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EXPO REAL
Kooperation schafft regionale Resilienz

Die Region Mittelhessen auf der EXPO REAL in München (Foto: Tim Lochmüller)
Die Region Mittelhessen auf der EXPO REAL in München (Foto: Tim Lochmüller)

Trotz Herausforderungen blickt die Immobilien-Branche nach vorne

Vom 7.-9. Oktober präsentierte sich die Region Mittelhessen mit einem Gemeinschaftsstand auf der EXPO REAL in München, der wichtigsten Immobilienmesse Europas. Das Regionalmanagement Mittelhessen hat den Stand zum 19. Mal organisiert, diesmal mit 35 kommunalen und privatwirtschaftlichen Partnern. Darunter alle fünf Landkreise, Regierungspräsidium, Städte, Banken und regionale Unternehmen.

Der Gemeinschafsstand Mittelhessen auf der EXPO REAL 2024 (Foto: Tim Lochmüller)
Mittelhessen präsentierte sich als stareker Verbund auf der EXPO REAL in München

Die Zukunft des Marktes war das große Thema der Messe mit mehr als 40.000 Teilnehmern aus 75 Ländern und 1.778 Ausstellern. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen zeige sich die Branche vorsichtig optimistisch, leichte Zuversicht sei zu spüren. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation sowie kostengünstiges Wohnen und neue Nutzungskonzepte standen im Fokus. Laut Messe haben die Teilnehmer die Bedeutung von Kooperationen und neuen Ansätzen betont.

So auch am Mittelhessen-Stand: „Es ist etwas Besonderes, dass unser regionales Immobilien-Netzwerk so vertrauensvoll und gut funktioniert.“, sagt Jens Ihle, Geschäftsführer der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH. „Die Kooperationskultur von Projektsteuerung, Bauunternehmen, Handwerk, Kommune und Finanzierung schafft Resilienz auch unter schwierigen Marktbedingungen.“ Laut Rückmeldungen trage der Stand als Plattform für 35 Partner dazu bei. 

Dr. Christoph Ullrich, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Gießen, untermauert die Bedeutung: „Durch den Gemeinschaftsstand ist Mittelhessen als beeindruckende Wirtschafts- und Wissenschaftsregion sichtbar und gemeinsam stark, auch neben Regionen wie Rhein-Main. Alle Standpartner können hier in einer hochwertigen Umgebung gute Gespräche führen.“ Wichtige Themen aus seiner Sicht: Flächenverfügbarkeit für Wohn- oder Arbeitsplätze und bezahlbarer Wohnraum im Hinblick auf regulatorische Rahmenbedingungen. Es brauche weniger hohe Standards für Bauprojekte. Anita Schneider, Landrätin des Landkreises Gießen, beleuchtet diesbezüglich neue Wege bei der Erschließung von Gewerbeflächen. „Es braucht klaren Kriterien, die die Kommunen in die Lage versetzen, zukunftsfähige Betriebe anzusiedeln, welche zu ihnen passen. Auch Bestandsentwicklung ist für viele Kommunen ein prioritäres Thema.“

Regierungspräsident und Oberbürgermeister von Marburg im Austausch (Foto: Tim Lochmüller)

Regulatorische Vereinfachung für mehr Planungssicherheit wünscht sich auch Dr. Peter Hanker, Vorstandssprecher der Volksbank Mittelhessen. „Allgemein verbessert sich die Marktsituation bereits etwas. Was aber fehlt, sind klare, politische Rahmenbedingungen.“ Noch hielten sich Investoren aus einer gewissen Unsicherheit zurück, sowohl private als auch gewerbliche. Die Banken allein könnten dies nicht kompensieren, auch wenn die Zinsseite eine gewisse Entlastung verspreche. Besonders für das Thema Revitalisierung, Bauen im Bestand, seien klare Vorgaben wichtig - denn die Finanzkraft dazu sei im Gewerbe vorhanden.

Das regionale Fazit der Immobilien-Messe

Die Resilienz ist ausgeprägt, da ist man sich einig. Weil die inhabergeführten und regional verwurzelten Marktteilnehmer Geduld mitbringen und zusammen agieren. Bei den Projektentwicklern und Investoren sind konkrete Projekte in Arbeit und in Planung. Im Fachprogramm am mittelhessischen Gemeinschaftsstand wurden einige davon vorgestellt, gemeinschaftlich und Hand in Hand. Die Volksbank Mittelhessen hat aufgezeigt, welche Unterstützung Firmen bei der Finanzierung von Projekt- oder Bauträgerimmobilien erhalten können. Unter verschärften, gesetzlichen Rahmenbedingungen, die jährlich herausfordernder werden.

