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Regionalmanagement begrüßt
neue Fachkräfte auf dem Ochsenfest

Personen stehen im Kreis und sprechen
Im Austauch: Die Teilnehmer des Newcomersday bekommen einen Überblick zur Entwicklung der Landwirtschaft

Newcomers Day zu Besuch bei Mittelhessens größtem Volksfest

Das Wetzlarer Ochsenfest wurde zum ersten Mal im Jahr 1846 als reine Tierschau mit Preisverleihung veranstaltet und bis 1851 jährlich wiederholt. Seit 1877 findet das Ochsenfest lediglich alle 3 Jahre statt, da der Zuchterfolg so besser festgestellt werden kann. Über die Jahre hat sich das Ochsenfest als das größte und traditionsreichste Volksfest in Mittelhessen etabliert.

Mit dem Besuch des Ochsenfestes im Zuge des Newcomers Day Mittelhessen wurde den Newcomern in Mittelhessen diese Tradition nähergebracht. Die Gruppe von 10 zugezogenen Fach- und Führungskräften wurde von Michael Volkwein (Landwirtschaftlicher Verein Lahn-Dill und GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus e. V.), Stephanie Steen (Steen Relocationservice) und Gabriela Szobonyova (Regionalmanagement Mittelhessen) begleitet.

Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt Wetzlar und Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Vereins Lahn-Dill, Dr. Andreas Viertelhausen, ging es zunächst in das landwirtschaftliche Museum. Hier haben sich die Newcomer über die Geschichte und die Entwicklung der Landwirtschaft informiert. Weiter ging es zum Handkäsezelt um einerseits mehr über das Gericht „Handkäs mit Musik“ zu erfahren und auch eine Kostprobe zu erhalten. Abgerundet wurde der Abend im Biergarten mit einem gemeinsamen Essen, bei welchem sich die Newcomer aus China, Tunesien, Brasilien und Deutschland über die Region austauschen und netzwerken konnten.

Die Newcomers Day Mittelhessen @ - Reihe wird vom Arbeitskreises Willkommenskultur des Regionalmanagements Mittelhessen organisiert und dank der Unterstützung der Sponsoren Hessen Trade & Invest sowie Stadtwerke Gießen ermöglicht

Bioökonomie in der Region:
Verrano-Startup expandiert nach Biebertal

Verrano Mitgründer Felix Linnenschmidt und Manuel Siskowski (von links) zeigen Biebertals Bürgermeisterin Patricia Ortmann (rechts) die künftigen Räume der Produktion im Ortsteil Rodheim-Bieber. (Foto: Tilman Lochmüller)
Verrano Mitgründer Felix Linnenschmidt und Manuel Siskowski (von links) zeigen Biebertals Bürgermeisterin Patricia Ortmann (rechts) die künftigen Räume der Produktion im Ortsteil Rodheim-Bieber. (Foto: Tilman Lochmüller)

Die Newcomer auf dem veganen Lebensmittelmarkt expandieren von Frankfurt nach Mittelhessen - 50 Tonnen Brotaufstriche und andere Zutaten pro Jahr sollen bald in einem ehemaligen Metzgereigebäude für die Gastronomie produziert werden. Regionalmanagement begleitete Immobiliensuche.

Die Region Mittelhessen ist Heimat eines gewachsenen Mittelstands, darunter viele Familienunternehmen und auch einige Weltmarktführer, die hier ihre Wurzeln haben. Manchmal zieht es aber auch Newcomer in die Region, wie jetzt das vegane Frankfurter Food-Startup Verrano. Eine passende Immobilie in Biebertal gab den Ausschlag, begleitet durch das Regionalmanagement und Biebertals Bürgermeisterin Patricia Ortmann, die das Startup als Gewinn für ihre Gemeinde und das Umland sieht: „Das passt hervorragend in die Region und die Regionalentwicklung“, betonte Ortmann bei einem gemeinsamen Ortstermin mit zwei der Verrano-Gründer und Regionalmanager Christian Piterek in dem ehemaligen Gebäude einer Metzgerei im Ortsteil Rodheim-Bieber.

