Wenn Unternehmen Fachkräfte suchen, wenden Sie den Blick immer öfter in die eigene Belegschaft: Ein Mittel der Wahl ist die Nachqualifizierung – und insbesondere dort ein Thema, wo ein hoher Bedarf an gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, so die Meinung des Arbeitskreises „Neue Wege zur Fachkräftesicherung“ im Netzwerk Bildung des Regionalmanagements Mittelhessen. Ein Beispiel aus der Praxis in der Firma Metall-Kontor GmbH in Staufenberg zeigt, dass Weiterbildung auch ein Instrument ist, um Beschäftige langfristig an das Unternehmen zu binden. Denn: „Die Mitarbeiter machen schließlich das Unternehmen aus“, sagt Metall-Kontor-Verkaufsleiter Dirk Eberling.
„Das war eine Win-Win-Situation“, sagt Eberling, dessen Unternehmen im Staufenberger Stadtteil Treis nicht nur Metalle verschiedener Art, sondern auch deren Umarbeitung, Präzisionszuschnitte und Oberflächenbearbeitung anbietet. Angefangen hat Sören Schumann dort vor zehn Jahren als Auszubildender zur Fachkraft für Lagerlogistik. Einige Jahre arbeitete er dann in diesem Beruf und fiel dabei bereits seinen Vorgesetzten durch sein Engagement auf – und durch seinen Wunsch, es beruflich nicht beim Logistiker belassen zu wollen.
Hier kam Schumann zugute, dass er bei seiner Arbeit im Lager natürlich viel über die Produkte des Unternehmens lernte – ideale Voraussetzungen für die Arbeit im Vertrieb, wie Eberling berichtet. Als schließlich im Verkauf mehr Personal gebraucht wurde, sprach ihn die Geschäftsleitung auf die Möglichkeit eines Wechsels an. „Er hat umgehend zugestimmt“, erinnert sich der Verkaufsleiter. „Das war für mich nicht nur die Chance, mich kaufmännisch weiterzubilden“, sagt Schumann selbst rückblickend. Motiviert habe ihn auch, dass er selber etwas zur Sicherung seines Arbeitsplatzes habe beitragen können.
Schumanns Nachqualifizierung bis hin zum Abschluss als Kaufmann im Groß- und Außenhandel hat die Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) in Marburg mit ihren externen Schulungen ermöglicht. Initiiert habe dies die Initiative ProAbschluss, die mit ihren Bildungspoints als Anlaufstelle für Nachqualifizierungs-Willige fungiert. „Das war ein Glücksfall“, sagte Eberling. „Denn Herr Schumann konnte auf diesem Weg dem Unternehmen voll mit seiner Arbeitskraft erhalten bleiben.“ Unterricht bei der DAA gab es jeweils einmal unter der Woche abends sowie am Samstag. Nach sechs Monaten hatte Sören Schumann schließlich seinen neuen Berufsabschluss in der Tasche.
Für Georg Dettloff, Leiter des DAA-Kundenzentrums, ist diese Form der Weiterbildung auch ein Mittel, langfristig die Zufriedenheit der Angestellten zu verbessern: „Wichtig ist die Perspektive für die Mitarbeiter“, die ihre Kompetenzen so besser nachweisen könnten, sagte Dettloff vor kurzem während eines Workshops zur Fachkräftesicherung, den das Netzwerk Bildung im Regionalmanagement Mittelhessen in Limburg veranstaltete. Das Netzwerk hat sich bereits seit einiger Zeit das Ziel gesetzt, Fachkräftepotenziale zu identifizieren und durch gezielte Kommunikation Unternehmen bei der Aktivierung solcher „stillen Reserven“ zu unterstützen. Neben der Möglichkeit zur Nachqualifizierung liegen weitere Schwerpunkte des Netzwerks auf den Themen Berufswiedereinstieg und Teilzeitausbildung.
Dirk Eberling hat im Rückblick nur Positives über seiner Erfahrung mit Schumanns beruflicher Neuausrichtung zu berichten: „Dass Betriebe und Mitarbeiter so die Möglichkeiten haben, ‚Qualifizierung‘ groß zu schreiben, findet meine volle Unterstützung“, sagt er. Auch die Erfahrungen, die Schumann aus seiner Arbeit im Lager in den Verkauf mitgebracht hat, hätten dem Unternehmen genützt. „Durch diese Art von Weiterbildung wird das Verhältnis zwischen Mitarbeiter und Unternehmen gestärkt.“ Für die Mitarbeiterbindung sei dies ein wichtiger Baustein: „Man nimmt sich an die Hand und geht diesen Weg gemeinsam.“
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