Vortrag zum pulsierenden Lern- und Lebensort in Gießen (Foto: Tim Lochmüller)

Gießen stellte zusammen mit dem Bauunternehmen Faber & Schnepp, den Stadtwerken und der Volksbank Mittelhessen den Umbau von zwei ehemaligen Einzelhandelsflächen im Seltersweg vor. Das Revitalisierungs-Projekt verwandelt die leerstehenden Immobilien in einen vielseitigen Lern- und Lebensort mit Bibliothek, Kita, Dienstleistungen, Einzelhandel und Wohnflächen. Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Akteure macht die Maßnahme zum Leuchtturmprojekt: Faber & Schnepp ist Eigentümer der Immobilie und möchte verschiedene Nutzungskonzepte in diesem Referenzobjekt für innerstädtischen Wandel zusammenführen, die Stadtwerke sorgen für den Anschluss ans Fernwärmenetz, die Volksbank hat die Finanzierung ermöglicht und die Stadt Gießen hat mit Bauamt, Stadtplanung und Fördermitteln unterstützt. Die Kooperation zeigt die Innovationskraft und Entwicklungsmöglichkeit von Innenstädten zu belebten Zentren. „Innenstädte müssen eine permanente Einladung aussprechen. Sie müssen sozial gerecht, grün nachhaltig und produktiv sein. Unsere Aufgabe ist es, die Innenstadt als attraktiven, multifunktionalen und resilienten Erlebnisraum weiterzuentwickeln. All das, was für Entwicklung der Innenstadt nötig ist, konzentriert sich in diesem Projekt.“, so Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher. „Diese guten Partnerschaften sind eine Voraussetzung dafür, wie wir Innenstädte künftig entwickeln.“ Die Erdgeschosslagen in Gießen teilen sich aktuell auf in 52% Einzelhandel, 20% Dienstleistung und 21% Gastronomie. Soziale Nutzungen wie Bildung und Gesundheitswesen rücken stark nach. Zusätzlich zur Belebung der Innenstadt sieht Becher bezahlbaren und sozialen Wohnraum als wichtiges Immobilien-Thema der Stadt, ebenso die Entwicklung von Gewerbeflächen. Seine Botschaft: „Wir brauchen mutige Entwicklungsentscheidungen für Immobilien und stehen als Partner zur Verfügung.“ Der Vortrag des Landkreis Gießen zu interkommunalen Gewerbeflächen ergänzt diese Botschaft: Man muss neue Wege gehen, um Gewerbeflächen zu erschließen. 

Vortrag Marburg als heimlicher Wirtschafts- und Wissenschaftsgigant (Foto: Tim Lochmüller)

Marburg als „heimlicher Wirtschafts- und Wissenschaftsgigant“ hat klargestellt: Hier sollen die Arzneimittel der Zukunft entwickelt werden. Zusammen mit der Philipps-Universität, der Pharmaserv GmbH und der Gemeinde Lahntal gab es einen vertiefenden Einblick in die intensive Kooperation und Zusammenarbeit von Universität, Stadt, Kommune und Unternehmen. Auf die Founders School folgt ein Innovation-Hub, soziale Projekte schaffen Innenstadtbelebung und Gewerbeflächen bieten neuen Raum für Innovation. „Marburg bietet optimale Voraussetzungen. Wir haben alle Bausteine, die es fürs Thema Life Science benötigt: die Universität mit klugen, jungen Köpfen, ein strukturiertes Startup-Ökosystem und innovative Unternehmen. In einer Stadt kurzer Wege können Innovationen produktiv und schnell entstehen. Das alles fördert letztlich auch die soziale Infrastruktur.“, so Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. In der Gemeinde Lahntal wird zusätzlich zur Innenstadtbelebung viel passieren: Flächen werden ausgebaut und ein Ringverkehr soll die Nahverkehrsverbindung verbessern. „Aus dem Gebiet Spiegelshecke ist man in sieben Minuten in Marburg. Auch die Infrastruktur innerhalb des Gewerbegebietes ist gut. Wir haben eine Feuerwehr, wir bekommen noch eine DRK-Rettungswache. Wir haben alles vor Ort. Wenn wir die Stellschrauben jetzt richtig drehen, laufen wir in eine goldene Zukunft.“, so Bürgermeister Carsten Laukel.