Unter dem Motto „Wir bringen Wurzelgemüse zurück auf den Teller“ verarbeitet Verrano regionale Steckrüben, Sellerie und Rote Bete zu Brotaufstrichen und Zutaten für Pizzabeläge. Durch ein neuartiges Reifeverfahren wird aus dem Gemüse „ein völlig neues Lebensmittel“, wie es in der Firmenbroschüre heißt. In ihrer neuen Niederlassung zeigen zwei der drei Gründer, Felix Linnenschmidt und Manuel Siskowski, was sie in den nächsten Jahren vorhaben. Seit 30 Jahren sei an dem Gebäude baulich nichts mehr gemacht worden, „die Anforderungen sind in der Zwischenzeit aber stark gestiegen“, berichtete Linnenschmidt. Das Veterinäramt habe „relativ klar gesagt, was gemacht werden muss“. Mit der Eigentümerin des Gebäudes habe man sich gut einigen können, „dass das auf den notwendigen Stand kommt“.

Die beiden Unternehmer leben in Frankfurt, wo sie bisher auch produzieren, bei einem veganen Bio-Metzger, der auch das Know-how für die Herstellung veganer Produkte hat. Das Herstellungsverfahren basiert auf einer Entwicklung des Mitgründers Max Bubenheim. Der gelernte Koch hat bei seiner Arbeit in Sternerestaurants immer wieder Ansätze gesehen, Gemüse zu veredeln. „Es hat einige Jahre gedauert, bis wir das Produkt auf diesem Niveau herstellen konnten“, schreibt Bubenheim in einer Pressemitteilung. Es sei "toll zu sehen, dass man auch ohne Zusatzstoffe produzieren kann, wenn man den Lebensmitteln genügend Zeit zum Reifen gibt". Verrano soll zunächst direkt an die Gastronomie vertrieben werden, „die neue Gerichte und Kombinationen entdecken möchte“.

In Biebertal stehen dem Startup in einer ersten Ausbaustufe zunächst 300 Quadratmeter zur Verfügung, davon 200 Quadratmeter Lager- und Produktionsfläche. Dass das Gebäude früher den Zerlegebetrieb  für eine Fleischerei  beherbergte, sei ein Vorteil: Zum Beispiel, weil deren Anforderungen an die Raumhöhe mit den eigenen Bedürfnissen übereinstimmten, sagte Linnenschmidt. Ein Jahr lang hatten sie vergeblich nach einem geeigneten Objekt gesucht, dann kam über einen Freund der Kontakt zu Regionalmanagement-Geschäftsführer Jens Ihle zustande, der sie wiederum mit Biebertals Bürgermeisterin zusammenbracht. Ihle habe ihr das junge Unternehmen als „richtig gutes Startup“ vorgestellt“, erzählt sie. „Da haben wir gerne Unterstützung angeboten“, denn das Produkt passe gut zum Thema Bioökonomie, dem sich auch der Verein Region GießenerLand verschrieben habe.

Ein weiterer Vorteil für die beiden Unternehmer ist, dass das Gebäude Platz für Erweiterungen bietet. "Wir wollen keine Immobilie, aus der wir in zwei Jahren wieder ausziehen müssen. Seit September vergangenen Jahres ist Verrano mit seinen Produkten am Start, doch schon bald wollen sie in Biebertal 50 Tonnen pro Jahr produzieren, möglich wären an diesem Standort irgendwann auch 500. Denn im Obergeschoss stehen noch einmal über 250 Quadratmeter Gewerbefläche für eine Erweiterung zur Verfügung. Hauptaugenmerk liegt im Moment auf dem Ausbau des Stromanschlusses, der für die Hardware der veganen Lebensmittelmanufaktur noch nicht ausreiche, sagt Linnenschmidt. Die Bürgermeisterin, die im März für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wurde und sich die Erschließung von Fördertöpfen für ihre Gemeinde auf die Fahnen geschrieben hat, will nun gemeinsam mit dem Regionalmanagement regionale Unterstützungsangebote für die Jungunternehmer prüfen.

