Am Mittwoch ist in München nach drei Tagen die Expo Real, Europas führende Messe für Immobilien und Investitionen zu Ende gegangen und ihre Bilanz reflektiert den Boom in der Immobilienwirtschaft mit einem neuen Rekord: „2095 internationale Unternehmen, Städte und Regionen stellten aus, 2017 waren es 2.003“, berichtet Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung, Messe München. Einer der Aussteller war der mittelhessische Gemeinschaftsstand, an dem 26 kommunale und privatwirtschaftliche Standpartner ihre Angebote präsentierten. Aus Sicht der Aussteller aus Mittelhessen war auch der 14. gemeinsame Messeauftritt unter der Regie des Regionalmanagements Mittelhessen erfolgreich, wie die Vorsitzende des Aufsichtsrates und Landrätin Kirsten Fründt betont: „Wir werden als Region positiv wahrgenommen, deswegen ist es wichtig, dass Mittelhessen auf der Expo Real gemeinschaftlich auftritt.“ Ihr Kollege, der Limburger Landrat Manfred Michel pflichtet bei: „Die Messe ist nicht nur wegen der Immobilien hoch interessant, sondern weil die Leute, die sich damit beschäftigen alle vertreten sind.“ So bekomme man sehr schnell Verantwortliche. Da er als Landrat ausscheide, bilanziert er seine letzte Messe: „Es hat mir immer Freude gemacht, hier zu sein und dazu beizutragen, dass es bei uns aufwärts geht.“ Wolfram Dette, der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete des Lahn-Dill-Kreises sieht ebenfalls die Chance, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu intensivieren, als größten Nutzen an. Er war dieses Jahr erstaunt, wie viele Binnenkontakte man am Stand herstellen kann. Die mittelhessische Einheit betont auch Dr. Jens Mischak, Kreisbeigeordneter des Vogelsbergkreises: „Es hat sich bewährt, gut, dass alle mittelhessischen Landkreise dabei sind, die Stimmung am Stand war auch unter den Standteilnehmern sehr gut.“
Dieser Meinung ist auch Rolf Witezek, Vorstand der Volksbank Mittelhessen: „Ich habe nach diesem Jahr das Gefühl, dass wir wirklich in Mittelhessen angekommen sind. Wir sind alle zusammen: ich sehe Vertreter von Limburg bis zum Vogelsberg. Das bestätigt den Nutzen des Standes und das Miteinander.“ Konkrete Abschlüsse kann die Volksbank-Tochter IMAXX mit ihren Gesellschaften vorweisen, wie Jochen Ahl betont: „Nach vielen Gesprächen konnten wir die DB Bahnpark als Pächter des neuen Parkhauses am Jobcenter gewinnen, so dass alle Parkhäuser um den Bahnhof von einem Pächter betrieben werden. Konkret sind das 453 Stellplätze, die zum Teil zum Jobcenter gehören. Der Großteil aber wird frei zur Verfügung stehen für Pendler und Bewohner des neuen Gebietes am ehemaligen Güterbahnhof.“ Ahl kann aber noch einen zweiten Erfolg vorweisen: so ist der der gewerbliche Teil des ehemaligen Bundesbankgebäudes an einen heimischen Projektentwickler verkauft worden. Ahl: „Was genau geplant ist, teilen zusammen mit dem Investor mit. Den Gebäudeteil mit den Wohnungen behalten wir jedoch vorerst.“ Kein Wunder, dass Ahl die Präsenz auf der Messe schätzt: „Die Stimmungslage ist wirklich gut, es findet externes und internes Netzwerken statt. Gute Gespräche hatten wir auch mit der Stadtplanung über die Projekte in der Marburger Straße und im Gießener Brauhaus.“ Die weiteren Unternehmensvertreter am Stand stimmen zu: „Arbeit, für die man normalerweise drei Monate braucht, schaffen wir auf dieser Messe in drei Tagen“ Dirg Parhofer, Geschäftsführer der Limburger Amadeus Group zieht auch eine weitere Bilanz: „Wir fühlen uns mit jedem Jahr wohler und haben gute Geschäfte gemacht.“ Dazu habe auch das abendliche Get-together beigetragen, bei dem Amadeus als Sponsor aufgetreten sei. Über gute Geschäfte kann auch Jörg Fischer von der GHI Gesellschaft für Handel und Immobilien mbH berichten, die im aktuellen Jahr Projekte in der Größenordnung von 65 Millionen Euro vor Baubeginn veräußert habe und jetzt zur Umsetzung bringe: „Es ist eine Riesen-Nachfrage da, es werden Immobilien gesucht, aber nicht nur Wohnungen, sondern Investments und das auch von großen Anlegern. Die Nachfrage von großen Anlegern und Fonds kommt mittlerweile auch vom Ausland, zum Beispiel aus dem arabischen Bereich Die wollen investieren in Hessen.“