Die neuen Wetzlarer Domhöfe wurden vorgestellt (Foto: Tim Lochmüller)

Wetzlar und die Revikon GmbH stellten das Großprojekt Domhöfe vor. Wo seit den 80er Jahren ein Betonklotz die Innenstadt prägte, entstehen nun drei Höfe. Harmonisch angepasst an Wetzlars Altstadt mittels kleinteiliger Struktur. Umgesetzt von lokalen Unternehmen in Wetzlar als „Heimatmarkt“. Animationen haben gezeigt, wie neues Leben in der Innenstadt entsteht: durch u.a. Musikschule, Science Center, Veranstaltungs- und Geschäftsräume, Wohnungen und Restaurants. „Die Hauptmietverträge sind geschlossen, die Vermarktung ist sehr gut gelaufen.“, so Martin Bender von Revikon. Bürgermeister Dr. Andreas Viertelhausen ergänzt: „Bei der Überlegung, wie man sich die Innenstadt der Zukunft vorstellt, passt eine Bauruine nicht ins Bild. Wir müssen Frequenz reinbringen. Mit unserem Leerstandsmanagement behalten wir in Wetzlar 270 Flächen im Blick. Aktuell haben wir 14 Leerstände. Das ist nicht schön, aber es gab schon mehr. Bei den Domhöfen sieht man jetzt, wie das Projekt emporwächst. Wir freuen uns auf die Eröffnung.“

Weilmünster ruft zur Ideenfindung für 14 Gebäuden und 72.000qm Fläche auf (Foto: Tim Lochmüller)

Limburg-Weilburg hat mit der Gemeinde Weilmünster demonstriert, warum es sich lohnt, in den mittelhessischen Markflecken zu investieren. Bürgermeister Mario Koschel rief zur Ideenfindung für die Nutzung des Areals der Vitos Weil-Lahn mit 14 Gebäuden mit 72.000qm auf. Hier entsteht Platz durch den neuen Gesundheitscampus in Weilburg. Auch in Limburg gibt es ein neues Gesundheitszentrum. Und im ehemaligen Schuhhaus finden 18.000 Medien auf drei Stockwerken Platz. Es ist nun die städtische Bibliothek. „Die Entwicklung von Gewerbegebieten wird immer komplexer. Daher ist es gut, dass wir uns hier auf der Messe austauschen können.“, so Dr. Marius Hahn, Bürgermeister von Limburg. „Unsere gute Lage ist Voraussetzung dafür, dass wir innovative Firmen ansiedeln können. Es gibt auch genügend Raum für Familien. Die gute Mischung und eine sinnvolle Planung machen es aus.“. Die AMADEUS Group aus Limburg hat nachhaltiges Wohnen und die Bezahlbarkeit von Neubauwohnungen thematisiert. Regulatorische Maßnahmen und innovative Finanzierungsmodelle können die Finanzierbarkeit von Neubauwohnungen für Durchschnittshaushalte verbessern.

Neuer Partner am Stand: Die Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e. V. (gif) hat in zwei Vorträgen vorgestellt, wie Unternehmen soziale Nachhaltigkeit (den Schlüsselfaktor S in ESG) auf dem Weg zu einem europäischen Bewertungsstandard bemessen können. So bekommt das S mehr Akzeptanz und schafft ein gemeinsames Verständnis der Kriterien. „Die soziale Komponente wird nicht nur im Wohnungsbau, sondern auch in anderen Nutzungsarten an Bedeutung gewinnen.“, so Prof. Verena Rock. „Der Social Impact wird auch Mehrwert im Sinne von Rendite generieren. Im Gegenzug werden Immobilien an Wert verlieren, wenn sie künftig nicht das „S“ abbilden können.“

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Die 25 Mitaussteller 2024: Adolf Lupp GmbH & Co. KG, AMADEUS Group, Bauunternehmung Albert Weil AG, Faber & Schnepp Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG, gif - Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e.V., GPEP GmbH, HTAI Hessen Trade & Invest GmbH, IMAXX - Gesellschaft für Immobilienmarketing mbH, IMAXXAM Asset Management GmbH, Kreissparkasse Weilburg, KuBuS generalplanung gmbh, Lahn-Dill-Kreis, Landkreis Gießen, Mittelhessische Wohnen plus GmbH, Revikon GmbH, Sparkasse Gießen, Sparkasse Marburg-Biedenkopf, Sparkasse Oberhessen, Stadt Wetzlar, Universitätsstadt Gießen, Universitätsstadt Marburg, Vogelsbergkreis, Volksbank Mittelhessen eG, Volksbank Rhein-Lahn-Limburg eG, Wirtschaftsförderung Limburg-Weilburg-Diez GmbH

Die 10 Sponsoren 2024: Architekten Ritz & Losacker GmbH, Haka Projektentwicklung GmbH & Co. KG, Infrareal Holding GmbH & Co. KG, Knorz Bürosysteme GmbH, Möller Theobald Jung Zenger, Regierungspräsidium Gießen, S + S Grundbesitz GmbH, Stadtwerke Gießen GmbH, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Marburg-Biedenkopf mbH

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Fotos: Tim Lochmüller