„Mittelhessen blüht“: Regionalverein trifft sich
zur Jahrehauptversammlung in Alsfeld

Der neue Vorstand des Vereins Mittelhessen flankiert von neuen Landrat des Vogelsbergkreises Dr. Jens Mischak (links): Oliver Jung, Sabine Bertram-Schäfer, Heiko Stock, Ileri Meier, Vorsitzender Dr. Christoph Ullrich und Geschäftsführer Jens Ihle (von links) (Foto: Tilman Lochmüller)
Der neue Vorstand des Vereins Mittelhessen flankiert von neuen Landrat des Vogelsbergkreises Dr. Jens Mischak (links): Oliver Jung, Sabine Bertram-Schäfer, Heiko Stock, Ileri Meier, Vorsitzender Dr. Christoph Ullrich und Geschäftsführer Jens Ihle (von links) (Foto: Tilman Lochmüller)

Zwei neue Mitglieder im Vorstand – Starke Mitgliederentwicklung im vergangenen Jahr – Fokus auf Digitalisierung in den mittelhessischen Unternehmen und Institutionen - Sandbox-VR: Virtual-Reality-Demo für Mitglieder im Vorfeld

Der Verein Mittelhessen e.V. hat im vergangenen Jahr deutlich mehr neue Mitglieder gewonnen als in den Jahren zuvor. Auf der Mitgliederversammlung des Mittelhessen e.V. in der Stadthalle Alsfeld in der vergangenen Woche bestätigten die Mitglieder des Regionalverbandes den Vorstand in weiten Teilen und blickten auf die Entwicklung des Vereins und der Region im vergangenen Jahr zurück. Allein im Jahr 2023 haben sich 52 neue Mitglieder für den Mittelhessen e.V. entschieden, der nun 372 Institutionen, Unternehmen und Einzelpersonen umfasst. Bei den Vorstandswahlen stellte sich Klaus Rohletter nach sieben Jahren Arbeit für Mittelhessen nicht mehr zur Wahl. Er wurde vom neuen und alten Vorsitzenden Dr. Christoph Ullrich herzlich verabschiedet. Neu im Vorstand sind Oliver Jung, Bürgermeister der Gemeinde Merenberg, und Ileri Meier, Chefredakteurin der Marburger Oberhessischen Presse und Geschäftsführerin der Hitzeroth Druck + Medien GmbH & Co. KG.

Zu Beginn der Veranstaltung sprach der neue Landrat des Vogelsbergkreises, Dr. Jens Mischak, ein Grußwort: „Einer meiner ersten Termine als neuer Landrat führt mich zu Ihnen“, sagte Mischak. Dr. Christoph Ullrich wies darauf hin, dass die Region immer mehr als Einheit wahrgenommen werde: „Ich stelle immer häufiger fest, dass Mittelhessen als Begriff verwendet wird“, berichtete der Vereinsvorsitzende. „Daran haben wir sicher unseren Anteil.“ Das 20-jährige Vereinsjubiläum im vergangenen Jahr, das die Mitglieder auf dem Hofgut Schmitte in Biebertal feierten, „war eine tolle Veranstaltung“. „Mittelhessen blüht“, resümierte Ullrich, der den Verein im achten Jahr führt, auch wenn es noch viel zu tun gebe. Und: Der Verein „wächst und gedeiht“, fügte er angesichts des Mitgliederzuwachses hinzu.

