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TeamMit Talk – Prof. Dr. Dr. Thomas Brenner im Interview

teammit Gepostet von teammit in TeamMit News 9 min. Lesezeit

Prof. Dr. Dr. Thomas Brenner beschäftigt sich an der Philipps-Universität Marburg am Fachbereich Geographie mit den Schwerpunkten Wirtschaftsgeographie und Standortforschung. Im Interview spricht er über sein Engagement, seine Motivation und seine Wünsche für TeamMit.

Herr Brenner, welche Themen bearbeiten Sie mit Ihrem Team bei TeamMit?

Wir realisieren drei verschiedene Angebote für Unternehmen und das Netzwerk. Das erste sind Befragungen, die als Einstieg für Unternehmen in die TeamMit Leistungen dienen. Als zweites entwickeln wir Indikatoren, die zu einer langfristigen Dokumentierung und Evaluierung der Arbeit von TeamMit dienen und als drittes bieten wir einen speziellen Screening-Service für Unternehmen, die mehr über internationale technologische Trends und Entwicklungen erfahren wollen.

 

Was ist der Screening-Service für Unternehmen?Wir haben ein strukturiertes Verfahren entwickelt, um Patentanmeldungen, die bestimmten Begriffsfeldern wie zum Beispiel E-Mobilität oder Digitalisierung zuzuordnen sind, weltweit zu ermitteln. Wir sammeln diese Informationen und geben sie an Unternehmen, damit diese daraus Schlüsse für strategische Entscheidungen ziehen können. Bei Bedarf können wir die Ergebnisse mit unserem TeamMit Partner TransMIT auch technologisch beurteilen und auswerten. Das sind wertvolle Informationen für Unternehmen, die ihnen viel Zeit und Geld sparen.

Wer braucht diesen Screening-Service?Letztlich alle Unternehmen, die wissen wollen oder müssen, was in ihrem Umfeld passiert, aber keine Kapazitäten haben, die technologischen Entwicklungen auf der ganzen Welt zu überschauen. Das ist gerade im Mittelstand oft der Fall. Wenn beispielsweise ein Unternehmen ein Produkt mit Material x herstellt und eine Trendanalyse ergibt, dass in dem Umfeld vermehrt Patente mit Material y angemeldet werden, kann es sinnvoll sein, das zu wissen und sich das Material genauer anzusehen.

Sie sagten, dass Sie auchIndikatoren entwickeln? Was bedeutet das?Die Entwicklung von Indikatoren ist ein langfristiges Projektziel. Wir erfassen, dokumentieren und vergleichen relevante Wirtschaftsdaten über einen längeren Zeitraum. Zum Beispiel die Anzahl der Beschäftigten im Automotive Bereich in Mittelhessen, die Anzahl der angemeldeten Patente, die Einschätzung der Umsetzung der eigenen Digitalisierung oder die Entwicklung des TeamMit Netzwerks. Im Idealfall zeigt sich nach einigen Jahren eine positive Entwicklung und damit ein Erfolg von TeamMit. Die Arbeit ist Teil der Projektvereinbarung und damit auch wichtig für unsere Projektförderer.

Was hat es mit den Befragungen von Unternehmen auf sich?Wir führen mehrstufige Befragungen durch, um zu sehen, mit welchen Unternehmen es TeamMit zu tun hat und wo deren Transformationsbedarf in den Bereichen E-Mobilität und Digitalisierung liegen. Also beispielsweise, ob es darum geht, neue Produkte zu entwickeln, vorhandene Prozesse anzupassen oder darum, qualifiziertes Personal für neue Aufgaben zu finden. Wir verstehen uns da als eine Art Drehscheibe, die relevante Kontakte und Informationen für die anderen TeamMit Partner ermittelt.

Wie laufen die Befragungen?Mit bisher rund 30 Unternehmen ist die Anzahl der Teilnehmer ok, aber nicht top. Es gibt eine Grundbereitschaft sich damit zu beschäftigen, aber es ist kein richtiger Ansturm. Mit anderen Worten: Es sollten noch viel mehr Unternehmen die Chance zum einfachen Einstieg bei TeamMit nutzen. Es dauert nur wenige Minuten und man muss auch keine Geheimnisse verraten, sondern nur wenige Fragen beantworten. Nach der Erstbefragung gibt es eine vertiefende Befragung, die dann den konkreten Bedarf klärt und zu weiteren TeamMit Aktivitäten überleitet.

Welche Gründe vermuten Sie hinter der Zurückhaltung?Da gibt es sicherlich viele. Auf der einen Seite gibt es eine gewisse strategische Zurückhaltung, wenn es darum geht, Bedarfe und damit auch eigene Versäumnisse im Bereich der Transformation zu benennen. Auf der anderen Seite sind viele Unternehmen schon an anderen Stellen von TeamMit Partnern angesprochen worden. Das senkt die Bereitschaft, sich mit dem Fragebogen zu beschäftigen, ist aber leider falsch, weil dieser auch die Grundlagen für weitere Aktivitäten der TeamMit Partner schafft. Insofern bitte ich auch weiterhin darum, die Erstbefragung in jedem Fall durchzuführen.

Welches Bild ergibt sich aus den ersten Auswertungen?Hier möchte ich vor allem zwei Aspekte herausgreifen. Zum einen hat sich gezeigt, dass die Automobilzulieferer in Mittelhessen hinsichtlich ihrer Produkte relativ heterogen aufgestellt sind. Es gibt keinen klaren Schwerpunkt, beispielsweise im Bereich Karosseriebau oder Elektronik. Das macht die Arbeit von TeamMit etwas komplexer, weil wir uns nicht auf ein Thema konzentrieren können. Zum anderen ist die Verteilung über die verschiedenen TIER-Klassen relativ homogen. Das bedeutet wir haben ähnliche viele Meldungen von TIER 1, 2 und 3 Zulieferern und damit vielfältige Anforderungen in der weiterführenden Arbeit.

Wie stehen mittelhessische Automobilzulieferer in Bezug auf die Transformation da?Nach ihrer eigenen Einschätzung sind viele die Unternehmen insbesondere im Bereich E-Mobilität relativ schlecht aufgestellt. Bei der Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist es etwas, aber nicht signifikant besser. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den Unternehmen.

Liegen die Unternehmen damit nach Ihrer Einschätzung richtig?Ja, das passt. Ich denke, dass viele mitbekommen haben, dass sie sich als Zulieferer etwas einfallen lassen müssen, um langfristig im Markt bestehen zu können. Der Druck dazu kommt über die Märkte und wird immer deutlicher spürbar. Deshalb wundert es mich, dass nicht mehr Unternehmen von sich aus auf uns oder die anderen TeamMit Partner zukommen und unsere Angebote abrufen.

Was wünschen sie sich für das Projekt?Mit Blick auf die zurückhaltende Nutzung der Fragebögen und unsere Services, wünsche ich mir mehr Eigeninitiative der Unternehmen. TeamMit bietet eine Fülle wichtiger und wertvoller Leistungen, die Unternehmen weiterbringen. Um sie zu nutzen, müssen sie nicht viel tun. Der Einstieg über die Fragebögen ist ein guter erster Schritt, der auch keine weiteren Verpflichtungen mit sich bringt, mit dem man jedoch Einfluss auf die weiteren Aktivitäten des Netzwerks nimmt. So einfach bekommt man es sonst nicht gemacht.

Vielen Dank für das Gespräch Herr Brenner.

Foto: Regionalmanagement Mittelhessen / Tilmann Lochmüller