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Arbeitskreis A49
nach 20 Jahren verabschiedet

Die Mitglieder des Arbeitskreistreffens trafen sich am 8. Juli 2024 in der Autobahnmeisterei Stadtallendorf
Die Mitglieder des Arbeitskreistreffens trafen sich am 8. Juli 2024 in der Autobahnmeisterei Stadtallendorf

53 Jahre Autobahn, 20 Jahre Arbeitskreis:

Lückenschluss durch Schulterschluss.

Die offizielle Eröffnung der A49 steht noch bevor, der Arbeitskreis zum Thema hat seine Tätigkeit bereits beendet. Von 2005 bis 2024 hatte man sich zusammengetan, um für die Anbindung an den Wirtschaftsstandort Mittelhessen einzutreten. Ziel war es, den Ausbau der Autobahn durch politische und öffentliche Unterstützung sowie Informationsvermittlung zu realisieren.  

Der Abschluss des Projekts A 49, dessen Planung 1971 nach dem Startschuss in 1969 begann, markiert einen Meilenstein für die Region. Nicht nur der Bau und die Finanzierung gestalteten sich herausfordernd, von Beginn an war das Vorhaben auch durch Widerstand geprägt. Mitglieder des Arbeitskreises für die A49 waren die Anrainer-Kommunen, die großen Arbeitgeber aus Stadtallendorf und Kirchhain, die IHK Gießen-Friedberg und Kassel-Marburg sowie Vertreter der Landkreise und des Regierungspräsidiums Gießen. Das Regionalmanagement Mittelhessen brachte alle Akteure zusammen. Kampagnen und Informationsarbeit trugen dazu bei, eine breite Akzeptanz für das Projekt zu schaffen und sowohl politische als auch gesellschaftliche Unterstützung zu gewinnen. 

Stopps und Weiterbau, Beschlüsse und Klagen:

Rückblick auf 20 Jahre Engagement

2005 lag der damalige Weiterbau der A49 schon fast 10 Jahre brach: „Der Lückenschluss der A49 muss schnellstmöglich kommen. Im Sinne der Wirtschaft, im Sinne der Bürger und im Sinne der Region Mittelhessen.“, so lauteten die Auftakt-Worte des ehemaligen Regierungspräsidenten Wilfried Schmied beim ersten Treffen des Arbeitskreises am 27.05.2005 in seiner damaligen Tätigkeit als Vorsitzender des Vereins Mittelhessen e.V. Als Arbeitskreis-Leiter wurde Ferrero-Bereichsleiter Detlev Brömer gewählt. Er betonte: „Die Sicherung der Arbeitsplätze in der Region durch den Ausbau der A 49 ist meine persönliche Motivation zur Mitarbeit in diesem Arbeitskreis.“ Ob damals bereits alle ahnten, dass sich die Tätigkeit des Arbeitskreises noch 20 weitere Jahre hinzieht?

2007 ergab eine Umfrage: 93% der Mitgliedsunternehmen von IHK Kassel und der IHK Gießen-Friedberg fordern den raschen Weiterbau der Autobahn 49. Laut dem damaligen Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Alois Rhiel zählte der rasche Lückenschluss der A49 zwischen Kassel und Gießen zu den "Top-Prioritäten der hessischen Verkehrspolitik". Da fehlte allerdings noch das nötige Geld für den Abschnitt, also sollte ein Planfeststellungsbeschluss unterschrieben werden, um dem Bundesverkehrsminister ein Ultimatum zu stellen. Die Finanzierung sollte sich aber noch etwas hinziehen und 2008 ging die erste Klage gegen den Beschluss beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ein.

2012 hieß es endlich: „Die Autobahn A 49 kann gebaut werden, die Genehmigung liegt für die ganze Trasse vor.“ Ulrich Eitel, Geschäftsführer der Marburger Tapetenfabrik und mittlerweile neuer Arbeitskreisleiter, kündigte damals die Einladung des ehemaligen Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung an: „Peter Ramsauer muss sehen, was die Industrie hier ausmacht! Wir sind sicher, dass die Priorität der Finanzierung auf den Weiterbau gelegt wird.“ Dr. Lars Witteck ergänzte: „Wir stehen solidarisch zusammen, die Unterstützung auf allen politischen Ebenen ist da. Zusammen werden wir den Minister überzeugen.“

2015 konnte die Durchfinanzierung für den Weiterbau der Autobahn A49 zwischen Neuental und Gemünden/Felda in Gesprächen zwischen Bund und Land erreicht werden. „Als Vertreter von betroffenen Kommunen, Unternehmen und Kammern haben wir uns nach der Erteilung von Planungsrecht auf allen Ebenen dafür eingesetzt, letztlich mit Erfolg“, bilanzierte Eitel. Für den ersten Bauabschnitt zwischen Neuental und Schwalmstadt-Treysa sollten 120 Mio. Euro aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung gestellt werden. Der zweite und dritte Bauabschnitt bis Gmünden sollte nach einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung privat und als ÖPP-Projekt realisiert werden.

2018 folgte dann das komplette Baurecht für die A 49: Der Arbeitskreis begrüßte diese Erteilung, welche einen entscheidenden Schritt für den Weiterbau der Autobahn darstellte. Sie trug zu erheblichen Fortschritten für den Lückenschluss der A 49 bei. Mit der Kampagne "Ja zum Weiterbau der A49" im Jahr 2019 zeigte der Arbeitskreis den starken Rückhalt in der Bevölkerung für das Projekt auf.

