste
sind bei den Treffen immer herzlich willkommen. Wann und wo der Arbeitskreis tagt, können Interessierte von Jutta Garth vom Lahn-Dill-Kreis erfahren
(jutta.garth@lahn-dill-kreis.de, 06441 407-1762). 

Vierte Maßnahme: Immer aktiv sein
Der Lahn-Dill-Kreis und der Landkreis Gießen bewerben sich aktuell als Ökolandbau-Modellregion.
Die beiden Kreise bewerben sich, um den ökologischen und regionalen Produkten ein Gesicht zu geben. Gemeinsam sind sie eine starke Gemeinschaft und
haben das Ziel der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft,
der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Biodiversitätsstrategie bereits übertroffen. Jetzt soll es weitergehen! Die Bewerbungsunterlagen sind
mit kreativen Ideen versehen, wie z. B. dem ‚Dillenburger‘ (ein Burger mit Brötchen, Hackfleisch und Salat aus ökologisch, regionalen Zutaten), der
mobilen Öko-Küche (diese soll den ‚Dillenburger‘ und neue Gerichte aus altbekannten Getreide- und Gemüseorten und Fleisch aus der Direktvermarktung
in Kindergärten, Schulkantinen, auf Wochenmärkte, in Seniorenheime und auf Betriebsfeste bringen) und dem Ökofestival (mit ‚Schnippeldisko‘, geführten
Fahrradtouren zu Biobetrieben, Kartoffellesewettbewerb, ‚Taste the Waste Workshops‘, um der Verschwendung von Essen entgegen zu arbeiten u.v.m.).