Sascha Drechsel, Geschäftsführer von HESSENMETALL Mittelhessen, blickt im Interview auf die Transformation der Automobilindustrie und die Arbeit von TeamMit.
Wo steht Mittelhessen in der Transformation aus Ihrer Sicht?Auf die Frage gibt es leider keine eindeutige Antwort, weil die Unternehmen unterschiedlich weit in ihrer Transformation sind. Manche haben große Schritte in Richtung E-Mobility gemacht, andere versuchen es als Last Man Standing für Verbrenner zu schaffen. Daneben gibt es viele Zwischenstufen. Hinzu kommen strukturelle Unterschiede. Auf der einen Seite geht es um lokal verwurzelte Einzelunternehmen, auf der anderen um international agierende Konzerne, die strategische Entscheidungen über einzelne Standorte treffen.
Wie wird die Transformation in Unternehmen wahrgenommen?Aus meiner Sicht gibt es ein großes Spannungsfeld zwischen der längst vorhandenen Einsicht, dass etwas getan werden muss, und der Herausforderung, die dafür notwendigen Ressourcen freizusetzen. Dazu kommt eine gewisse Verunsicherung bei der Frage, wie genau das jeweilige Unternehmen zukunftssicher aufgestellt werden kann.Hier benötigen wir noch mehr gute Erfolgsstorys von Firmen, die bereits weiter sind. Damit helfen wir vielleicht denjenigen, die aktuell noch zögern.
Wo liegen aktuell die Hauptprobleme bei der Transformation?Transformation ist ja nichts Neues. Die aktuelle Transformation hat schon vor einigen Jahren begonnen und wurde von Corona eine Zeit lang überlagert. Jetzt ist das größte Problem die Geschwindigkeit, in der alles gleichzeitig stattfinden muss. Und obwohl es noch keine Klarheit darüber gibt, wie sich der Markt entwickelt – Verbrenner, Hybrid oder Batterie? E-Fuels oder Wasserstoff? -müssen Unternehmen aktuell sehr schnell sehr viele grundlegende Entscheidungen treffen. Gleichzeitig müssen sie sich um das Tagesgeschäft kümmern und dafür sorgen, dass auch die finanziellen, personellen und organisatorischen Ressourcen für die Transformationsschritte vorhanden sind.
Was muss passieren, damit die Transformation gelingt?Ich glaube, da müssen viele Faktoren gut ineinandergreifen. Wir müssen in den Unternehmen die Bereitschaft für Investitionen in Mittelhessen schaffen und die Mitarbeitenden mitnehmen. Dafür müssen wir sie qualifizieren und weiterbilden. Um voranzukommen, müssen wir die Transformation auch als Chance und etwas Positives erkennen. Und natürlich müssen die politischen Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass sie Kapazitäten freisetzen und nicht beispielsweise mit Bürokratie binden -Stichwort Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz.
Wie kann TeamMit helfen, die Transformation positiv zu gestalten?TeamMit leistet hier schon viel Gutes. Indem über die vielen Aktivitäten und Kanäle in der Region immer wieder Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt wird. Das ist wichtig, um noch weitere Unternehmen anzusprechen, zu vernetzen und auf dem Weg zu begleiten. Dann ist natürlich der gesamte Bereich Bildung und Weiterbildung wichtig und die technologische Zusammenarbeit mit den Hochschulen muss vorangetrieben werden, um die Region gemeinsam nach vorne zu bringen. Kurz gesagt: TeamMit sollte die gute Arbeit fortsetzen und nach Möglichkeit weiter verstärken.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Drechsel.
Foto: txtconcept, Marco Michels