Mittelhessen-Vorsitzender Dr. Christoph Ullrich (links): "Mittelhessen blüht". Nach sieben Jahren im Vorstand verabschiedete er Klaus Rohletter, der nicht mehr zur Wahl antrat. (Foto: Tilman Lochmüller)
Mittelhessen-Vorsitzender Dr. Christoph Ullrich (links): "Mittelhessen blüht". Ullrich verabschiedete Klaus Rohletter, der nach sieben Jahren im Vorstand nicht mehr zur Wahl antrat. (Foto: Tilman Lochmüller)

In einer Podiumsdiskussion diskutierten die Mitglieder Stefan Becker (state of play GmbH), Ralph Boßler (Sylphen GmbH & Co. KG, Dr. Cornelia Seitz (ZAUG gGmbH), Konrad Mayer (Gründer, Hessen App) und Sebastian Retzlaff (NOWEDA Apothekergenossenschaft) über Digitalisierung und Netzwerke in Mittelhessen - zum Beispiel beim Thema Glasfaserausbau: Wir sind auf einem guten Weg", sagte Becker, auch wenn der komplette Ausbau bis 2030 angesichts der Heterogenität der Landkreise und Telekommunikationsunternehmen ambitioniert" sei. Aber es sei machbar. Ralph Boßler berichtete von mittelhessen.digital, einem Zusammenschluss von 18 IT-Unternehmen im Regionalmanagement: „Wir verstehen uns als Kompetenznetzwerk“, das den Unternehmen als Sparringspartner zur Seite stehe.

Während einer Talkrunde berichteten Mitglieder über ihre Erfahrungen bei Digitalisierung und Netzwerkarbeit in Mittelhessen. (Foto: Tilman Lochmüller)
Während einer Talkrunde berichteten Mitglieder über ihre Erfahrungen bei Digitalisierung und Netzwerkarbeit in Mittelhessen. (Foto: Tilman Lochmüller)

Dr. Cornelia Seitz hat sich in den vergangenen zwei Jahren mit Unterstützung des Regionalmanagements mit digitaler Weiterbildung beschäftigt. Gerade im Bereich Künstliche Intelligenz sei Kompetenz wichtig, denn „um die anstehende Transformation bewältigen zu können, hilft nur KI“, betonte sie. Dafür haben die digitalen Weiterbildungsverbünde entsprechende Angebote für kleine und mittlere Unternehmen konzipiert. Der junge Gründer Konrad Mayer hat gute Erfahrungen mit dem Startup-Weekend Mittelhessen gemacht, das vom EU-geförderten Ökosystem Digital-Gründung-Innovation Mittelhessen (DiGIMit) im Regionalmanagement organisiert wird. Und Sebastian Retzlaff half eine andere regionale Einrichtung beim Umzug von Fulda nach Weilburg: Der Newcomers Day habe ihm hervorragende Möglichkeiten zum Netzwerken geboten, erzählt Retzlaff. NOWEDA ist auch Mitglied im Verein Mittelhessen geworden.

Vor der Veranstaltung hatten die Mitglieder Gelegenheit, sich in Alsfeld ein Bild von der Virtual-Reality-Erfahrung "Sandbox" zu machen. Sandbox-VR-Geschäftsführer Torsten Schneider, dessen mittelhessisches Unternehmen bundesweit vertreten ist, machte anschließend in der Stadthalle deutlich, warum diese Technologie nicht nur für Gamer, sondern auch für Handwerk, Industrie und Handel die Zukunft sein kann. So sei sie auch für den Einsatz in der Aus- und Weiterbildung, in der Produktentwicklung und in der Telekooperation denkbar, zum Beispiel für virtuelle Meetings und Arbeitsräume, aber auch für Wartung und Reparatur. „Das Thema Metaverse wird einen Großteil der Unternehmen betreffen“, so Schneider. Laut einer Studie von 2022 werden bis 2026 30 Prozent von ihnen Produkte und Dienstleistungen in der vernetzten virtuellen Realität anbieten.

