Am 6.12.2023 fand der erste TeamMit Bürgerdialog in den Räumen der IHK Lahn-Dill in Dillenburg statt. Dabei ging es um die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger die Transformation der Automobilindustrie in Mittelhessen erleben, welche Sorgen sie haben und wie Wandel positiv mitgestaltet werden kann. Nach einem Impulsvortrag und einer Podiumsdiskussion gab es einen angeregten Austausch mit den anwesenden Gästen.
Automobilregion Mittelhessen verändert sich
Mittelhessen ist die stärkste Industrieregion in Hessen und beheimatet viele Zulieferbetriebe der Automobilindustrie. Aktuell befindet sich auch die mittelhessische Wirtschaft in einem tiefgreifenden Wandel. E-Mobilität, Digitalisierung, Energiekrise und Klimawandel sind nur einige Stichworte, die die Wirtschaft und das Leben in der Region verändern. Dieser Wandel führt zu Unsicherheiten bei Arbeitnehmenden und Unternehmen gleichermaßen. Menschen fragen sich, wie ihr Arbeitgeber mit der Transformation umgeht, was sie für ihren Arbeitsplatz bedeutet und was jede und jeder Einzelne tun kann, um die Transformation positiv zu gestalten. Genau diese Fragen standen beim TeamMit Bürgerdialog im Fokus.
Impulsvortrag zur TransformationInnovationsforscher Prof. Dr. Michael Stephan von der Philipps-Universität Marburg eröffnete den Abend mit einem kurzen Vortrag zum Thema Transformation und hob hervor, dass aktuell zahlreiche Transformationen parallel stattfänden, was zu einer großen Verunsicherung führe. Darüber hinaus erläuterte er, dass Menschen immer nach gleichen Verhaltensmustern auf Transformationen reagieren würden. Dabei reiche die Bandbreite von engagierten Befürwortern bis hin zu vehementen Gegnern. Bezogen auf die Transformation der Automobilindustrie empfahl Michael Stephan: „Unternehmen sollten Mitarbeitende frühzeitig in die Transformation einbinden. Das kostet zwar zunächst Zeit und Geld, führt aber zu deutlich besseren Ergebnissen.“
Kirchen haben viel Erfahrung mit TransformationAn der Podiumsdiskussion nahmen neben Prof. Dr. Stephan auch Sabine Bertram-Schäfer, Pröpstin Evangelische Propstei Nord-Nassau, Robin Mastronardi, Regionsgeschäftsführer des DGB Mittelhessen und Dominic-Klaus Diessner, Projektleiter TeamMit, teil. Frau Bertram-Schäfer brachte ihren Blick auf Veränderungen und Transformationen wie folgt ein: „Als Kirche haben wir jahrhundertelang Erfahrung mit Wandel und Transformation. Wir begegnen den daraus erwachsenden Herausforderungen mit der Beteiligung möglichst vieler Menschen.“ Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass Transformation immer auch ein Stück weit Trauer bedeute, weil Menschen von etwas Gewohntem ablassen und sich auf etwas Neues einstellen müssten.
Transformation aus Sicht der GewerkschaftenDiesen Gedanken griff Robin Mastronardi auf und berichtete aus Sicht des DGB: „Das Thema Transformation kommt bei den Beschäftigten sehr unterschiedlich an.Viele sind stolz auf das, was sie in den letzten Jahren geschafft haben. Durch die Transformation stehen sie jetzt plötzlich vor der Frage: War das falsch, was ich bisher gemacht habe?“ Er erklärte weiter, dass die Gewerkschaften mit viel Feingefühl vorgingen, um die Transformation mit einer positiven Perspektive zu verbinden und Beschäftigte sowie Betriebsräte aktiv miteinzubinden. Gleichzeitig unterstrich er, dass die Gewerkschaften vielePotenziale hätten und dass sie den Prozess aktiv begleiten und mitgestalten wollten, um die Region und somit auch den Wohlstand zu sichern.
Initiator TeamMit NetzwerkTeamMit ist ein Bündnis aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Ziel des Netzwerkes ist, den Strukturwandel in der Region aktiv zu gestalten und Unternehmen, Institutionen und regionale Akteure gezielt zusammenzuführen. Dazu gehört es auch, die von der Transformation betroffenen Arbeitnehmenden sowie die Bürgerinnen und Bürger der Region über die Arbeit des eigentlich auf Unternehmen fokussierten Netzwerks zu informieren und sie zu integrieren. Dominic-Klaus Diessner ist Projektmanager bei TeamMit. In zahlreichen Besuchen bei Unternehmen vor Ort hat er viel über deren Transformationsstand und Transformationsdruck erfahren. Für das Projekt resümiert er: „TeamMit wird von so vielen verschiedenen Akteuren aus unterschiedlichsten Bereichen getragen. Das schafft völlig neue Möglichkeiten. Deshalb glaube ich fest, dass wir etwas bewegen können – in der Region und für die Region. Denn gemeinsames und regionales Gestalten ist wichtig und möglich.“
Publikumsdiskussion und FazitIn der offenen Diskussionsrunde gab es zahlreiche Wortmeldungen der Anwesenden, darunter auch Gastgeber Dietmar Persch von der IHK Lahn-Dill, der betonte: „Für uns geht es auch um den Blick auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die sind oft so in das Tagesgeschäft eingebunden und haben nur wenige Kapazitäten, sich intensiv mit der eigenen Transformation zu beschäftigen. Deshalb ist es mir wichtig, dass auch diese bei TeamMit mitgenommen werden.“ Abschließend waren sich alle Anwesenden einig, dass es wichtig sei, möglichst viele Menschen in einzubinden. Über eine breite Basis und entsprechende Befähigungen und Qualifikationen sollten überdies neue Perspektiven für alle geschaffen werden. Dass in der gemeinsamen Anstrengung die Transformation in Mittelhessen positiv gestaltet werden könne, stand auch für Moderator Manuel Heinrich vom Regionalmanagement Mittelhessen außer Frage, als er den Abend mit der Ankündigung weiterer Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung schloss.
Foto: Regionalmanagement Mittelhessen / Tilmann Lochmüller