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TeamMit Spotlight: Norbert Müller (advacon)

teammit Gepostet von teammit in TeamMit News 5 min. Lesezeit

Chinas Herausforderungen für deutschen Automobilmarkt.

Bei der großen Transformationsveranstaltung in Haiger analysierte der langjährige Rittal CEO Norbert Müller (advacon Unternehmensberatung) in seinem faktenreichen Vortrag die aktuelle Problemlage der deutschen Automobilindustrie und deren Zulieferer. Im Zentrum stand dabei die rasante Entwicklung des Automobilmarktes in China. Von einer kürzlich beendeten Chinareise hatte er dazu viele frische Eindrücke und neue Informationen mitgebracht.

Drastische Änderung auf internationalem Automobilmarkt

Müller verdeutlichte die aktuellen Verschiebungen auf dem internationalen Automobilmarkt anhand sinkender Verkaufszahlen deutscher Autohersteller und der abnehmenden Marktanteile deutscher Automobilzulieferer im Vergleich zu den wachsenden Zahlen chinesischer Unternehmen. Dies sei die dritte große Welle an Herausforderungen für die deutsche Automobilindustrie. Die ersten beiden Wellen mit Innovationen aus Japan (1970er) und Korea (1990er) habe die deutschen Hersteller stimuliert und noch besser und erfolgreicher gemacht. Die jetzige dritte Welle aus China sei vollständig anders gelagert: „China schlägt uns nicht auf unserem eigenen Feld, dem Verbrenner, sondern auf einem ganz neuen Feld, auf dem wir kaum vertreten sind: dem E-Antrieb.“ Müller unterstrich dies nachdrücklich mit folgenden Zahlen: Während der größte Hersteller von batterieelektrisch betriebenen PKW, BYD, in China 2023 2,7 Mio. E-PKW absetzte, kam der größte deutsche Hersteller VW auf dem deutschen Markt auf lediglich 71.000 Fahrzeuge. Das sind gerade einmal 2,63 Prozent. Diese Diskrepanz zeigt sich auch im Ländervergleich der Gesamt-Produktionszahlen von elektrisch betriebenen PKW in 2023: In China wurden rund 6,3 Mio. battrieelektrisch betriebene Fahrzeuge (BEV) und 2,86 Mio. Plug-in-Hybride (PHEV) produziert, in Deutschland waren es 972.730 – also nur 15 Prozent der chinesischen Produktionszahlen. Diese Trends setzen sich auch in 2024 deutlich verschärft fort: China legte im 1. Halbjahr um 38 Prozent zu, während Deutschland um 16 Prozent abnahm.

Enormes Entwicklungstempo und günstige Rahmenbedingungen

Deutschland sei bei der Verbrennertechnologie uneinholbar gewesen, so Müller. Bei der Elektromobilität hätten aber andere Länder früher mit der Entwicklung begonnen und seien schneller gewesen. Als Beispiele nannte er die Autobauer Tesla aus den USA und BYD aus China. Den immensen Vorsprung chinesischer E-Auto-Hersteller belegte Müller unter anderem mit aktuellen Produktions- und Wachstumszahlen. So habe China beispielsweise seine Pkw-Exportquote zwischen 2020 und 2023 von 4,6 auf 15,8 Prozent gesteigert. Der Export von chinesischen Autos nach Deutschland habe sich im gleichen Zeitraum sogar verzehnfacht. Den Erfolg der chinesischen Autobauer erklärte er zum einen mit dem deutlich schnelleren Entwicklungstempo und der deutlich geringeren Regulatorik. Zum anderen seien Rahmenbedingungen mit günstigen Rohstoff-, Energie- und Arbeitskosten in China eben deutlich besser als in Deutschland. Dies werde in Europa leider immer noch unterschätzt. Darüber hinaus lägen auch die Kosten für Ladestrom mit einem Cent oder weniger pro Kilowattstunde erheblich unter den hiesigen Kosten.

Neue Wege mit alten Tugenden beschreiten

Einen Weg aus der Krise sieht Müller mit den traditionellen Stärken der deutschen (Automobil-) Wirtschaft. Dazu gehörten Ideenreichtum, gut ausgebildete Fachkräfte, Leidenschaft, Fleiß, Verantwortungsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Qualität sowie Flexibilität. Er stellte fest „Wir können die Chinesen bei Elektro nicht mehr einholen. Aber wir können bei anderen Lösungen, wie der FuelCell, bei Bremssystemen oder bei der Fahrzeugsicherheit punkten.“ Als Beispiel nannte Müller neu entwickelte WECODUR Bremsscheiben mit 90 Prozent weniger Feinstaubabrieb. Deshalb appellierte er, schneller zu werden, auf alte Tugenden zu setzen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und neue Wachstumsmärkte zu erobern. „Wir müssen neue Wege konsequent gehen und dabei in allen Aktivitäten deutlich Speed aufnehmen.“

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Foto: advacon