Mittelhessen-Vorstandswahlen in der Alsfelder Stadthalle: Bei den Mitgliedern herrschte Eintracht über die Qualität der Arbeit der Vereinsspitze. (Foto: Tilman Lochmüller)
Mittelhessen-Vorstandswahlen in der Alsfelder Stadthalle: Bei den Mitgliedern herrschte Eintracht über die Qualität der Arbeit der Vereinsspitze. (Foto: Tilman Lochmüller)

Geführt wird der Verein Mittelhessen in den kommenden Jahren von den wiedergewählten Vorständen Dr. Christoph Ullrich (Regierungspräsident) als Vorsitzender, Heiko Stock (Heiko Stock Kommunalberatung GmbH), Sabine Bertram-Schäfer (Pröpstin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau), Gunter Schneider (Geschäftsführer der Schneider GmbH & Co. KG) und Dr. Lars Witteck (Vorstand der Volksbank Mittelhessen) sowie den beiden neuen Vorständen Oliver Jung als stellvertretender Vorsitzender und Ileri Meier.

Neue Vorstände: Ileri Meier und Oliver Jung als stellvertretender Vorsitzender (Fotos: Tilman Lochmüller)

Wetzlarer Ochsenfest mit Newcomers Day -
Tradition trifft Zukunft in Wetzlar

Festochse: Herold, der Festochse für das Ochsenfest vom 04. bis 08.07.24 wird der Presse vorgestellt. LWV-Vorsitzenden Dr. Andreas Viertelhausen (3. v. l.): Ochsenfest ist als Kreistierschau entstanden. (Foto: VRM/Tim Würz)
Festochse: Herold, der Festochse für das Ochsenfest vom 04. bis 08.07.24 wird der Presse vorgestellt. LWV-Vorsitzenden Dr. Andreas Viertelhausen (3. v. l.): Ochsenfest ist als Kreistierschau entstanden. (Foto: VRM/Tim Würz)

Veranstalter LWV will Plattform für Fachkräftewerbung bieten und will künftig Netzwerkeffekte im Verein Mittelhessen nutzen - Newcomers Day @ Ochsenfest am 4. Juli für Neuankommende in der Region

Das Wetzlarer Ochsenfest ist eines der traditionsreichsten Feste in Mittelhessen. Vom 4. bis zum 8. Juli lockt es wieder Tausende von Besucherinnen und Besucher auf den Festplatz Finsterloh im Südwesten von Wetzlar – in diesem Jahr zum 67. Mal. Verantwortlich für die Organisation dieses regionalen Kleinods ist der Landwirtschaftliche Verein (LWV), der sich nicht nur als Bewahrer der landwirtschaftlichen Tradition und Kultur in der Region versteht, sondern auch für deren Weiterentwicklung eintritt. Seit März dieses Jahres ist der LWV auch Mitglied im Verein Mittelhessen und verspricht sich davon unter anderem eine bessere Vernetzung, zum Beispiel beim Werben von Fachkräften. Passend dazu lädt der Newcomers Day des Regionalmanagements am 4. Juni Neuankommende in der Region zum Besuch auf dem Ochsenfest ein.

Wir haben mit dem LWV-Vorsitzenden, Wetzlars Bürgermeister Dr. Andreas Viertelhausen, über den Verein, das Fest und die Mitgliedschaft im Mittelhessen e.V. gesprochen.

Was macht der Landwirtschaftliche Verein (LWV)?

Dr. Andreas Viertelhausen: Der landwirtschaftliche Verein ist 1832 gegründet worden, eigentlich mit dem Hintergrund, Landwirte über neue Anbaumethoden, Techniken und Ähnliches zu informieren. Wir sind also ein sehr alter Bildungsverein. Das ist aber heute immer noch aktuell. Heute geht es eher darum, die Bevölkerung zu informieren, wie entstehen Lebensmittel, zum Beispiel, dass Pommes nicht in der Tiefkühltruhe wachsen. Unser Aufgabeschwerpunkt hat sich also verlagert. Und natürlich haben wir Veranstaltungen wie das Oldtimertreffen, das Ochsenfest und den Apfelmarkt, wo wir den Landwirtschaftlichen Verein der Bevölkerung etwas näherbringen möchten.

