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mittelhessen.digital gastiert
in der Rock Pop Jazz Academy of Music

„Stark im Talent, Stak im Mittelstand, Stark im Transfer?“ Dr. Thomas Ramge über deutsche Innovationen

80 Gäste folgten am vergangenen Dienstag, den 18.11., der Einladung des Netzwerks Mittelhessen.digital auf die Veranstaltungsfläche „Outzeit“ an der Automeile in Gießen. Dort widmete sich der vielfach ausgezeichnete Sachbuchautor und Innovationsexperte Dr. Thomas Ramge (Bundesagentur für Sprunginnovationen) der Frage: „Wie innovativ ist Deutschland (noch)?“

Im Global Innovation Index fällt Deutschland 2025 erstmals aus den Top 10, und auch die Einzelkategorien zeichnen ein klares Bild:

  • Die digitale Entwicklung hinkt hinterher. Deutschland belegt nur Platz 48 bei der „Mobile App Creation“ und verliert im Bereich Online-Services (eGovernment) innerhalb eines Jahres 42 Plätze.
  • Fehlende Dynamik bei Start-ups: Schwache staatliche Unterstützung (Rang 41) und ein eingeschränkter Zugang zu Wagniskapital (Rang 35) hemmen Neugründungen.
  • Die Investitionen in Bildung sind zu niedrig (Rang 56), was sich langfristig auf die Innovationskraft auswirkt.
  • Auch bei der Infrastruktur (Rang 28) und der Innovationsdynamik des Marktes besteht Nachholbedarf.

Coopetition als Schlüssel für die Wende

Ramge zeigt: Der Abstieg ist in den Daten klar erkennbar. Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung, denn der Schlüssel der deutschen Wirtschaft liegt laut Ramge in ihrer Effizienz. Der Global Innovation Index verdeutlicht außerdem: Der Output an Innovation – also neue Patente und Produkte – ist in Deutschland nach wie vor deutlich höher, als es die Input-Faktoren, etwa die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, erwarten lassen würden.

Ramge sieht die Gründe hierfür in der Bildung von Innovationsclustern: Kooperation und Wettbewerb (Coopetition) schließen sich nicht aus. So ebnete beispielsweise die Zusammenarbeit und der Datenaustausch von Pharmakonzernen den Weg für die schnelle Entwicklung von mRNA-Impfstoffen, an der mit BioNTech und AstraZeneca zwei europäische Unternehmen maßgeblich beteiligt waren.

Mittelhessen als Chance

Außerdem betont Ramge: Auch Mittelhessen steht exemplarisch für die Chancen Deutschlands, durch gezielte Stärkung bestehender Kompetenzen, innovative Clusternetzwerke und eine bessere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft künftig eine herausragende Rolle als Innovationsstandort einzunehmen.

Die Region verzeichnet bereits Weltklasse-Potenziale in BioTech, MedTech und Health Data. Auch für Automotion, Robotik und KI in der Produktion sind die Voraussetzungen durch einen starken Mittelstand und die technischen Studiengänge ideal. Zudem ist mit über 65.000 Studierenden ausreichend unternehmerischer Nachwuchs vorhanden.

Abschließend fand eine interaktive Campfire Session zu Trends der Wirtschaft 4.0 statt. Fünf Mitgliedsunternehmen moderierten Thementische zum US Cloud Act (Digital Data), zur Markenkommunikation (unverzichtbar), zu KI-Governance (ibo akademie), zu KI in Geschäftsprozessen (efec) und zur datenschutzkonformen KI-Nutzung (Sylphen).

"Wir sind zukunftsfähig“

Das Kompetenznetzwerk Mittelhessen.digital wurde vom Regionalmanagement Mittelhessen initiiert und möchte Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstützen. „Der Vortrag von Dr. Thomas Ramge hat uns gezeigt, dass wir in Mittelhessen alle Voraussetzungen für eine gute Zukunftsfähigkeit besitzen. Die Basis dafür ist ein Innovationsökosystem, das auf Kollaboration beruht. Hier spielt das Regionalmanagement eine wichtige Rolle: Wir organisieren diese Kooperationen und schaffen Begegnungen – so wie heute“, fasst Jens Ihle, Geschäftsführer der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH, zusammen.

Das Netzwerk Mittelhessen.digital ist Teil des Projekts „Digitalisierung, Gründung, Innovation in Mittelhessen" und wird von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert.

Fotos: Marco Kessler Media Shots