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TeamMit Thema: Regeneratives Wirtschaften im Mittelstand

teammit Gepostet von teammit in TeamMit News 8 min. Lesezeit

In Gesprächen über das Thema Regeneratives Wirtschaften hört man immer wieder: „Das geht doch nur in hippen Startups in Berlin, oder?“ Die Wahrheit ist: Regenerative Wirtschaft ist längst Realität. Nicht irgendwo in einer fernen Zukunft, sondern mitten im deutschen Mittelstand auch in Hessen. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer zeigen, dass es geht und dass es sich lohnt.

Was bedeutet „regenerativ wirtschaften“?

Beim regenerativen Wirtschaften geht es um weit mehr als Klimaneutralität oder weniger Schadstoffe. Regenerative Unternehmen schaden der Umwelt, der Gesellschaft und ihrer Region nicht nur weniger, sie schaffen für alle drei echten Mehrwert. Sie orientieren sich am Vorbild der Natur und gestalten Geschäftsmodelle, die auf Zusammenarbeit, Vielfalt und langfristigen Erfolg setzen statt auf kurzfristige Gewinnmaximierung. Damit tragen sie nicht nur zu einer lebenswerten Zukunft auf der Erde bei, sondern sichern auch ihre eigene, wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit.

Fünf Missverständnisse über regeneratives Wirtschaften

1. Das ist doch eine Utopie.

Falsch. Die Bewegung wächst. Es gibt längst zahlreiche Mittelständler, die neue Wege gehen – ob im Handwerk, in der Industrieproduktion oder im Dienstleistungsbereich.

2. Das ist doch viel zu theoretisch und kompliziert.

Nein. Viele regenerative Prinzipien sind radikal pragmatisch. Es geht um Kooperation, Wertschätzung und intelligente Kreisläufe, nicht um abgehobene Theorien.

3. Es geht nur um weniger Schaden.

Nein. Die zentrale Frage ist: Wie kann ein Unternehmen tatsächlich Gutes bewirken und dabei wirtschaftlich erfolgreich sein? Wie wirtschaftet es nicht weniger schlecht, sondern „mehr gut“.

4. Am Markt hat man es damit schwer.

Im Gegenteil. Regenerative Unternehmen berichten, dass sie Mitarbeitende besser binden, innovative Produkte entwickeln und unabhängiger von globalen Krisen sind.

5. Das ist was für Großkonzerne.

Stimmt nicht. Gerade der Mittelstand ist prädestiniert, weil er flexibel ist, nah an der Region und echte Werte lebt. In Familienunternehmen wird beispielsweise unter dem Begriff „Enkelfähigkeit“ immer öfter auch der Gedanke des regenerativen Wirtschaftens diskutiert.

Praxisbeispiele für regeneratives Wirtschaften

Unternehmen aller Größen wirtschaften erfolgreich generativ. Dazu gehören auch Firmen aus Mittelhessen, wie Autor Jan Schmirmund in seinem Buch „Regenerative Wirtschaft“ zusammengetragen hat:

• Werner & Mertz („Frosch“) zeigt, dass Kreislaufwirtschaft und effektive Öko- Produkte kein Widerspruch sind, sondern wirtschaftlichen Erfolg und ökologische Verantwortung verbinden.

• Rinn Naturstein führt Kreislaufmodelle für Steine ein, macht Klimaschutz und soziale Verantwortung zur Chefsache und stärkt so die Verbundenheit in der Region.

• Die GLS Bank setzt konsequent auf Sinn vor Gewinn. Zeigt, dass Impact-Investment auch im Bankensektor funktioniert – mit stabilen Wachstumszahlen.

• WeTell zeigt, dass sogar ein Mobilfunkanbieter radikal anders, regenerativ und wertebasiert aufgestellt sein kann. Gemeinsam mit ihren Kunden erzeugen sie mehr erneuerbare Energie, als durch die Nutzung der Mobilfunkinfrastruktur verbraucht wird.

• Sven Urselmann (Urselmann Interior) zeigt, dass auch kleine Betriebe mutig den regenerativen Weg gehen können. Mit seiner Inneneinrichtungsfirma setzt er Cradle-to-Cradle-Konsequenz radikal um: Materialien werden so gewählt, dass sie komplett wiederverwendbar sind und Produktionskreisläufe geschlossen werden.

• Die Carbonauten um Torsten Becker beweisen, dass Regeneration auch skalierbar und wirtschaftlich attraktiv ist. Sie produzieren CO₂-negative Materialien mithilfe von Pflanzenkohle für die Kunststoff- und Bauindustrie. Ihr Ansatz reduziert Emissionen und Kosten gleichzeitig und beweist, dass klimapositive Lösungen im industriellen Maßstab funktionieren.

Warum lohnt sich regeneratives Wirtschaften für den Mittelstand in Mittelhessen?

• Fachkräfte finden und halten: Junge Menschen suchen Sinn und Werte – regenerative Unternehmen bieten beides.

• Kostensicherheit durch Kreisläufe: Die Abhängigkeit von Rohstoffmärkten und Lieferketten sinkt.

• Wettbewerbsvorteile durch Innovation: Wer heute als Unternehmer Kreislaufmodelle, echte Regionalität und Gemeinwohl mit berücksichtigt, ist morgen nicht nur resilienter, sondern oft auch profitabler.

• Stärkere regionale Netzwerke: Zusammenarbeit und geteiltes Wissen machen Mittelhessen zukunftsfähig und krisenfester.

Wie starten mit dem regenerativen Wirtschaften?

Um regeneratives Wirtschaften in einem Unternehmen einzuführen, bieten sich drei ganz pragmatische Schritte an:

1. Nicht zu groß denken:Ein Pilotprojekt genügt für den Anfang, etwa um den Kreislauf an einer Stelle konsequent zu schließen – zum Beispiel bei Material oder Energie. Wichtig ist dann, die Ergebnisse transparent zu machen.

2. Kooperation suchen:Vernetzt mit anderen Mittelständlern, Hochschulen und Initiativen wie TeamMit ist der Start einfacher. Erfahrungsaustausch und gemeinsame Projekte helfen weiter.

3. Kultur im Unternehmen öffnen:Die offene Kommunikation im Unternehmen über Sinn und Verantwortung ist wichtig, damit die Veränderung gelingt. Die Verantwortlichen müssen herausfinden, was die Menschen im Unternehmen bewegt, was die Region braucht und was heute verändert werden muss, damit in Zukunft Wertschöpfung gelingt.

 

Fazit: Das Neue ist längst da – und es beginnt im Kleinen

Regenerative Wirtschaft ist gelebte Praxis, auch und gerade im Mittelstand. Sie verlangt von Unternehmen keinen radikalen Bruch mit der eigenen Identität, sondern die Bereitschaft, den eigenen Betrieb als Teil eines größeren Ganzen zu begreifen. Mittelhessen hat ideale Voraussetzungen für diesen Wandel: Unternehmergeist, Pragmatismus und ein starkes regionales Bewusstsein.

Mehr erfahren:

Buch: Jan Schmirmund, 2025: Regenerative Wirtschaft. Wie Pioniere eine lebenswerte Ökonomie gestalten.

TeamMit Podcast: „Müll als Designfehler und Mangel am Produkt – regeneratives Wirtschaften“ mit Gast Jan Schmirmund:https://open.spotify.com/episode/0u27cp2fd1ay19G0zNURTV