Jetzt steht nächsten Monat das Ochsenfest an. Was genau ist das Ochsenfest, was erwartet mich dort?

Das Ochsenfest ist das größte und älteste Volksfest hier in der Region. Bei gutem Wetter erwarten wir rund 100.000 Zuschauer. Es ist als Kreis-Tierschau entstanden, alle drei Jahre. Nach der Vererbungslehre (Mendelsche Regeln) sieht man nach drei Jahren Zuchterfolge: Wer hat die leistungsfähigsten Rinder, wer hat die schönsten Pferde? Das ist es heute nicht mehr nur allein. Wir haben weiterhin eine Tierschau, es gibt aber genauso ein Festzelt, einen Vergnügungspark und eine Verbraucherausstellung neben der Tierschau und unserem Museum zur Geschichte des LWV.

Was erwartet mich auf der Verbraucherausstellung?

Dort präsentieren sich verschiedene Unternehmen. Das sind teilweise ganz kleine Händler, die Haushaltsartikel und Werkzeuge anbieten, aber auch Unternehmen, die um Fachkräfte werben. Die Bundeswehr ist dieses Jahr sehr stark vertreten. Wir reden nicht nur über Fachkräftemangel, er ist inzwischen angekommen, und eigentlich sogar ein Arbeitskräftemangel. Und von daher nutzen einige Firmen diese Möglichkeiten, um sich den Besuchern vorzustellen.

Jetzt ist der LWV auch Mitglied im Verein Mittelhessen. Was verspricht sich der Verein von dieser Mitgliedschaft?

Wir versprechen uns eine bessere Vernetzung, dass wir auch für unsere zukünftigen Veranstaltungen mehr Ansprechpartner haben. Ein erstes Ausrufezeichen ist der Newcomers Day am 4. Juli um 17.30 Uhr auf dem Ochsenfest. Wir hören von Unternehmen regelmäßig: Wir suchen Fachkräfte. Wenn ich aus dem Rathaus-Fenster schaue, weiß ich gar nicht, wieviel Busse ich sehe, auf denen Werbung steht, „Wir suchen Auszubildende“. Hier erhoffe ich mir einen Impuls, um Angebot und Nachfrage zusammenbringen zu können, denn wir bieten mit unseren Veranstaltungen eine gute Werbe-Plattform für Firmen.

Weitere Informationen zum Ochsenfest:

Firmen können Eintrittskarten für das Fest für 5,00 € gegen Rechnung mit einer E-Mail an arno.pemsel@landwverein-wz.de bestellen. Betriebe können zudem unter https://www.ochsenfest-wetzlar.de/tischreservierung auch Tische reservieren. Das Festprogramm kann auch https://www.ochsenfest-wetzlar.de/programm eingesehen werden. Wer den Verein unterstützen möchte, kann zum Beispiel auf dem Ochsenfest das Plüschmaskottchen „Hermann Ochs“ bekommen, es ist dort für 20 Euro erhältlich.

US-Wahlkampf beim Netzwerk Wirtschaft:
"Eine Handvoll Stimmen macht den Unterschied"

Politikberater Van de Laar: "Ein paar kostenlose Konzerte von Taylor Swift in den Swing States könnte den Ausschlag geben."
Politikberater Van de Laar: "Ein paar kostenlose Konzerte von Taylor Swift in den Swing States könnte den Ausschlag geben."