2020 begrüßte man die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zugunsten des Weiterbaus der A 49, die den Weg für die Fortsetzung der Bauarbeiten ebnete. „Der Seufzer der Erleichterung war weithin hörbar“, so Eitel. Die Unterstützerinitiative "JA49" fand große Resonanz und verdeutlichte den breiten Rückhalt in der Bevölkerung für den Weiterbau. „Mit der Kampagne möchten wir sachlich informieren. Zugleich machen wir die vielen Befürworter sicht- und hörbar.“, so Jens Ihle, Geschäftsführer des Regionalmanagement Mittelhessen. Entgegen der medialen Präsenz der Demonstrationen fanden nun auch die Unterstützer eine Plattform.

Würdigende Stimmen beim Abschlusstreffen

Die Mitglieder des Arbeitskreises trafen sich am 8. Juli 2024 in der Autobahnmeisterei Stadtallendorf, dem ÖPP-Projektverfügbarkeitsmodell A49 von Fritzlar bis zum Ohmtal-Dreieck, Hausherr war die Autobahngesellschaft. Jens Ihle hatte das Protokoll der ersten Sitzung des Arbeitskreises dabei: „Wir wollten immer eine Plattform für konstruktiven, ehrlichen Dialog sein. Das hat diesen Arbeitskreis erfolgreich durchs Projekt gebracht. Herr Limbacher z.B. (Handwerkskammer Kassel) ist mit einer Influencerin, die eine ganz klare Position gegen die Autobahn hatte, vor die Kamera getreten. Wir haben immer den fairen Dialog gesucht und standen für den journalistischen Grundsatz "Höre die Gegenseite".“

Sören Bartol (MdB, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen) ergänzte: „Der hohe, politische Zusammenhalt über die Parteigrenzen hinweg hatte einen großen Wert. Aber die Stimmen für die A49 dürfen nicht verstummen. Wenn diese Autobahn in Funktion ist, werden sich wieder Menschen bei politisch Verantwortlichen aus Städten und Kommunen melden, die nicht zufrieden sind. Die Autobahn wird viel Verkehr aufnehmen, aber wir machen riesige Ausgleichsmaßnahmen von hoher Qualität.“

Für Arbeitskreisleiter Ulrich Eitel war wichtig, dass die Politik durch die Kommunikation der Befürworter als Resonanzkörper merkte: „Die Region, vertreten durch Kommunen und Industrie, traten geschlossen für die A49 ein.“ Er lobte die Rolle des Regionalmanagement als Bindeglied zwischen Kommunen, Industrie und Politik. Dies und der Arbeitskreis habe der Region zu einer einheitlichen Sprache verholfen. Auch für die Industrie werde jetzt endlich der Traum von über 50 Jahren A49 wahr: "Ein großartiger Tag. Wir können mit größter Zustimmung feststellen, dass das Projekt A 49 vollendet und realisiert ist. Damit kann sich der Arbeitskreis auflösen. Wir sind sehr zufrieden."

Karl Friedrich Friauf (Amt für Straßen- und Ver­kehrswesen Marburg) hat sein halbes Leben mit der A49 verbracht. In dieser Zeit hat er die Autobahn-Bürokratie vollends kennengelernt: Von Raumordnungs- über Linienbestimmungs- bis zum Planfeststellungsverfahren für einen Bereich von 80.000km² - alles das hat das Team durchlaufen. „Trotz aller Herausforderungen wie FFH-Gebieten, Klagen und Ausnahmeverfahren gelang es mit dem Einsatz der Engagierten und politischer Unterstützung, das Projekt voranzutreiben und erfolgreich umzusetzen. Eine solche Menge großer Verfahren in „nur“ 18 Jahren zu durchlaufen, das geht nur mit einem tollen Team. Wie der Arbeitskreis die Unternehmen und die Politik zusammengebracht hat: top."

Dr. Daniel G. Schneider (Projektleiter Projektmanagementgesellschaft DEGES) freute sich über den erfolgreichen Projektablauf: „Wir können aller Voraussicht nach bald den Verkehr freigeben. Das ist ein großer Erfolg für den Infrastrukturbau in Deutschland. Durch die Unterstützung des Arbeitskreises während kontroverser Proteste und der klaren Kommunikation sowie Bündelung der Befürworter-Stimmen konnte die Realität des Projekts dargestellt werden. So wurden beide Seiten gehört. Es hat uns in der täglichen Arbeit geholfen, dass die schweigende Mehrheit mitbekommt, dass dieses Projekt auch gewollt wird. Wir sind für die Umsetzung zuständig und deshalb muss drumherum der passende Rahmen gegeben sein.“

Wilfried Schmied (ehemaliger Regierungspräsident des Regierungspräsidiums Gießen) zeigte sich stolz über die positive Entwicklung des A 49-Projekts. „Ich bin außergewöhnlich stolz darauf, dass aus der damaligen Idee nun etwas Wunderbares geworden ist. Das zeigt auch die Würdigung von MdB Bartol heute.“ Er betont die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den kommunalen, politischen und technischen Akteuren und sieht darin ein Vorbild für die Förderung von Projekten durch effektive Kommunikation und Kooperation. „Daran sollten wir auch an anderen Orten arbeiten.“

Die Stimmen verdeutlichen das langjährige Engagement und die enge Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen, welche maßgeblich zum Erfolg des A 49-Projekts beigetragen haben. Die kommunale Einbindung, politische Unterstützung und effektive Kommunikation waren entscheidend für die Realisierung dieses bedeutenden Infrastrukturprojekts.

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