Thematisch ging es auch dieses Jahr neben der Entwicklung und Finanzierung von Gewerbeflächen um den Wohnbau. Fischer weiter: „Wir entwickeln im Kreis Gießen in Lich ein Baugebiet, wo wir Doppelhäuser als bezahlbaren Wohnraum bauen. Wir wollen bezahlbare Lösungsansätze für junge Familien abbilden und nicht nur Bauplätze verkaufen. Dem Thema werden wir uns auch zukünftig annehmen.“ Landrat Manfred Michel hat hier eine klare Position: „Ich glaube, die Kommunen müssen wieder eigenständig mit dafür sorgen, dass es bezahlbaren Wohnraum gibt“. Diese Überlappung von Themen sieht Ilona Roth, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Gießen sehr positiv: „Egal, ob bei Finanzinvestoren, Kommunen, Bauträgern oder von Seiten der Kreditinstitute. Das ist spannend und wir erleben dadurch viele Synergien und gegenseitige Unterstützungen.“ Man kenne sich und auch neue Player wie die beiden Sparkassen Oberhessen und Dillenburg fügten sich gut ein. Auch die Adolf Lupp GmbH & Co KG fühlt sich auf dem Stand wohl, wie Geschäftsführer Matthias Kaufmann bestätigt: „Die Stimmung ist gut und die Nachfrage nach Bauleistungen ungebrochen hoch“ Zugleich sehe er aber wie die anderen Bauunternehmen Grenzen in der Entwicklung des Booms: „Vielen Projektentwicklern laufen die Kosten davon, wir sehen die Engpässe vor allem bei Nachunternehmern“. Neben der Suche nach Fachkräften seien die steigenden Kosten bei Löhnen und Material ein Hemmnis. Dies gelte auch für das Gießener Unternehmen Faber & Schnepp, bestätigt Geschäftsführer Matthias Möhl: „Kostensteigerungen müssen im Verkauf wieder erzielt werden. Um von den Vorteilen der Digitalisierung zu profitieren, führen wir derzeit in Kooperation mit der THM das Building Information Modelling (BIM) ein.“
Klaus Rohletter, Geschäftsführer der Bauunternehmung Albert Weil AG, stellte ein hohes Interesse an der Region und ihren Projekten fest und fordert bei Bauprojekten von den Kommunen ein klares Bekenntnis zur Entwicklung ihrer Infrastruktur: „Wir müssen die Bürger da mitnehmen, dann akzeptiert die Bevölkerung auch, dass Entwicklungen entstehen.“ Ortsumgehungen zum Beispiel würden auch Gewerbe nach sich ziehen. Rohletter hebt die Zusammenarbeit am Stand hervor und hofft, dass dieser Schwung in Mittelhessen erhalten bleibt.
Jens Ihle, Geschäftsführer der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH, die für die Organisation des Gemeinschaftsstandes verantwortlich ist, bilanziert abschließend: „Es ist erfreulich zu sehen, wie der Teamgeist der mittelhessischen Akteure auf dem Stand von Jahr zu Jahr wächst. Die Expo Real ist der Ort, wo konkrete Projekte und Ideen besprochen werden, Konflikte gelöst und innovative Konzepte gesponnen werden. Die Wirkungskette Kennenlernen, Vertrauen aufbauen, gemeinsam umsetzen funktioniert.“ Oft sei dann das eine Gespräch unter vielen das entscheidende Zünglein an der Waage. Davon gab es einige - so das Feedback der Partner. Er wagt einen Ausblick: „Wir stellen fest, dass die Branche und auch unsere Akteure am Anschlag agieren. Dabei werden die Knappheit an geeigneten Flächen und Fachkräften und die gestiegenen Kostenstrukturen zunehmend zum Engpass und wirken sich auf die Renditen aus.“ Ein sehr wichtiges politisches Megathema sei und bleibe der bezahlbare Wohnraum. In Deutschland werden 2018 19 Milliarden Euro im Wohnungsbau investiert, aber die Knappheit in den wachsenden Städten ist noch lange nicht behoben. „Als Regionalmanagement arbeiten wir daran, Plattformen anzubieten, um gemeinschaftlich Probleme regional zu lösen. Dazu tragen viele bei und dafür sind wir dankbar, wie zum Beispiel der Amadeus Group, die am Stand das abendliche Get-Together ermöglicht hat.“
44.536 Teilnehmer aus 72 Ländern (2017: 41.775 / 75) kamen zur EXPO REAL nach München, ein Plus von 6,6 Prozent. Die Gesamtteilnehmerzahl unterteilte sich in 21.692 Fachbesucher (2017: 20.016) und 22.844 Unternehmensrepräsentanten (2017: 21.579). Die Top Ten-Besucherländer waren nach Deutschland: Großbritannien und Nordirland, die Niederlande, Österreich, Polen, die Schweiz, Frankreich, die Tschechische Republik, Luxemburg, die USA und Spanien.