Politikberater Julius van de Laar spricht beim Netzwerk Wirtschaft über die Wahlen in den USA und darüber, warum „Permission Structure“ hilft, das Phänomen Trump zu verstehen

Der Blick nach Westen kann in diesen Zeiten für viele Beobachter verwirrend sein: In diesem Jahr steht mit den Präsidentschaftswahlen in den USA eine der wichtigsten demokratischen Entscheidungen der nächsten vier Jahre an. Amtsinhaber Joe Biden tritt gegen seinen Vorgänger Donald Trump an, und die führende Weltwirtschaftsmacht und einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands scheint gespaltener denn je. Mit Julius van de Laar, ehemaliger Wahlkampfhelfer von Barack Obama, hat das Netzwerk Wirtschaft in der vergangenen Woche einen Kenner der amerikanischen Demokratie zu einem Online-Vortrag eingeladen, um unter dem Titel „Race to the White House“ die Hintergründe dieser Polarisierung zu erläutern und die Unterschiede zu Wahlkämpfen in Deutschland aufzuzeigen.

Van de Laar war bei den Präsidentschaftswahlen 2012 für Barack Obama für die Wählermobilisierung im Schlüsselstaat Ohio verantwortlich. Mit Mittelhessen ist er eng verbunden, denn vor seinem Studium, das er in den USA absolvierte, spielte Van de Laar in Gießen und Lich Profi-Basketball. Nach seinem Erfolg im Obama-Team beriet der 41-Jährige Politiker:innen bei Bundestagswahlkämpfen in Deutschland sowie bei europäischen Wahlen und brachte seine Expertise auch in NGO-Kampagnen ein. Mit Van de Laar Campaigning berät er politische Organisationen und NGOs bei Kampagnen und deren Umsetzung und produziert mit Race to White House" einen regelmäßigen Podcast zu den US-Wahlen.

18 Monate sei er für Obama unterwegs gewesen; aus heutiger Sicht in einer Zeit, die weit entfernt scheint. Die derzeitige Situation in den Vereinigten Staaten erscheint nicht nur Van de Laar „skurril“, so etwas sein man in Deutschland nicht gewohnt, wo Wahlkämpfe in der jüngeren Vergangenheit kaum nennenswerte Momente hervorgebracht hätten. Ganz anders die USA: Gerichtsverfahren, Anklagen auf beiden Seiten, dazu neuerdings Donald Trump auf TikTok, „ein Event kommt nach dem anderen.“ Es sei schwierig, hier einen klaren Blick zu bekommen, denn „wie filtert man den Lärm heraus“?

Nur wenige US-Bundesstaaten, die „Swing States“, würden bei der Wahl im November den Ausschlag geben, so der Politikberater. Dort könnten vermeintliche Kleinigkeiten entscheidend sein. Derzeit dominiere Donald Trumps verlorener Prozess wegen Verstoßes gegen die Spendenregeln bei Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin die Medien, und tatsächlich habe das Urteil der Geschworenen zu einer „kleinen Delle“ in den Umfragen für den Immobilienmogul geführt. Doch Trump geht in Berufung, die bis zu eineinhalb Jahre dauern kann. Und natürlich „kandidiert er weiter“.

Wichtiger seien die kommenden TV-Debatten und wie sich die Kandidaten dort präsentieren: Wird Trump trotz seines Alters überzeugen, bekommen die Zuschauer:innen einen staatsmännische auftretenden oder polternden Trump zu sehen? Nur theoretisch sei es möglich, dass bei einem katastrophalen Verlauf Biden beim Parteitag der Demokraten noch ausgetauscht werde. Über einen möglichen Notkandidaten oder eine Notkandidatin wird spekuliert, die ehemalige First Lady Michelle Obama, für viele Demokraten eine Hoffnungsträgerin, hat aber bereits deutlich gemacht, dass sie dafür nicht zur Verfügung steht und sich auch keinen Sieg zutraut.

Die bestimmenden Themen des US-Wahlkampfes sind laut Van de Laar Immigration, Inflation und generell die Wirtschaftslage: Die Präsidentschaftswahl „war schon immer eine Wirtschaftswahl.“ Zwar habe Präsident Biden zuletzt vor allem in Sachen Wirtschaft gute Zahlen geliefert, aber in der „gefühlten Wahrnehmung“ der Bevölkerung werde „aber alles schwieriger“. Die Inflation sitze den Menschen in den Knochen, Kraftstoffe, Lebensmittel, Hypotheken und selbst der Besuch bei McDonald’s seien deutlich teurer geworden.   

Und so liege Biden trotz der gerichtlichen Eskapaden Trumps in wichtigen Schlüsselstaaten derzeit zurück. Beide Kandidaten müssten täglich ihre „Messages“ platzieren, bei Donald Trump sei dies die Behauptung, unter seiner Präsidentschaft sei alles besser, die Welt stabiler gewesen. Zudem versuche er Zweifel an Biden wegen seines Alters zu wecken. Der amtierende Präsident „muss seine Botschaft noch finden“, so Van de Laar, könne aber versuchen mit seiner Vergangenheit im Senat als Verteidiger des „kleinen Mannes“ im Kampf gegen den Milliardärsfreund Trump zu punkten. Zuletzt hatte er sich zudem auch mit harten Maßnahmen gegen die Einwanderung aus dem Süden zu profilieren versucht.

Bemerkenswert seien auch die im Vergleich zu Deutschland enormen Wahlkampfkosten in den USA, wo die großen Parteien im Schnitt 25 Millionen Euro ausgeben, eine Summe, die die Demokraten bei einer Großveranstaltung an Spenden einnehmen und die Trump laut Van de Laar bei einer seiner Galas bereits verdoppelt habe. Insgesamt koste der Wahlkampf in den USA mit all seinen Facetten rund 16 Milliarden US-Dollar, berichtete der Wahlkampfexperte. Viel Geld, für das manche Spender Zugeständnisse erwarten: So habe Trump den Ölkonzernen „öffentlich und ungeschminkt“ versprochen, Landrechte freizugeben und Elektroautos zu verbieten.

Warum Trump trotz außerehelicher Affären und lockerer Sprüche gerade bei evangelikalen Wählern im „Bible Belt“ beliebt ist, erklärt Van de Laar mit einem Wahlkampfkonzept namens „Permission Structure“, das helfe, Verhalten zu rechtfertigen. So habe Trump zwar moralisch fragwürdige Dinge getan, aber eben auch drei konservative Richter an den Obersten Gerichtshof berufen, die schließlich das Bundesabtreibungsgesetz in den USA kippten. "So bauen die Religiösen ihre Rechtfertigung.“ Beide Parteien nutzen „Permission Structure“ in ihrem Wahlkampf; „gute Kampagnen schaffen es“, auf diese Weise Dinge „irgendwie von zwei Seiten“ zu beleuchten, so Van de Laar.

Sollte Trump tatsächlich gewinnen, prognostizierte Julius van de Laar eine noch extremere Ausrichtung der US-Administration als in Trumps erster Amtszeit, in der die „Republikaner alten Holzes“ noch einen mäßigenden Einfluss gehabt hätten - mit Folgen nicht nur für die Ukraine, sondern beispielsweise auch für die Beziehungen zu China. Abschließend machte Van de Laar noch einmal deutlich, wie unberechenbar der Wahlausgang aus seiner Sicht ist: 18 Prozent der Amerikaner hätten in einer Umfrage angegeben, sie würden einer Wahlempfehlung der den Demokraten zugeneigten Sängerin Taylor Swift folgen, wenn diese eine abgeben würde. Solche Statistiken seien zwar mit Vorsicht zu genießen, aber ein paar Konzerte in den Swing States kurz vor der Wahl könnten den Ausschlag geben, denn „eine Handvoll Stimmen macht den Unterschied“.